Mit einem 1958 in Südafrika produzierten Mercedes 190 Ponton nahm Dieter Losskarn am jährlichen Oily Rag Run in Kapstadt teil. Die pittoreske Route führte von Kapstadts City nach Franschhoek, zum gleichnamigen Motor-Museum, dem schönsten des Landes.
Was machen ein Australier, ein Engländer und ein Deutscher in einem Ponton-Mercedes in Kapstadt? Nein, das wird jetzt kein schlechter Witz. Ich nehme auf der sehr beqemen Rückbank des 190er Mercedes von Peter Lamond Platz. Er ist Australier und die Liebe hat ihn vor etlichen Jahrzehnten nach Kapstadt verschlagen. Neben ihm sitzt sein Schwiegersohn in spe Neil, ein Engländer. Da beide das Linksfahren und Rechtslenken aus ihren jeweiligen Heimatländern gewohnt sind, habe ich nichts zu befürchten und kann mich hinten relaxt zurücklehnen.
Oily Rag Run - "Ölige-Lappen-Ausfahrt"
Wir stehen vor einem wunderbar restaurierten, historischen Lagerhaus in der City Kapstadts. Ich würde es als so etwas wie die lokale Motorworld bezeichnen. Bei Crossley & Webb gibt es neben ausgezeichnetem Kaffee von Truth Coffee Roasting, erlesene Oldtimer und Exoten zu kaufen. Kunden können ihre Chromjuwelen klimatisiert in gläsernen Garagen aufbewahren, sie restaurieren oder aufpolieren lassen.
Ganz im Gegensatz zu den am Oily Rag Run teilnehmenden Fahrzeugen. Die sind allesamt unrestauriert, würdevoll gealtert und tragen ihre jahrzehnte-alte Patina mit Stolz. Die Idee kommt aus England und hier genauso gut an wie bei den ehemaligen Kolonialherren. Bereits zum fünften Mal findet der jährliche Oily Rag Run, wörtlich übersetzt ‚Ölige-Lappen-Ausfahrt‘ in Kapstadt statt. Nur Autos, die älter als 50 Jahre alt sind, dürfen teilnehmen.
Unser Ponton ist ein echter Südafrikaner!
Kein Problem also für den dunkelblauen Ponton von 1958, der übrigens ein echter Südafrikaner ist. In den frühen 1950er Jahren hatte Daimler-Benz sechs Importeure in Südafrika. Der Stern aus Stuttgart war sehr beliebt. Dann, in der Mitte des Jahrzehnts, erhöhte Südafrika die Importzölle für neue Pkw dramatisch. Nurmehr 100 neue Mercedes kamen in dem Jahr nach Südafrika. Von den Importzöllen ausgenommen, waren kommerzielle Fahrzeuge. So wurde der Ponton-Pickup geboren. Teilweise von Binz gebaut, teilweise als Pritschen nach Südafrika geliefert und lokal mit einer Ladefläche versehen. Ein paar hundert Stück der Ponton-Bakkies, wie Pickups hier genannt werden, gelangten so ans Kap, wo sie heute gesuchte Klassiker sind.
Das Herzstück: Ein 1,9 Liter 4-Zylinder mit 75 PS
Im Januar 1958 war es dann soweit: Der erste südafrikanische Mercedes lief vom Band, im neu gebauten Werk in East London, wo Mercedes noch heute alle rechtsgelenkten C-Klasse produziert. 2015 wurde dort der millionste Stern gefertigt.
Peters Ponton gehört also zu den allerersten afrikanischen Sternen. Der 1,9-Liter-Vierzylinder mit seinen 75 PS schnurrt und wir cruisen gemütlich aus Kapstadt hinaus, Richtung Weinland. Typisch für die südafrikanischen Pontons sind die vorgeschriebenen kleinen, runden Reflektoren unter den Scheinwerfern.
Beeindruckend: Das Franschhoek Motor Museum
28 Bilder Fotostrecke | 1958 Mercedes 190 Ponton (W121) in Südafrika: Stern des Südens
Da im Weinland die kühlenden Seewinde fehlen, wird es zunehmend wärmer. Aber der W121 schlägt sich als gebürtiger Südafrikaner wacker. Und auf dem grünen Rasen vor dem herrlichen Franschhoek Motor Museum wird das Picknick-Lunch zum Glück im Schatten serviert. Vier groβe Hallen im Stil des kapholländischen Herrenhauses auf der Weinfarm erbaut, beherbergen etwa 70 von insgesamt 400 Fahrzeugen der beeindruckenden Klassiker-Sammlung von Johan Rupert. Im Gegensatz zu den drauβen parkenden Fahrzeugen allesamt perfekt restauriert.
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