S hat überlebt – Mercedes S-Klasse W116 mit Kult-Status

Kulturerbe vor dem Verfall bewahrt: W116 280 SE als Schönwetterauto

S hat überlebt – Mercedes  S-Klasse W116 mit Kult-Status: Kulturerbe vor dem Verfall bewahrt: W116 280 SE als Schönwetterauto
Erstellt am 5. März 2010

Man mag darüber diskutieren, ob die heute in aller Munde befindliche „S-Klasse“ ihre Geburtsstunde im W116 oder im W108 erleben durfte, für den echten Kulturgut-Bewahrer sind das alles Nebensächlichkeiten. Roland Völkl steht zu seiner S-Klasse. Was, wenn nicht die überdurchschnittlich lange Haltedauer von nunmehr 27 Jahren, spricht sonst für die Intensität dieser Zweierbeziehung mit dem gewissen Stern?

Als am 2. Januar 1979 dieser W116 das Licht der späten Siebziger-Welt erblickte, standen die Village People mit „Y.M.C.A.“ auf Platz Eins der deutschen Musikcharts. Und auch sonst war einiges los in Deutschland und der Welt. Wer sich seinerzeit ein Auto kaufte, machte sich keine großen Gedanken um Sonderausstattungen.

30 Jahre sind doch kein Alter

In einer Zeit, wo ein Lenkrad und vier Türen bei vielen Automobilherstellern als ausreichend angesehen, fuhr man bei Mercedes das volle Programm auf. Elektrische Fensterheber und ein elektrisches Schiebedach zählten bei den Stuttgartern ebenso zur Ausstattung wie ein Drehzahlmesser, ein Tempomat und eine Scheinwerfer-Reinigungsanlage. Letztere kommt übrigens mit den kultig anmutenden Miniatur-Scheibenwischern zum Sauberhalten der Streuscheiben daher. Auch die Anzahl von vier Kopfstützen in einem Fahrzeug war für damalige Verhältnisse etwas Besonderes.



Allein der AMG-Frontspoiler dürfte heute eine Raritat sein!

Reisen statt Rasen!

Der Vorbesitzer orderte den heutigen Mercedes Youngtimer mit dem samtweichen Sechszylinder-Motor mit 2717 ccm Hubraum. Die K-Jetronic Einspritzanlage verteilt das kostbare Super recht großzügig auf die sechs Töpfe und verhilft dem Triebwerk so zu 185 PS Leistung. Reisen statt Rasen lautete auch damals das Motto kultivierter Fortbewegung.

Hochglänzende Qualitäten

Frei interpretiert nach dem Motto „das Auge isst mit“ gönnte Roland dem Motor gleich nach dem Kauf eine optische Überarbeitung. Öffnet man die Motorhaube, stechen sofort die verchromten Oberflächen ins Auge. Der mit dem Galvanisieren beauftragte Betrieb aus Mannheim leistete ganze Arbeit, wenn man bedenkt dass der Chrom inzwischen über ein Vierteljahrhundert alt ist.

Koni-Fahrwerk

Die Arbeiten am Motor des Mercedes Klassikers führte Roland (wie übrigens sämtliche Umbauten auch) im ersten Jahr nach dem Kauf durch. Ein modifiziertes Koni-Fahrwerk legt den Wagen vorne um 60, hinten um 40 Millimeter tiefer.

Rial Felgen statt Schubkarren-Räder

Mit den originalen 14-Zoll Rädern sah die S-Klasse aus wie die vielzitierte Schubkarre. Kein Vergleich zu den Rial Felgen in 9x16“. Hankook Reifen in 225/50 vorne und 245/45 hinten verleihen der Limousine einen satten Stand. Bei der Rad-/Reifenkombination mit Einpresstiefe 11 handelt es sich übrigens um eine Sonderabnahme, wie Roland betont. Im Gutachten war die Vorderachse nämlich mit acht Zoll breiten Rädern bestückt. Damit sich diese Kombination auch beim Einlenken und Einfedern berührungsfrei drehen konnte, erwärmte der Mertesheimer die Bördelkante in der Radhausmitte mit einem Heissluftfön und schlug sie nach leicht nach innen um.

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Ein Raubvogel gibt den (Farb-)Ton an!

Der attraktive Lack der Mercedes S-Klasse hört auf den Namen "Milanbraunmetallic" und befindet sich seit dem Tag der Produktion auf dem Fahrzeug. Trotz einiger kleiner Gebrauchsspuren weiß Roland die Qualität des damaligen Nitro-Farbauftrages zu schätzen und lehnt eine Neulackierung vehement ab. Der Mercedes Youngtimer wird ohnehin nicht mehr tagtäglich bewegt. Das Wort „Winter“ ist für diesen W116 ein Fremdwort. Auch das dürfte ein Grund für den guten Zustand des ansonsten für seine Schwachstellen bekannten Blechs sein – kein Salz, kein Rost.

Auch innen jung geblieben

Was in den Siebziger Jahren das Wort Qualität bedeutete, kann man heute (drei Dekaden später) am Gesamtzustand der Innenausstattung sehen. Die Bambus-Velours-Ausstattung befindet sich in einem beneidenswerten Zustand. Das nachgerüstete Raid Holzlenkrad passt gut zur Zebrano Holzausstattung. Ans Becker Classic schloss der Betriebsschlosser einen Pioneer Zweikanal-Verstärker und eine Pioneer Lautsprecheranlage an.

Silberhochzeit der besonderen Art

Die Weinbrandflasche im Kofferraum ist natürlich nur ein Gag. Tatsache dagegen ist, dass diese Mercedes S-Klasse im ersten Jahr nach seinem Kauf von Roland in den vorliegenden Zustand versetzt wurde und seit nunmehr 26 Jahren unverändert gefahren wird. Dagegen sieht auch ein teurer Single Malt ganz schön alt aus. Ein Tost auf Roland, den W116 und diese ganz besondere Silberhochzeit!



Text: Igor Vucinic

Fotos: Thomas Ebeling

Mercedes-Fans Facts

33 Bilder Fotostrecke | S hat überlebt – S-Klasse mit Kult-Status: Kulturerbe vor dem Verfall bewahrt: W116 280 SE als Schönwetterauto #01 #02 Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz 280 SE W116

Baujahr: 1979

Motor: 2,8 Liter Reihensechszylinder mit 136 kW/185 PS Leistung, K-Jetronic Einspritzanlage, viele Motorteile verchromt

Räder: Rial Tiefbettfelgen, rundum in 9x16 ET11 mit Hankook K104 Reifen, vorn in 225/50 R16, hinten 245/45 R16

Fahrwerk: Koni Fahrwerk mit 60/40mm Tieferlegung

Karosserie: vordere und hintere Radläufe gebördelt, Chromradläufe, Originallack „Milanbraunmetallic“ von 1979

Innenraum: Raid Holzlenkrad, Zebrano Holzschalthebel, Original Bambus Velours-Innenausstattung

ICE: Becker Classic Radio, Pioneer GM 3000 2x150 Watt Endstufe, Pioneer Lautsprecher

2 Kommentare

  • Sterninator

    Sterninator

    Am meisten fasziniert mich ja an diesem Auto das Interieur. Weiß eigentlich jemand, ob eierschalen-gelbe W116er mit grünem Velours überlebt haben?
  • HanSchopp

    HanSchopp

    Wow... So stellte ich mir einen w116 als Tuningobjekt vor. Einfach ein Traum :)

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