W124-Fahrer kommen in die Hölle, weil sie den Himmel auf Erden schon hatten., so lautet das Motto des MB-Stammtisch-Minden Administrators Jens Riske aus Bückeburg. Der unter eingefleischten Mercedes-Fans als einzig wahre E-Klasse geltende, kantige Vorgänger des Vier-Augen Modells erfreut sich bei vielen Fans nach wie vor ungebrochener Beliebtheit. Da kommt die Tatsache gerade recht, dass die angehenden Mercedes Klassiker (sofern man sie regelmäßig wartet und es nicht an Verbrauchsmaterialien mangeln lässt) als nahezu unkaputtbar gelten.
Nun kann man in dieser Mensch-Mercedes-Beziehung ja nicht gerade von einer Zufallsbekanntschaft sprechen. Nachdem der 83er 190E sein Gnadenbrot beim Hausbau verspeisen durfte, schaute sich Jens nach adäquatem Ersatz um. Das war 1997 und das Angebot an W124 Mercedes Gebrauchtwagen war ordentlich. Die Qualität einiger Kandidaten ließ jedoch arg zu wünschen übrig, der erste euphorisch getätigte Kauf war dann von einigen Gerichtsterminen und rechtlichen Auseinandersetzungen getrübt. Zerknittertes Blech, das nach einer zufälligen Inspektion des Kofferraumes zum Vorschein kam, steckt man schließlich nicht einfach so weg.
Auch sein Auto-Glück kann man planen
Nachdem der erste Deal mit fadem Beigeschmack rückabgewickelt worden war, suchte Jens fortan auf neuen Wegen sein Glück. Er sollte es bei einem Mercedes-Händler in Bad Oeynhausen finden. In Zahlen ausgedrückt hieß das: Ein fünf Jahre alter 220E, blauschwarzmetallic, Originalzustand und gerade einmal 58.000 Kilometer auf der Uhr. Bei näherer Betrachtung fiel auf, dass es sich bei der hervorragend erhaltenen Limousine um ein Behördenfahrzeug handelte. Da waren die geringe Laufleistung und der erstklassige Zustand natürlich ein weiteres Argument, um zuzuschlagen.
Kontaktaufnahme mit dem mbstammtisch-minden.de
Eine erste Kontaktaufnahme mit dem mbstammtisch-minden.de sollte zu folgenschweren Gesprächen führen. Nach dem allerersten Besuch des Mercedes-Treffens in Harsewinkel 2006 stand für den Bückeburger fest: Der Wagen sollte nicht auf ewig im erhaltenswerten, aber doch etwas spröden Originalzustand verbleiben.
Ab Werk waren wärmedämmende Scheiben, hintere Kopfstützen sowie ein elektrisches Schiebedach verbaut. Langsam machte sich Jens daran, seine Mercedes E-Klasse nach und nach mit etlichen Zusatzausstattungen zu komplettieren. Den Anfang machte eine Außentemperatur-Anzeige, gefolgt von elektrischen Fensterhebern.
Glänzende Arbeit - oder kennen Sie "gromalusieren"?
Zwischenzeitlich fand der Wagen die Nähe zur Strasse wieder. Um gute 45 mm liegt der 220E jetzt tiefer, was vor allem den Weitec Federn zu verdanken ist. RH Topline Felgen in 8x17 und 9x17 Zoll verhelfen dem Benz zu einem sehr bulligen Auftritt. 225, respektive 245 Millimeter breite Pneus tun ihr übriges für eine satte Straßenlage. Die Rundlinge erhielten eine Oberflächenbehandlung, auf die Jens immer wieder angesprochen wird. Dabei wurden sie weder verchromt, noch poliert. Das Verfahren nennt sich gromalusieren und wird in einem eigens von der Hamelner Firma Grommes entwickelten und patentierten Verfahren angewendet. Das Finish erlaubt die absolut unkomplizierte Pflege der Räder mit warmem Wasser und einem Schuss Spülmittel. Bei einem tagtäglich bewegten Fahrzeug ist so etwas unerlässlich!
