Als Architekt ist Christian Schramm eine harmonische Balance von Form, Funktion und Emotionalität wichtig. Welches Auto wäre für den Fan klassischer Mercedes-Modelle da besser geeignet, als ein Mercedes 300 SL? Denn der legendäre Roadster der Baureihe W198-II verbindet wie kaum ein anderer Sportwagen stilistische Ästhetik mit atemberaubender Leistung.
Der W198-II wird höchsten Ansprüchen gerecht
Das Arbeitsgebiet des angesehen Architekturbüros erstreckt sich über den einfachen Hausbau bis zu städtebaulichen Gesamtentwürfen. Dabei messen wir dem formal-ästhetischen Aspekt der Architektur einen hohen Rang zu, betont Christian Schramm. Letztendlich ist eine architektonische Lösung nämlich erst dann gelungen, wenn sie ihre Identität aus den spezifischen Bedingungen der Funktion, der Sinngebung, der Konstruktion und des Materials bezieht. Ein Anspruch der sich ohne Abstriche auf die Konzeption des Mercedes 300 SL übertragen lässt.
Mercedes 300 SL: Der Supersportwagen der 50er Jahre
Unter der Verkaufsbezeichnung Mercedes 300 SL wird der Sportwagen in den Jahren 1954 bis 1957 als Coupé mit Flügeltüren und in den Jahren 1957 bis 1963 als Roadster angeboten. Ursprünglich geht die Idee auf den US-amerikanischen Mercedes-Importeur zurück, der den Bau eines leistungsstarken Sportwagens anregte.
Starke Argumente für ein starkes Auto
Die Argumente des amerikanischen Vertriebspartners müssen sehr überzeugend gewesen sein. Denn im Ergebnis präsentiert Mercedes 1954 in New York eben jenen Mercedes 300 SL und den Roadster 190 SL.
Dem 300 SL werden die Flügel gestutzt
Fachwelt und Kundschaft feierten die sportlichen Mercedes-Modelle geradezu euphorisch. 1957 legte Mercedes nach. Von nun an löste die Roadster-Version (W198-II) den genialen Flügeltürer (Gullwing) ab. Aus eben jenem Jahr stammt übrigens auch der 300 SL von Christian Schramm. Im Jahr 1957 war der Mercedes in die Vereinigten Staaten exportiert worden. Seit 2011 befindet sich der Roadster nun im Besitz des leidenschaftlichen Mercedes-Sammlers.
Kostspieliges Vergnügen
Insgesamt wurden vom exklusiven 300 SL Roadster 1.858 Fahrzeuge produziert. Klingt nicht viel, doch sei daran erinnert, dass der Kauf dieses Mercedes mit über 32.000 DM zu Buche schlug. Damals eine enorm hohe Summe. Kostspielig ist der Mercedes geblieben. Denn die Ersatzteilversorgung ist zwar gesichert, aber hochpreisig. So kostet eine Stoßstange heute etwa 4.800 Euro, ein vorderer Kotflügel ca. 5.500 Euro und für eine Kupplungsscheibe würden 1.000 Euro fällig. Für komplett restaurierte Fahrzeuge werden 300.00 bis 450.000 Euro gefordert.
Der Mercedes 300 SL vereint Stil und Sport in Perfektion
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Flotter Silberling
Der Mercedes von Christian Schramm strahlt in der damaligen Standardfarbe Silbermetallic. Freilich konnte der Mercedes seinerzeit auch in Rot, Dunkelblau und Schwarz bestellt werden. Die Lederausstattung war für den 300 SL Roadster hingegen obligatorisch.
Genialer Gitterrahmen
Eine Besonderheit des 300 SL ist sein aufwändig gearbeiteter Gitterrahmen. Dieser sorgt trotz niedrigen Gewichts für eine ungemein hohe Stabilität. Hierzu werden sehr dünne Rohre zu vielen Dreiecken zusammengesetzt. Die Karosserie des 300 SL besteht im Wesentlichen aus Stahlblechen. Allerdings sind die Motorhaube, die Kofferraumklappe, die Schweller- und Türhäute aus Aluminium gefertigt. So weit, so gut.
Wartung und Reparatur erfordern viel Know-how
Für einen Sportwagen birgt die leichte, aber stabile Konstruktion etliche Vorteile. Problemtisch wird der Gitterrahmen jedoch bei etwaigen Unfallfahrzeugen. Bei solchen könnten sich Risse in der komplexen Stahlrohrkonstruktion gebildet haben. Diese wiederum könnten nur schwer einzuschätzende Schäden bewirken, welche die Fahrstabilität bei hohen Geschwindigkeiten erheblich beeinflussen können.
Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser!
Lediglich die Überprüfung des gestrippten Chassis auf einer zeitgenössischen Rahmenrichtbank, die freilich nur in hochspezialisierten Fachbetrieben oder im Mercedes-Benz Classic Center möglich ist, gibt zuverlässig Auskunft über den tatsächlichen Zustand des Klassikers.
Stimmiges Design bis ins Detail
215 PS beschleunigen den Mercedes 300 SL auf bis zu 260 km/h
Der von einer Benzineinspritzung gefütterte Sechszylinder gilt als zuverlässig. Seine 215 PS beschleunigen den Mercedes Roadster je nach Hinterachsübersetzung (fünf unterschiedliche Übersetzungen standen zur Wahl) auf bis zu 260 km/h. Keine Frage: Dieser Mercedes bringt eine Menge Spaß. Es ist also nur zu verständlich,dass Christian Schramm sich so oft es irgend geht, hinter das Steuer seines Roadsters klemmt.
Das Becker-Radio bürgt für den guten Ton
Die Qual der Wahl
Freilich fällt die Entscheidung für den 300 SL nicht immer leicht, räumt der Gelsenkirchener Mercedes-Fan ein. Denn der W198-II ist Teil meiner Mercedes-Sammlung. Besonders die Cabriolets der Baureihen aus der Nachkriegs-Ära haben es dem Mercedes-Fan angetan. Ja, als Architekt und Ästhet weiß Christian Schramm eben sehr genau, was schön und gut ist.
Text & Fotos: Mathias Ebeling
Mercedes-Fans Facts
Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz 300 SL Roadster (W198-II)
Baujahr: 1957
Motor: Reihensechszylinder, Hubraum: 2.996 ccm, Leistung: 215 PS, Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Getriebe: 4-Gang-Schaltgetriebe
Bremsen: hydraulisch mit Unterdruck-Bremskraftverstärker, auf Vorder- und Hinterräder wirkend, Trommel-Duplexbremsen vorn/hinten
Räder: : Stahlblech-Scheibenräder, 5K × 15 vo/hi
Reifen: 185-VR15
Fahrwerk:Doppelte Querlenker, Drehstabstabilisator vorne. Pendel-Schwingachse (Eingelenk-Pendelachse mit Ausgleichsfeder) hinten. Vorn und hinten Schraubenfedern und hydraulische Teleskopstoßdämpfer
Karosserie: Originale Ganzstahlkarosserie auf Stahlrohr-Gitterrahmen
Innenraum: Originale Lederausstattung
ICE: Becker-Radio
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1 Kommentar
2FAST4YOU
27. September 2013 12:45 (vor über 11 Jahren)
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