Formel 1 Grand Prix von Spanien in Barcelona Rennen

Der große Knall bei Mercedes, die große Chance für Youngster Verstappen!

Formel 1 Grand Prix von Spanien in Barcelona Rennen: Der große Knall bei Mercedes, die große Chance für Youngster Verstappen!
Erstellt am 15. Mai 2016

Was Experten lange befürchtet und Rennfans schon fast erwartet hatten, wurde am Renn-Sonntag in Barcelona bittere Realität: Nico Rosberg und Lewis Hamilton schossen sich um die Führung kämpfend gegenseitig von der Strecke. Foto: Jerry Andre

So eindeutig, wie die Fernsehbilder waren, stellte sich die Lage nach dem Studium der Daten allerdings nicht dar. Im TV war zu sehen, wie Hamilton scheinbar übermotiviert angriff, Rosberg die Innenlinie zumachte und Hamilton stur weiterhin versuchte, innen zu überholen. Dabei kam er auf das Gras, verlor die Kontrolle und kreiselte in den vor ihm fahrenden Rosberg hinein. Beide flogen im Formationsflug ins Kiesbett.

Was tat Rosberg nach dem Start?

Der Hergang des Unfalls ist soweit klar, aber nicht dessen Entstehung. Eigentlich sah es nämlich so aus, als wenn Rosberg nach grandiosem Start nicht nur Hamilton überholen, sondern schon nach der ersten Kurvenkombination einen kleinen Vorsprung heraus fahren konnte. Wieso kam Hamilton dann direkt danach mit einen großen Geschwindigkeitsüberschuss überhaupt erst in die Position, Rosberg angreifen zu können? Die Antwort liegt in einem Bedienungsfehler Rosbergs versteckt, der sich an den vielen Knöpfen am Lenkrad etwas vertat und nach dem Start ein falsches Motor-Setting einstellte, das ihm jede Menge Power raubte. Beim Start fahren beide Silberpfeile im "Launch-Modus", der eine bestmögliche Beschleunigung garantiert. Direkt danach müssen die Piloten manuell in den "Race-Modus" schalten. Hamilton gelang das, Rosberg erwischte einen anderen Modus. Welchen, wollte das Team nicht verraten. Auf jeden Fall verlor der Deutsche massiv an Leistung. Rosberg konnte seinen Fehler zwar korrigieren, aber da war Hamilton schon in Angriffsposition. Rosberg blieb nur noch die harte Verteidigung, mit dem bekannten Ausgang.

Egal wen die Hauptschuld trifft- der Leidtragende ist das Team!

Trotzdem liegt der Fehler für die meisten Experten, darunter auch Hamiltons Chef und Förderer Nici Lauda, eher bei dem Weltmeister, der sein zum Scheitern verurteiltes Mnöver nicht abbrach, sondern auf Biegen und Brechen durchzog. Und spätestens seit dieser Saison dürfte auch ihm klar sein, dass ein Nico Rosberg auch nicht einen Millimeter nachgibt. Das hat dieser in den letzten Jahren auf die harte Tour lernen müssen. Rosberg hat als Führender das Recht, seine LInie zu verteidigen. Abdrängen steht wiederum auf einem anderen Blatt. Das Ganze ist sicher ein Grenzfall, hätte unter Teamkollegen aber nie und nimmer passieren dürfen! Die Renn-Kommissare stuften den Zwischenfall übrigens als normalen Rennunfall ein und verhängten keinerlei Strafen.

Neuer Red-Bull-Jünglich mit Sensationssieg!

Den Sieg erbte nicht etwa wie erwartet ein Ferrari, sondern Shooting-Star Max Verstappen in seinem Debüt-Rennen für Red Bull. Der gerade mal 18 Jahre alte Niederländer, der eben erst vom B-Team Toro Rosso zur Mutter-Mannschaft Red Bull wechslen durfte, machte sich so nicht nur zum jüngsten GP-Sieger aller Zeiten, sondern ist auch der erste Holländer, der einen F1-GP gewinnt. Vater Jos war dies beispielsweise nie gelungen. Zudem brachte Max das Kunststück fertig, in einem ihm unbekannten Auto sofort zu gewinnen. Und das, obwohl er auf alten Reifen über 20 Runden unter heftigem Druck von Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen stand. Der Finne, der offensichtlich im Zweikampf nicht mehr den Biss vergangener Tage hat, kam aber nie ansatzweise neben den Red Bull. Vettel und Ricciardo dahinter hatten zwar die besseren Reifen, machten sich aber gegenseitig das Leben schwer und neutralisierten sich damit selbst. Verstappen machte auch im weiteren Verlauf keinerlei Fehler, und so gehörte am Ende der Sieg verdienstermaßen ihm. Herzlichen Glückwunsch!

Was sagen Fahrer und Verantwortliche?