Weiterlesen...
Trotz seiner Verwendung als " Daily Driver" gönnte Jens seiner Mercedes E-KLasse ein paar optische Schmankerl. Dazu gehören die Smokey-Frontblinker und grau-rote Rückleuchten von in.Pro. Der Endschalldämpfer kommt aus dem Supersprint-Regal, erhielt im Zuge einer Modifizierung aber abgeschrägte, 76 mm messende Endrohre im Brabus-Design.
Upgrade zur Vollausstattung
Und was könnte einen dezenten Umbau stilvoller krönen, als edelste Tierhaut? Nach langer Suche fiel Jens diese graue Komplett-Leder-Ausstattung mit Raff-Look-Türverkleidungen in die Hände. Dazu passte nun mal braunes Wurzelholz am besten. Also wurden auch sämtliche Intarsien mal eben ausgetauscht. Das Lenkrad fügt sich ebenso harmonisch ins Interieur ein. Kein Wunder, das Victor Spezial-Lenkkrad erhielt schließlich noch ein Airbag-Modul mit Chrom-Stern.
Chrom-Türpinne aus der B-Klasse, ein schwarzer Avantgarde-Kühlergrill und verchromte Schloß-Ösen sind nur einige der Tüpfelchen auf dem berühmten i. Blaue LED-Ausstiegsleuchten zählen ebenfalls dazu.
Neulack?
Jens betont, den Wagen sommers wie winters im Alltagseinsatz zu bewegen. Dabei schwärmt er wie am ersten Tag von der Solidität und Robustheit seines Sternenkreuzers. Nicht umsonst hat er sich den Nicknamen Sternfahrer gegeben. Und wie es sich für einen wahren Fan gehört, hält er viel von der richtigen Fahrzeugpflege. Ich werde oft gefragt, wann der Wagen neu lackiert wurde. Dabei ist das noch der originale Erstlack. Abgesehen von der oft gehörten Vermutung, dass die damaligen Nitro-Lacke durchaus widerstandsfähiger zu sein scheinen als die heutigen, wasserbasierten Anstriche, gibt es eine einfache Erklärung für den Glanz: Der Wagen hat noch nie eine Waschanlage von innen gesehen und wird seit jeher nur von Hand gereinigt! Das nennen wir mal einen Tipp, der sich gewaschen hat...
Text & Fotos: Igor Vucinic
Mercedes-Fans Facts:
Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz 220E (W 124)
Baujahr: 1993
[b]Motor: Reihenvierzylinder, 2199 ccm Hubraum, Leistung:[/b] 150 PS bei 5500 (1/min), Supersprint Endschalldämpfer mit geänderten Endrohren
Kraftübertragung: Fünfgang-Schaltgetriebe
Räder: RH Topline AA, vorne in 8x17 ET 35, hinten in 9x17 ET29, gromalusiert, unsichtbare Ventile, verchromte Radschrauben
Reifen: Pirelli, vorne in 225/45 R17, hinten in 245/40 R17
Fahrwerk: Dreiecks-Querlenker, Federbein vorn, Raumlenkerhinterachse, Stoßdämpfer mit Schraubenfedern, Weitec 45mm Tieferlegungsfedern
Bremsen: Zimmermann Bremsscheiben, Stahlflexleitungen
Karosserie: Avantgarde-Kühlergrill, schwarze Frontblinker, grau-rote Rückleuchten
Innenraum: Graue Leder-Vollausstattung und braunes Wurzelholz-Dekor nachgerüstet, elektrische Fensterheber und Sitzheizung eingebaut, B-Klasse Türpins, LED Ausstiegsleuchten, Victor Leder-/Wurzelholz-Lenkrad mit Chrom-Stern
ICE: Becker Grand Prix 9770, originales Lautsprechersystem
Dank an: Schloss Bückeburg
Keine Kommentare
Schreibe einen Kommentar