Weißt Du noch, damals Es war 1971, seit der Produktionsaufnahme der ersten Nachkriegs- Mercedes-Benz Oberklasse, des 170 S, waren zwanzig Jahre vergangen. Das Fahrzeug war inzwischen in erster Linie in Besitz derer übergegangen, die nicht mit dem großen Geld gesegnet waren, die aber seine Wirtschaftlichkeit , Zuverlässigkeit und Bequemlichkeit liebten und denen Schrauben und altes Blech Herzensangelegenheit waren.
Irgendwie musste die Ersatzteilversorgung auf möglichst günstige Weise sichergestellt werden und Erfahrungen mussten ausgetauscht werden. Was lag da für einige vom "Schrauben am Stern" Infizierte näher, als sich über die bisher inoffiziellen Kontakte hinaus zusammenzuschließen? Resultat solcher Überlegungen war die Gründung des ältesten Mercedes-Benz Markenclubs, des Mercedes-Benz Veteranen Club von Deutschland.
Mercedes-Benz Veteranen Club Ruhr ist mit über 200 Mitgliedern der größte Regionalclub des MVC.
Und wie war das an der Ruhr? Der Vorteil enger räumlicher Verbindungen unter-einander wurde rasch erkannt und am 8. Dezember 1973, also zwanzig Jahre nach dem der 170 V letztmalig vom Band lief, wurde in der Dortmunder Gaststätte Zur alten Zeit der Mercedes-Benz Veteranen Club Ruhr als Regionalclub des MVC von Deutschland mit seinerzeit etwa 20 Mitgliedern gegründet. Heute ist er mit über 200 Mitgliedern der größte Regionalclub des MVC.
Auch hier standen zu Beginn die Themen Ersatzteile und Erfahrungsaustausch an oberster Stelle. Die Fahrzeuge wurden überwiegend im Alltagseinsatz genutzt und die Treffen waren zum großen Teil Ersatzteilbörsen und Informationsquellen zu Wer hat wohl was. Fachsimpeln über Technik überwog eindeutig gegenüber gesellschaft-lichen Kontakten.
Wenn sich auch heute wie in der gesamten Oldtimerszene gemeinsame Aktivitäten weg vom Selbstschrauben zu Ausfahrten, Rallyes und Treffen verschoben haben, stehen nach wie vor die Technik und die Liebe zu ihr im Mittelpunkt der Interessen der Mitglieder. Monatliche Clubabende geben Gelegenheit zu Gesprächen und Vorträgen rund um das alte Blech.
20 Veteranen mit klassischem Rahmen versammelten sich in Schermbeck-Gahlen
Doch zurück zu den Wurzeln: 1974 unternahm der frisch gegründete Regionalclub seine erste Ausfahrt in die Region Münsterland mit den Zielen Rheine und Billerbeck, 1975 ging es über die Grenze in die benachbarten Niederlande. An diese Wurzeln erinnerte man sich und veranstaltete 40 Jahre nach der Gründung des MVC von Deutschland am 13. und 14. August ein Treffen der seinerzeit im Mittelpunkt des Interesses stehenden Oldtimerfahrzeuge mit einem Stern auf der Motorhaube.
20 Veteranen mit klassischem Rahmen versammelten sich in Schermbeck-Gahlen. Ihr Ältester war ein 170V B-Cabrio von 1936, mit 38 PS bei 1,7 l Hubraum, ein wunderschönes Fahrzeug und der Hingucker der Veranstaltung. Um ihn herum 170V und 170 S, von der Limousine bis zum Cabrio A und B.
Am Samstag ging es von Gahlen auf gemeinsame Tour, ganz wie einst 1975 in Richtung Niederlande, diesmal im Unterschied zu damals begleitet vom Regionalfernsehen. Natürlich stand dort der 170 VBC ganz vorn in der Berichterstattung. Trotz eigentlich trüber Wetteraussichten verlief alles ohne feuchte Überraschungen und für die Cabriofahrer stand Oben offen nichts im Wege. Der Niederrhein zeigte sich, nicht nur von der Streckenführung her, von seiner besten Seite.
Unterschiedliche Streckenführungen je nach Startnummer
Alles wunderschön, nur mussten die Teilnehmer einsehen, dass sie nicht nur zum Vergnügen auf dieser Tour waren. Unterwegs gab es, schließlich handelte es sich um eine sportliche Ausfahrt, einiges zu tun. Zur Täuschung des Feldes farblich verschiedene Baumaffen, was selbstverständlich etwas mit einem leicht zu überlesenden Teil der Aufgabenstellung zu tun hatte, und unterschiedliche Streckenführungen je nach Startnummer (zur besonderen Freude für Nur-Hinterherfahrer) gehörten zu den zu meisternden Problemen. Unterwegs in den Niederlanden ging es zum inzwischen nicht mehr betriebenen, aber für das MVC-Team wieder angefahrenen Dampfsägewerk Groenlo und in die Buch-Antiquariatsstadt Bredevoort. Ob hier beim Bücherstöbern auch etwas aus der Sterngeschichte dabei war, ist nicht bekannt.
Der Concours d´Élégance war nicht mit Dauerregen eingeplant
Beim anschließenden Tagesausklang dann Benzingespräche, mit und ohne
weißt Du noch
Das aber vielleicht nicht nur unter den Teilnehmern, sondern auch zwischen den in langer Reihe vor dem ebenfalls nostalgischen Hotel geparkten Zeugen einer chromgeprägten Vergangenheit.
Aber nichts ist perfekt und das Wetter in diesem Sommer unvorhersehbar. Der am Sonntagmorgen stattfindende Concours d´Élégance war jedenfalls nicht mit Dauerregen á la Münsterland eingeplant. Die Teilnehmer trugen es mit Fassung und wenigstens sieht man, dass unsere Bildergalerie nicht aus dem Archiv stammt!
Hochverdienter Sieger des Schönheitswettbewerbs war natürlich der 170 VBC, der schon am Vortag überall Aufsehen erregt hatte. Eine holländische Windmühle, hier aus Delfter Porzellan, ganz alte Zeit!- war der Siegerpreis. Dass anschließend alle Teilnehmer voller Erinnerungen an seinerzeit und die zurückliegenden Tage wieder sicher ihre Garage erreichten, spricht wieder einmal für die Zuverlässigkeit der guten Sterne von damals.
Autor: Friedrich-W. Thüner (MVC)
Info: www.mvconline.de
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