Seit der Premiere der neuen E-Klasse ist der Ponton auch wieder ein bisschen mehr ins Rampenlicht gerückt. So stand ein schneeweißer 180er W 120 als legitimer Vorfahre bei der Präsentation der neuen E-Klasse auch bei einer großen Öffentlichkeit wieder einmal im Blickpunkt. Grund genug für uns, hier einen Ponton zu präsentieren, der dem einen oder anderen ganz sicher nicht unbekannt ist, der aber angesichts der Genfer Ponton-Paraderolle zugleich die Idealbesetzung für unser aktuelles "Auto der Woche" ist!
Darf man Kult-Klassiker tunen?
Dezenter Hinweis: auf dem Kofferraumdeckel steht 190
So?! Und was sagt die Magengrube? Flaues Gefühl oder gar ein leichtes Grummeln ob des Sakrilegs, das hier an einem Klassiker erster Ordnung begangen wurde? Ober haben Sie nicht vielleicht doch Hunger auf mehr! Logisch, Autos wie diese lassen wohl niemanden unberührt und das ist auch gut so! Für manchen Anhänger der reinen Lehre ist so ein modernisierter Ponton sicherlich eher schwer verdaulich, manch Baby-Benz-Freund wird ganz sicher dem Teilespender nachtrauern. Aber gemach es ist alles ganz anders!
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Mehr als nur Oldie-Tuning
Schnell ist man ja geneigt alle diejenigen, die an ihrem Fahrzeug baulich etwas verändern in die Sack Tuner zu stecken und dann bei Bedarf entsprechend feste drauf zu hauen. Dabei vergisst man oft, dass nicht die Veränderung an sich das Problem ist, sondern oft eher das Ergebnis. Wir tolerieren wohlwollend, dass sich die weibliche Hälfte der Menschheit bei gesellschaftlichen Anlässen auch nicht im werksseitigen Auslieferungszustand präsentiert, wir richten unsere Wohnung auch nicht strikt nach dem Vorbild eines Möbelhauskatalogs ein und pochen auf unsere Individualität, aber ausgerechnet bei einer der wichtigsten Visitenkarten, die wir so im Alltag ablegen, neigen wir in Deutschland schnell dazu, alles was von der Serie abweicht, zu verdammen. Erst recht, wenn scheinbar ein Klassiker betroffen ist. Und es gibt genügend Beispiele, bei denen die Bedenken berechtigt sind. Nicht jeder, der sein Auto tunt, tut ihm was Gutes! Naja und dann gibt es da ja noch so etwas wie den persönlichen Geschmack .
Klassik-Tuning wird immer beliebter!
Der Wunsch einen Klassiker zu tunen, ist gar nicht so neu wie es scheint, sondern mindestens so alt wie der historische Rennsport. Nur spielt der sich zumindest behaupten das alle, die da mitmachen (bis auf die Verlierer) - nach gewissen Regeln ab. In jüngster Zeit aber etabliert sich eine neue Spielart des Klassik-Tunings und diese kombiniert wie in diesem Beispiel moderne Technik mit klassischer Optik! Ob dies nun daher motiviert ist, dass wir uns die Formen alter Autos zurückwünschen, (Dann aber bitte mit der Leistung und der Sicherheit von heute!), oder weil wir einen diebischen Spaß daran haben, mit so einem ollen Ponton einen Ampelnachbarn zu versägen, ist nicht genau überliefert und empirisch noch nicht abgesichert. Vielleicht will man ja auch nur der Jugend, die ohne Ansehen von Herkunft, Konto und Freigängigkeit auf alles Mögliche verchromte 22-Felgen schraubt, auch nur demonstrieren, dass es auch vor Snoop Dogg schon Tuning gab. Doch selbst das spielt hier eine eher untergeordnete Rolle. Der Ponton-Erbauer hatte eine ganz klare Vorstellung:
Ich möchte Ponton fahren mit 200 PS!
Verantwortlich für diesen Power-Ponton ist der Diplom-Ingenieur Egon Booms aus Lüdenscheid. Da im serienmäßigen 180er gerade mal 52 PS vor sich hinbrummen, war mit klassischem Motortuning kein Staat zu machen. Als Booms einen 2.3-16 V mit Unfallschaden angeboten bekam, reifte in ihm eine andere Idee. Warum nicht über den 201er einen 120er streifen? Bevor nun aufgebrachte Klassik-Freunde zu den Herztropfen greifen müssen: Ein alter Ponton wurde hier weder geschlachtet, noch entkernt. Viel mehr besorgte sich Booms ein Dach mit Dachsäulen und kaufte anschließend die fehlenden Karosserieteile hinzu. Und dann begann die Anpassung .
