S wie „Schurken-Klasse“?

BILD-Zeitung ätzt gegen Mercedes-Oberklasse-Limo

S wie „Schurken-Klasse“?: BILD-Zeitung ätzt gegen Mercedes-Oberklasse-Limo
Erstellt am 9. August 2021

Geht es um die Kundschaft der neuen Mercedes-Benz S-Klasse, dann zielt das Marketing mithilfe der Markenbotschafter Alicia Keys, Roger Federer und Lewis Hamilton auf eine Kundschaft aus den Kreisen der Reichen, Schönen, Erfolgreichen mit 110prozentigem Sympathiefaktor. Wer Augen hat zum Sehen und Ohren zum Hören, der weiß natürlich, dass die Realität anders aussieht. Fans freilich kann man sich (weitgehend)  ebenso wenig aussuchen wie Kunden - und so kommt es, dass die Fahrer eines nagelneuen Mercedes-Benz zuweilen ganz andere sind, als die kommunizierte Zielgruppe es uns allen suggeriert. Ist das ein Problem? Für die BILD-Zeitung schon, denn für die Abteilung Attacke in der BILD-Redaktion ist die S-Klasse zum „Schurkenschlitten“ verkommen.

Oberklasse-Mercedes für die Unterklasse? BILD: „Früher Kohl, jetzt Kollegah!"


BILD ätzt gegen das Flaggschiff von Mercedes-Benz mit folgender Anklage: „Früher war sie bekannt als DAS Auto der Bundeskanzler und Bosse, heute liegt ein Schatten auf der plötzlich oft mattlackierten Luxus-Limousine. Denn die Halbwelt hat die S-Klasse für sich entdeckt!“ Des Weiteren ist von „Imageproblem“ und „negativen Schlagzeilen", für welche der Luxus-Benz mittlerweile sorge, in dem BILD-Artikel (Zahlschranke) die Rede.

„Früher Kohl, jetzt Kollegah“, bringt BILD den vermeintlichen Abstieg des Luxus-Benz aus den Reihen der deutschen Führungseliten in die Niederungen von Kiez und Gosse der erfolgreichen deutschen Rapper wie Fler, Kollegah & Co. auf den Punkt. Wir möchten aus gegebenen Anlass nur kurz darauf verweisen, dass schon zu Regierungszeiten von Helmut Kohl als Kanzler der Bundesrepublik Deutschland (1982-1998) insbesondere die Baureihe C126 mit entsprechenden Breitbau-Modifikationen für viele Luden, Loverboys und sonstige zwielichtige Gesellen als fahrbarer Untersatz erste Wahl war. Eingedenk dessen vermag die Mercedes-Fans.de-Redaktion im Vergleich zu damals heute keinen signifikant deutlicheren Abstieg der S-Klasse zu erkennen.

Bild: Screenshot/facebook-fleroffical

Ja, es stimmt: Deutscher Rap ist Machogehabe, verherrlicht Gewalt, ist oft frauenfeindlich und in seiner erfolgreichsten Form derb und vielfach politisch völlig unkorrekt. Mercedes-Benz stellt sich eigentlich ganz anders dar: diverser, weiblicher will die Marke sein. Upps, warum also lieben gerade „Rambo-Rapper“ dann die Marke Mercedes im Allgemeinen und die S-Klasse im Besonderen?
Antwortversuch: Womöglich ist die vom Daimler selbst geförderte Betonung des Luxusgedankens das Problem. Die S-Klasse steht halt, auch weil das Marketing es so will, für edle Kleidung, teure Uhren, hochwertigen Schmuck und Designer-Mode. Ganz viel Bling also. Check, klares Rapper-Ding, Digger! Die Mercedes-Benz S-Klasse steht aber nicht für eine Noblesse-oblige-Haltung und derzeit schon gar nicht für eine gelebte und authentische MIB-Kultur. Weil sie in den Kreisen der von BILD bezeichneten „Halbwelt“ und „Schurkenschicht“ offenbar nur für einen Ausdruck von finanziellem Erfolg identifiziert wird, kann sie auch von all denjenigen, welche auf anrüchige und unfeine Weise erfolgreich sind, vereinnahmt werden. Muss das die Marke Mercedes-Benz stören? Stinkt Geld wirklich nicht? Wie gesagt, seine Kunden kann man sich nicht aussuchen, aber man kann die Gruppe, die man als Fans und Freunde haben will, als Traditionsmarke besser pflegen, als es der Stern mithilfe von professionellen Gesichtsvermietern versucht und einer extensiven Influencer-Offensive derzeit tut.
Und also braucht man sich nicht wundern, wenn, um mal im Jargon von BILD zu bleiben: „Asis mit Niwoh“ (Gruß an Jürgen Zeltinger für diese einmalig gelungene Wortschöpfung) in S-Klasse, Maybach und AMG gesichtet werden. So z.B. auch im nachfolgenden Video, das den Rapper Farid Bang in seinem von Mansory gepimpten Mercedes-AMG S63 auf der Düsseldorfer Königsallee zeigt. 650.000 Klicks hat dieses im April 2019 hochgeladene Video bisher zu verzeichnen. Zugegeben: Das sind viele Klicks. Aber können diese für eine Marke wie Mercedes-Benz in diesem Fall wirklich ein Gradmesser für gute Publicity sein?

Video: Farid Bang im Mercedes-AMG S63 von Mansory

 


1 Kommentar

  • Pano

    Pano

    Ich sach nur Kalle Grabowski ;-) Grüße Pano

Schreibe einen Kommentar

Login via Facebook

Community