Kompakt und Klasse Teil 1

Von den Anfängen bis zu den Zwanziger Jahren

Kompakt und Klasse Teil 1: Von den Anfängen bis zu den Zwanziger Jahren
Erstellt am 20. Mai 2010

Der Wunsch nach Fahrzeugen mit kompakten Außenmaßen und zugleich großen „inneren Werten“ zieht sich durch die gesamte Geschichte der Daimler AG und ihrer Vorläuferunternehmen. Immer wieder gelingt es dem Stuttgarter Unternehmen, dessen eigentliche Domäne traditionell die Produktsegmente der Oberklasse und oberen Mittelklasse sind, seine Innovations- und Entwicklungskompetenz auch in den darunter liegenden Segmenten einzubringen – bei Fahrzeugen mit kompakteren Abmessungen und günstigerem Preis.

Das erste Großserienfahrzeug

Im Jahr 1886 erfindet Carl Benz das Automobil. Sein Patent-Motorwagen ist der erste Schritt zur individuellen Mobilität, wie wir sie heute kennen. Nach der erfolgreichen Einführung der Modelle Viktoria und Vis-à-Vis im Jahr 1892 macht er sich 1894 mit dem Benz Velo um die Popularisierung des neuartigen Gefährts verdient: Dieser Kleinwagen ist bei 1200 gebauten Fahrzeugen das erste Großserienfahrzeug in der Automobilgeschichte.

1,1 kw bringen die Automobilindustrie ins Rollen

Benz hat mit dem Motor-Velociped, kurz „Velo“ genannt, das Ziel, ein leichtes, aber unverwüstliches und zugleich preisgünstiges Gefährt zu bauen, das sich von den schweren motorisierten Kutschen jener Jahre abhebt – daher auch die Bezeichnung Velo, mit der Benz, selbst ein begeisterter Radfahrer, die Querverbindung zum Fahrrad herstellt. Entsprechend zierlich fällt das mit Drahtspeichenrädern ausgestattete Fahrzeug auch aus, es ist gerade mal 2,25 Meter lang und wiegt bei seinem Erscheinen 280 Kilogramm. Im Laufe der Modellgeschichte nimmt es freilich aufgrund diverser Modifikationen an Masse zu: Der Typ Comfortable aus dem Jahr 1902, am Ende der langen Modellgeschichte, wiegt 425 Kilogramm. Mit den Ansprüchen der Kunden steigt auch die Motorleistung. Aus den 1,1 kW des Ausgangsmodells werden im Laufe der Jahre bei unverändertem Hubraum 3,3 kW.

Die gewissen Extras...

Preissteigernde Sonderausstattungen gibt es schon damals: Mit der Basismotorisierung von 1,1 kW kostet das Velo 2000 Mark. Mit 2 kW müssen 2200 Mark und damit 10 Prozent mehr bezahlt werden. Diese Leistung bietet auch das Velo Comfortable, das 500 Mark teurer als das Grundmodell ist. Von 1896 an kann das Velo gegen einen Aufpreis von 200 Mark auch mit einem Dreigang-Getriebe geordert werden. Als nützliches Zubehör offeriert Benz etwa Luftreifen (350 Mark), ein Halbverdeck mit Spritzleder (200 Mark) oder, gegen grelle Sonne, einen Parasol (100 Mark).

Das Velo wird in der Grundausführung bis 1900 gebaut, als Comfortable bis 1901. Es ist eine der wichtigsten Säulen des Fahrzeugprogramms von Benz & Cie. in der damaligen Zeit – und trägt in erheblichem Maße dazu bei, dass Benz um die Jahrhundertwende der größte Automobilhersteller der Welt ist. Das zeigen auch die Produktionszahlen im Vergleich zur DMG: In den Jahren 1894 bis 1900 baut Benz 2248 Fahrzeuge, denen 302 Fahrzeuge der DMG gegenüber stehen.