Lewis Hamilton  Ich hatte einen ordentlichen Start von der Pole. Auf dem Weg in die erste Kurve verlor ich jedoch die Führung, weil sich Nico im Windschatten heransaugte. Ausgangs Kurve drei holte ich ihn sehr schnell ein und stach rechts in eine Lücke hinein. Ich war mit einem Teil meines Autos daneben, musste dann aber in die Wiese ausweichen. Die Lücke war da und als Rennfahrer versucht man dann, sie zu nutzen. Wir haben gesehen, was danach passiert ist. Ich bin enttäuscht und es schmerzt mich vor allem für das Team, da wir heute 43 Punkte verloren haben. Wir ziehen alle an einem Strang, um das gleiche Ziel zu erreichen. Mit seiner Arbeit gibt mir das Team die Möglichkeit, Rennen zu fahren. Als ich im Kiesbett stand, hatte ich nur einen Gedanken: wie leid es mir für das Team tat. Diesen Schmerz fühlte ich. Aber wir werden uns gemeinsam aufrappeln und in Monaco gestärkt zurückschlagen.

Nico Rosberg  Ich hatte einen großartigen Start und freute mich sehr, als ich Lewis in Kurve eins außenherum überholte. Zu diesem Zeitpunkt war es mein Rennen. Als ich aus Kurve drei herausfuhr, merkte ich, dass mir Leistung fehlte. Der Grund dafür war eine falsche Einstellung. Der Schalter für den Motor-Modus war nicht in der richtigen Stellung. Da Lewis aufschloss, entschied ich mich, so schnell wie möglich deutlich nach rechts zu ziehen. So wollte ich die Tür schließen und ihm zeigen, dass dies keine Option darstellte. Ich war sehr überrascht, dass Lewis es trotzdem innen versuchte. Im nächsten Moment standen wir im Kiesbett. Ich bin enttäuscht. Nicht nur persönlich, sondern für das gesamte Team. Es ist das schlimmste Gefühl, das man als Fahrer durchmachen kann.

Toto Wolff, Mercedes-Benz Motorsportchef  Wir haben in den vergangenen beiden Wochen sehr hart gearbeitet. Entsprechend ist es äußerst enttäuschend, hier mit leeren Händen abzureisen. In meinen Augen war es ein Rennzwischenfall. Beide Fahrer kämpften um die Position und ich möchte keinem von ihnen die Schuld geben. Lewis und Nico sind beide enttäuscht. Wir haben mit ihnen gesprochen und uns die Aufzeichnungen sowie die Daten angesehen, um genau zu bestimmen, was passiert ist. Wenn man die Fahrer frei gegeneinander fahren lässt, wie wir das machen, kann so etwas passieren. Trotzdem werden wir unsere Herangehensweise nicht verändern. Wir sind es der Formel 1 und den Fans schuldig, sie gegeneinander Rennen fahren zu lassen. Heute endete jedoch die Arbeit des gesamten Teams im Kiesbett. So etwas wollen wir nicht erleben. Beide Fahrer wissen, wie viel harte Arbeit in jedem Rennwochenende steckt. Sie haben die Verantwortung, es nach Hause zu bringen. Wir sind in den vergangenen Jahren als Team gewachsen. Deshalb werden wir auch diese Situation überstehen und hoffentlich schon in Monaco zurückschlagen. Ich möchte aber noch ein Wort über Max verlieren: An einem schlechten Tag für uns verlieh er der Formel 1 etwas Magie. Herzlichen Glückwunsch zu seinem ersten Grand Prix-Sieg. Ich bin mir sicher, dass es nicht der letzte bleiben wird.

Paddy Lowe, Executive Director (Technical)  Zunächst möchte ich Max Verstappen herzlich gratulieren. Sein Sieg ist eine unglaubliche Geschichte für die Formel 1. Leider war es ein sehr kurzes Rennen für uns. Der heutige Tag war eine riesige Enttäuschung für unser gesamtes Team, ganz besonders da wir beide Autos auf so dramatische Art und Weise verloren haben. Das ist schwer zu verkraften. Insbesondere, wenn man an all die harte Arbeit denkt, die wir in dieses Wochenende gesteckt haben. So haben wir einige Zuverlässigkeitsrisiken beseitigt und das Auto auf das Performance-Niveau gebracht, das wir im Qualifying erlebt haben. Wir haben die erste Startreihe überlegen erobert und freuten uns auf ein großartiges Rennen. Wir sind stolz darauf, dass wir unsere Fahrer frei am Limit gegeneinander fahren lassen. Das bringt einige harte Manöver von Lewis und Nico mit sich, die, wie wir heute gesehen haben, nicht immer aufgehen. Die Rennkommissare haben entschieden, dass es keine weiteren Maßnahmen geben wird. Am wichtigsten ist jedoch, dass wir gestärkt und in einer besseren Verfassung nach Monaco reisen, um dort unseren Kampf um die Weltmeisterschaft 2016 fortzusetzen. 

1 Kommentar

  • egide aus belgien

    Egide aus belgien

    Sehr, Sehr Schade, mehr kann ich nicht sagen!!!

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