Der Ponton - ein verkleideter 190er?
Wieviel Anpassungsarbeit war vonnöten? Nur soviel: 8 Jahre hat Booms an dem Auto gebaut. Am besten man stellt sich den Vorgang so vor, als würde man den 190er durch das Anbauen von Karosserieteilen Stück für Stück verwandeln. Das klingt unglaublich, aber genau so wars. Die vorderen Pontonkotflügel sind nun an speziell hergestellten Aufnahmen angebracht, die wiederum am Vorderwagen des 190ers sitzen.
Die steilen A-Säulen des Pontons, thronen oberhalb der abgesägten A-Säulen des 190ers. Gut die Radstände sind mit 2665 mm (W 201) und 2650 (W 120) annähernd gleich. Was sicherlich den Gesamtaufwand erleichtert hat. Aber, so Booms, hier ist ein unglaublicher Aufwand im Detail betrieben worden! Wüsste es man nicht besser, man käme glatt auf den Gedanken, dass Auto hätte so das Werk verlassen.
Was wohl nicht nur für Egon Booms seinen Reiz hat. Das Fahrwerk kommt mit der deutlich höheren Karosse des Pontons gut zurecht und weil ja vom Lenkgetriebe bis zum Stabilisator alles moderne Technik ist, lässt sich der Viertürer auch ziemlich sportlich um die Ecken werfen. Das ebenfalls vom 2.3-16 V übernommene 5-Gang-Getriebe konnte unverändert übernommen werden und dank 185 PS wuchtet sich der Power-Ponton auf eine Endgeschwindigkeit um 230 km/h. Wir erinnern uns, die ursprünglichen 52 PS des 180ers reichten damals für eine offizielle Höchstgeschwindigkeit von 126 km/h.
Klasse: zwei Einzelsitze im "190er Ponton 2.3-16 V"
Ein Klassiker mit Knalleffekt
Wer den Ponton im Straßenverkehr entdeckt, staunt! Klar, die 7,5x16- AMG-Felgen werden sensible Beobachter vorwarnen, aber dass unter dem Blech die komplette Technik eines 190 E 2.3 16V steckt, dürften wohl nur die wenigsten vermuten. Die Insassen erleben diese magischen Momente auf dem sportiven Gestühl des W201. Logisch sie sitzen ja eigentlich in einem 190er!!!
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Fotostrecke | Und es hat Booms gemacht: Mercedes 180 Power-Ponton: Klassiker mit moderner Technik oder nicht vielleicht doch ein modernes Auto mit alter Karosse?
Zugegeben, der Reiz einen Klassiker mit moderner Technik zu fahren die ja in diesem Fall auch schon wieder fast 25 Jahre alt ist ist nicht ohne Faszination. (Auch wenn in diesem Fall es ja eher so ist, dass ein moderneres Auto mit einer alten Karosse bestückt wurde.) Es obendrein mit einem Modell zu verwirklichen, von dem man es fast am wenigsten erwarten würde, macht die Sache eigentlich nur noch spannender. Und weckt vielleicht sogar das Interesse am Ponton auch bei denjenigen, die sich mit dieser Baureihe sonst kaum beschäftigen. So gesehen, konnte dem Ponton und seinen Fans eigentlich nichts Besseres passieren!
Fotos: Sebastian Brühl
9 Kommentare
Mercedes-Fans.de
19. April 2013 10:12 (vor über 11 Jahren)
Patrizier
18. April 2013 21:46 (vor über 11 Jahren)
Silover
10. Juli 2009 01:24 (vor über 15 Jahren)
TomStar
9. Juni 2009 16:52 (vor über 15 Jahren)
Crommer
9. Juni 2009 13:45 (vor über 15 Jahren)
MisterX
7. Juni 2009 23:14 (vor über 15 Jahren)
Sterninator
10. März 2009 21:14 (vor über 15 Jahren)
Ulrich
10. März 2009 15:34 (vor über 15 Jahren)
SebastianNast
7. März 2009 04:14 (vor über 15 Jahren)
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