Niveau und gehobener Lebensstil - dafür stand nach Willen von Entwicklern und Marketing im Hause Daimler das Mercedes-Benz Coupé der Baureihe C140 (Bauzeit: Juli 1991-September 1998). Diese aus den Niederungen des stinknormalen Alltags herausragende, geradezu sakrosante Bestimmung hinderte die Mercedes-Tuner seinerzeit allerdings nicht, Hand an den Oberklassewagen zu legen. Die unvergessene aber mittlerweile irgendwie verschollen gegangene Firma MAE Autodesign gehörte zu denjenigen Autoveredlern, die einen Komplettumbau für das Mercedes-Benz Coupé C140 anboten. Robin Büsing besitzt so ein seltenes dickes Ding.
Um die Firma MAE Autodesign ranken sich viele Geschichten - es ist ein Mix aus Wahrheit, Dichtung, Legende. Ganz gewiss ist es die MAE-Story auch eine von Aufstieg und Untergang. Es gab mal eine Zeit, da war MAE (Müller Autodesign Esslingen) ein Number-1-Player in der Autoveredlerszene. Das waren jene Jahre, als gefühlt jeder individualisierte Benz mit einem MAE-Rad ins Rollen zu kommen schien. Man muss es anerkennen: Insbesondere die Crown-Jewel-Felge von MAE war eine geniale runde Sache. Wer hat‘s erfunden? Dipl.-Ing Gerd Müller, der Gründer und langjährige Inhaber von MAE Autodesign. Die gute Idee fand viele Nachahmer, Kopierer und Firmen, die sich vom MAE-Design inspirieren ließen. Das war nicht gut für MAE und seinen Chef Gerd Müller. MAE machte dicht. Später, in den 2010er Jahren gab es dann nochmals MAE-Neugründungen von Namenslizenznehmern. Doch so weit erkennbar, konnte der alte Glanz keine besonders bedeutende Strahlkraft als eigenständige Unternehmungen mehr entwickeln. Das weltbekannte MAE-Crown-Jewel-Raddesign gibt es übrigens noch; es wird derzeit von dem Tuner G&B Design gehütet, gepflegt und vertrieben.
Großes dickes Müller!
Dipl. Ing Gerd Müller ist übrigens nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen deutschen Fußballer und Weltmeister von 1974, der als Bomber der Nation und wegen seiner Charakterisierung durch Zlatko Čajkovski, seinen ersten Trainer beim FC Bayern München, unvergessen ist: „Kleines dickes Müller“ nannte der Fußballlehrer den nicht sehr großen und leicht pummelig wirkenden Mann mit den baumstammdicken Oberschenkeln. Wenn der Leser sich jetzt fragt, warum erzählt der Autor mir das überhaupt, dann deswegen, weil das Fußballerhistörchen eine schöne Überleitung zum Mercedes C140 MAE-Umbau hergibt. Denn, was der anderer Gerd Müller, der von MAE, in Form des Mercedes-Benz 500 SEC fabrizierte, lässt sich sehr passend als „großes dickes Müller" bezeichnen. Bomber der Nation würde auch irgendwie auf den erheblich verbreiterten Benz passen.
MAE: Tuner der Weltklasse
Was heute kaum noch jemand weiß: MAE Autodesign war nicht nur ein ausgezeichneter Radgeber. Man hat auch Designparts entwickelt - wobei dieses Zubehör in den Prospekten von damals der relativ unbescheiden als Weltklasse angepriesen wurde. Zitate gefällig? Bitteschön: „Raritäten im Automobilbau", „Rasante Eleganz“ „Unvergleichlich und Richtungsweisend“. Sogar ganze Fahrzeugumbauten wurden bei MAE realisiert. Von MAE , so hat es Mercedes-Benz-500 SEC-Chauffeur Robin Büsing recherchiert, habe es eine eigene Variante vom Mercedes-Benz Coupé der Baureihe C140 gegeben. Ganze sieben Exemplare sollen von diesem Mercedes-MAE seinerzeit vom Stapel gelaufen sein, sagt der MIB.
1 x Mercedes 500 SEC mit allem
Zum Komplettumbau des Mercedes-Benz Coupés gehörten ein Breitbau-Kit plus Zierstreifen, ein 320-km/h-Tacho, Tieferlegungsfedern und natürlich die typischen MAE-Felgen.
Dickes Ding
Der MAE-Breitbau an dem 92er Mercedes-Benz 500 SEC trägt seine Bezeichnung zurecht. Vorn geht der C140 je Seite 35 mm in die Breite. Die hinteren Backen haben je Seite um 70 mm zugelegt. Die voluminösen Radhäuser sind mit richtig dicken Socken befüllt. Als Räder kommen MAE Crown Jewel in 11x18 ET1 VA und 17 x 18 ET19 HA zum Einsatz. Gefahren werden sie mit Pneus der Dimension 285/30 ZR18 vorn und 315/30 ZR 18 hinten. MAE-Tieferlegungsfedern lassen den Benz dynamischer dastehen. Übrigens ist nicht alles von MAE an dem Mercedes. Die Rückleuchten sind sozusagen Tuning-Fremdkörper; sie stammen aus dem Hause Lorinser.
Robin Büsing besitzt den MAE 500 SEC seit Mai 2016. Der 26-Jährige entdeckte den seinerzeit zum Verkauf stehenden Wagen per Zufall in der näheren Umgebung. Gesucht hatte er diesen Benz nicht. Da er ihn nun aber gefunden hatte und ihn das, was er sah, begeisterte, beschloß er, diesen besonderen Fang an Land zu ziehen. „Für mich war es eine einzigartige Gelegenheit, einen MAE zu besitzen. Diese Chance wollte ich nicht ungenutzt lassen."
Cooles Coupé
Der MAE-Trimm adelt den Mercedes-Benz 500 SEC zweifellos zur Besonderheit. Aber es gibt noch mehr, was der MIB hinterm Steuer seines Sterns so gut gefällt. Da wäre zum einen die Leistungssteigerung von 326 PS auf 353 Pferdestärken, für die Atec Motorenbau verantwortlich zeichnet. Und zum anderen ist für ihn das Dattelleder-Interieur des Mercedes-Benz die reinste Wohlfühloase. „Hier bin ich MIB. Hier will ich sein!“ Recht gesprochen Herr Büsing. Dem wäre nix hinzuzufügen.
Text & Fotos: Mathias Ebeling
Mercedes-Fans Technische Daten
Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz 500 SEC (C140)
Baujahr: 1992
Motor: V8, 4.973-ccm, MAE-Endrohr, Leistungsteigerung auf 353 PS (Serie: 320 PS) von Atec Motorenbau Getriebe: Automatikgetriebe
Bremsen: Serie
Räder: MAE Crown Jewel, 11x18 ET1 vorn und 17 x 18 ET19 hinten
Reifen: 285/30 ZR18 vorn und 315/30 ZR 18 hinten
Fahrwerk: MAE-Federn
Karosserie: MAE Breitbau, Lorinser Rückleuchten, gilderner Zierstriefen
Innenraum: MAE-Tacho bis 320 km/h, Dattel-Leder-Interieur
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