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Frühes Downsizing

Ein weiteres kleineres Fahrzeug ist der Benz 8/18 PS, den das Unternehmen 1911 vorstellt. Mit einem Preis von 8500 Mark für die Ausführung als Limousine ist er deutlich preisgünstiger als das 11.000 Mark kostende Vorgängermodell vom Typ 10/18 PS. Der Typ 8/18 PS verkauft sich überaus erfolgreich. Zugleich ist er ein frühes Beispiel für "Downsizing". Denn im Vergleich beispielsweise zum Benz 18 PS von 1905 hat das Vierzylindermodell bei gleicher Leistung einen um fast rund 40 Prozent reduzierten Hubraum. Der Typ 8/18 PS ist damit effizienter und erhält eine günstigere Steuereinstufung – die 1906 eingeführte Luxussteuer für Automobile orientiert sich am Hubraum.



Der Typ 8/18 PS ist das Ergebnis eines unternehmensinternen Wettbewerbs, einen kleineren Wagen zu bauen, der preiswerter, robuster und billiger im Gebrauch ist als alle seine Vorgänger in dieser Klasse. Für den Typ 8/18 PS bietet Benz ein ungewöhnlich umfangreiches Karosserieprogramm an. Der Kunde hat die Wahl zwischen den Ausführungen Runabout in zwei Ausstattungsvarianten, Sportwagen zweisitzig, Limousine und Landaulet. Die Werbung bringt es, im Sprachduktus der damaligen Zeit, auf den Punkt: „Vom Guten das Beste, wir sind bei unserem Wagen, dem 8/18 PS geräuschlos, dem von uns vertretenen Prinzip treu geblieben.“

Ende 1921 überrascht die DMG in Berlin auf der ersten Automobil-Ausstellung in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg mit dem kleinen Kompressortyp 6/20 PS. Unter der Bezeichnung 6/25 PS wird das neue Mercedes-Einsteigermodell zum ersten Serien-Pkw mit Kompressormotor – zusammen mit seinem Schwestermodell vom Typ 10/40 PS.



Die innovative Motorentechnologie steht für Effizienz, ist aber auch anspruchsvoll und aufwändig. Dies verhindert größere Absatzzahlen, insbesondere für das Einsteigermodell vom Typ 6/25 PS, das von Ende 1922 bis 1924 in nur etwa 350 Exemplaren entsteht. Dennoch hat der Typ 6/25 PS seinen festen Platz in der Automobilgeschichte– bildet er doch die Grundlage für den einzigartigen Erfolg der Mercedes-Benz Kompressorwagen in den 1920er und 1930er Jahren.

Mercedes 6/25/40 PS Sport-Zweisitzer. Der Typ 6/25/40 PS wurde in den Jahren 1921 bis 1924 gefertigt.

Projektfahrzeuge der Zwanziger Jahre

Ein neuer Anlauf zu einem kleineren Fahrzeug erfolgt unmittelbar nach der Fusion von Benz & Cie. und der DMG zur Daimler-Benz AG. Unterhalb des ebenfalls neu entwickelten Sechszylindertyps Mercedes-Benz 8/38 PS (W 02, 1926 bis 1928) mit 2 Liter Hubraum war ein Fahrzeug mit 1,4 Liter Hubraum vorgesehen, ebenfalls ein Sechszylinderwagen mit der unternehmensinternen Bezeichnung W 01. Von diesem werden acht Versuchswagen hergestellt, es kommt jedoch nicht zur Serienfertigung.

Ähnlich geht es beim zweiten Anlauf zu einem kleineren Mercedes-Benz. Vom Typ 5/25 PS mit Vierzylindermotor, der im Jahr 1928 projektiert wird, entstehen 28 Versuchswagen. Das Fahrzeug fällt allerdings, wegen fehlender Finanzmittel für die Erweiterung der Produktionsanlagen, dem Rotstift zum Opfer. Dieser kleine Mercedes ist zwar zeitgemäß, aber konservativ in seiner technischen Auslegung, vor allem im Hinblick auf das Fahrwerk mit Starrachsen vorn und hinten und einem Kastenrahmen.



Grundsätzlich lehnen sich diese für Mercedes-Benz kleinen Fahrzeuge konstruktiv eng an die bestehenden Sechszylinder-Typen mit 2 bzw. 2,6 Liter Hubraum (von Ende 1928 an Typ Stuttgart genannt) sowie mit 3,1 bzw. 3,5 Liter Hubraum (von Ende 1929 an Typ Mannheim genannt).

Fortsetzung folgt...

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