Es ist erst wenige Tage her, dass die EU mit großer Geste das Aus des Verbrennungsmotors für Pkw proklamiert hat: Ab 2035 sollen auf dem gesamten Kontinent nur noch Elektroautos zugelassen werden, klimaneutrale e-Fuels sollten nicht anerkannt werden. Ein Herzensprojekt grüner Politik schien damit unwiderruflich fixiert. Eine Hintertür hielt man sich allerdings offen: Die für 2026 geplante „Überprüfung“ der Maßnahmen. Jetzt wird klar: Spätestens dann könnte alles noch einmal ganz anders kommen. Binnenmarktkommissar Thierry Breton jedenfalls ließ in einem Interview mit dem „Brussels Playbook“ der Webseite „Politico“ die Alarmglocken schrillen.
Der Wechsel zur reinen Elektromobilität werde mehr als 600.000 Arbeitsplätze zerstören, warnte Breton. Schon 2030, also deutlich vor dem geplanten Verbot, werde man die 15-fache Menge an Lithium, die vierfache Menge an Kobalt und Graphit sowie die dreifache Menge an Nickel benötigen – „ein enormer Rohstoffverbrauch“, so der Franzose. Zudem brauche man 20 bis 25 Prozent mehr Strom, deren Produktion mit Gas oder Kohle unter Klimagesichtspunkten jedoch keinen Sinn ergebe.
Batterie-Autos haben Gewichtsprobleme
Selbst wenn der Strom sauber erzeugt wird, seien Elektroautos schmutzig – durch die erhöhten Partikelemissionen durch Reifen und Bremsen, so Breton. Tatsächlich sind Elektroautos häufig viel schwerer als klassisch angetriebene Fahrzeuge: So bringt ein elektrisch angetriebener Mercedes-Benz EQA, ein auf dem kompakten GLA basierender Crossover-SUV, mehr Gewicht auf die Waage als eine S-Klasse.
Die Ladeinfrastruktur hinkt hinterher
Breton wies auch auf die gravierenden Defizite beim Ausbau der Ladeinfrastruktur hin. Davon würden sieben Millionen Ladepunkte benötigt, im Moment gebe es ganze 350.000. Und davon stehen 70 Prozent in nur drei Ländern, nämlich in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden. Ohnehin sei der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor keine gute Idee – denn selbst wenn er in Europa gelinge, bräuchten andere Kontinente noch sehr lange Motoren klassischer Bauart. „Ich empfehle europäischen Firmen, weiterhin Verbrennungsmotoren zu bauen“, so Breton.
2026 könnte zum Entscheidungsjahr werden
Was Europa betrifft, so will der EU-Binnenmarktkommissar schon in den nächsten Wochen harte Kriterien aufstellen, mit denen der Fortschritt gemessen werden kann. Der Wechsel zur E-Mobilität habe derart viele Implikationen für die Branche, dass sich die EU kein Versagen leisten könne. Sollte die Kommission feststellen, dass diese Zeile verfehlt werden, müsse das Ausstiegsdatum verschoben werden – und zwar „ohne Tabus“.
Das könnte euch auch interessieren:
Kommt hier der zukünftige Batterie-Bestseller? Weltpremiere: Mercedes EQE SUV und AMG EQE SUV
Keine Kommentare
Schreibe einen Kommentar