30 Jahre Jubiläumstreffen der Mercedes-Benz-500E-Gemeinde am Porsche Museum in Stuttgart

Mercedes-Benz 500E (W124): Der beste Porsche aller Zeiten?

30 Jahre Jubiläumstreffen der Mercedes-Benz-500E-Gemeinde am Porsche Museum in Stuttgart: Mercedes-Benz 500E (W124): Der beste Porsche aller Zeiten?
Erstellt am 8. Juli 2021

Morgens um 9 Uhr trafen sich am vergangenen Wochenende die ersten Teilnehmer. Die leise blubbernden V8 Mercedes-Benz Flaggschiffe 500E durften mit Sondergenehmigung direkt vor dem Eingang des Porsche Museums parken. Da standen zufällig ein paar Herren im besten Alter und schauten zu, wie sich die Reihen der imposanten Fahrzeuge füllten. Arkady, ein Mitglied der Mercedes Gruppe, erklärte den Herren, dass diese Mercedes von Porsche gebaut wurden. Die Antwort: „Das wissen wir, wir haben die damals gebaut, genau wie den Porsche 959. Wir sind ehemalige Porsche-Mitarbeiter.“ Welch ein Zufall! Nicht alle Museumsbesucher waren so gut Informiert. Die Besitzer der insgesamt 35 Mercedes-Benz-Dickschiffe wurden immer wieder angesprochen, warum hier so viele Mercedes am Porschemuseum stehen, und standen hilfsbereit Rede und Antwort.

Der Kuckucks-Benz

Der Mercedes-Benz 500E (W124.036) wurde von 1990 bis 1993 und die Modellpflege E500 von 1993 bis 1995 gebaut. Bis auf den Antriebsstrang wurde er von Porsche hergestellt. Da die Mercedes-Benz-Konstruktionsabteilung zu dieser Zeit alle Kapazitäten für die Entwicklung der neuen S-Klasse nutzte, beauftragte Mercedes-Benz die Firma Porsche 1989 mit der Neukonstruktion des W124-Fahrgestells. Das Herz bildete der 5-Liter-V8 aus dem SL. Äußere Erkennungsmerkmale vom 500er und E60 AMG sind die verbreiterten Kotflügel im Vergleich zu den anderen W124-Modellen und Nebelscheinwerfer im geänderten vorderen Stoßfänger.

Zu große Belastung

Bis 10:30 Uhr waren alle Sternfahrer eingetroffen. Manche sind schon am Abend vorher angereist, andere kamen „just in time“. Leider durften nur jeweils 15 Fahrzeuge vor dem Museumseingang stehen. Unter dem Platz befindet sich die Tiefgarage des Museums, und die Tragkraft der Deckenkonstruktion ist nicht für eine größere Zahl der schweren Karossen ausgelegt. Also standen erst mal 15 oben und die Anderen in der Tiefgarage. So genossen die ersten 15 Mercedes-Fans einen Besuch des Porsche-Museums, und die verbleibenden Besitzer hatten genug Benzingespräche, um sich die Zeit zu vertreiben. Nach ca. einer Stunde wurde gewechselt. Die nächsten 15 Kolosse durften aus der Tiefgarage und die Besitzer ins Museum.

Wolf im Schafspelz im Rudel unterwegs

Nachdem beide Gruppen im Museum waren, fuhren alle Teilnehmer in lockeren Gruppen zu Autopoint Stuttgart in Pleidelsheim. Das Unternehmen stellte freundlicherweise seinen Parkplatz zur Verfügung. Die Stimmung der bunt zusammen gewürfelten Teilnehmer war euphorisch, und so dauerte das gemeinsame Mittagessen beim Imbiss Dquadrat um die Ecke länger als geplant. Es gab einfach zu viel zu erzählen und man konnte sich persönlich kennen lernen. Nach und nach löste sich die Gruppe dann bis 16 Uhr auf. Robert fuhr 600 km zurück nach Holland, Michael nach Landshut, Harald nach Saarbrücken, Ümit fuhr wieder nach Düsseldorf ...

Leidenschaft, die Leiden schafft.

Der Benz mit dem 5-Liter-V8 wurde 1990 in Paris präsentiert. Geplant war daher eigentlich ein Treffen in 2020 zum 30-jährigen Jubiläum der Präsentation des 500E. Corona hat aber einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Firat Bala aus Heilbronn wurde 1982 geboren, war also erst 8 Jahre alt, als der 500E präsentiert wurde. Mit 20 Jahren entbrannte seine Liebe zum Mercedes-Dampfhammer. Seitdem wünschte er sich nichts sehnlicher, als einen davon sein Eigen zu nennen. Erst letztes Jahr hielt er es nicht mehr aus. Er fand einen 500E in Hamburg, buchte wegen Corona unter Schwierigkeiten im tiefsten Winter einen Flug und begutachtete das Fahrzeug vor Ort. Der Benz sprang nicht an. Egal, er musste ihn haben. So kaufte er die Katze im Sack. Hm… Aber eigentlich wollte er ja mit seinem „neuen“ Auto nachhause fahren. Es herrschte Schneechaos und Corona. Keine Bahn fuhr, kein Flugticket war zu haben. Er suchte verzweifelt alle Mietwagenzentren der Umgebung in Hamburg ab. Ein Mitarbeiter, der an einem Außenposten eigentlich nur den Briefkasten mit den zurückgegebenen Autoschlüsseln leeren wollte, half Firat Bala dann und gab ihm einen Wagen, um nach Hause fahren zu können. Als der 500E dann nach Heilbronn geliefert wurde, stellte er sich als Baustelle heraus. So wurde er verkauft und Firat war beim nächsten Kauf vorsichtiger. Er fand letztendlich den Wagen in Top-Zustand, mit dem er am Treffen teilnahm, und der mittlerweile 321.000 km gelaufen ist. Gerhard, der aus dem nahe gelegenen Pforzheim anreiste, hat sogar 350.000 km auf der Uhr seines Mercedes.

Generalstabsmäßige Planung

Im März 2021 schien eine Planung endlich möglich und Firat Bala gründete eine Whatsapp-Gruppe. Er wollte andere Fans des Luxussportlers kennenlernen. Über Mundpropaganda wuchs die Gruppe schnell auf sagenhafte 140 Mitglieder. Alle haben „original“ 500E-Autos … keine aufgerüsteten 400er oder ähnliche Umbauten auf W124-Basis. Als Admin der Gruppe organisierte Firat Bala das ganze Treffen mit Hilfe von Frank, der bei Porsche arbeitet. Über Whatsapp freute man sich auf das Treffen, blieb in Kontakt, tauschte sich aus, und auch während des Treffens konnte man sich über die Gruppe abstimmen und in Kontakt mit allen Teilnehmern bleiben.

Das Superhirn

Ein Teilnehmer hat gar keinen 500E, aber er musste unbedingt dabei sein.
Arkady spielt beruflich Geige, aber beim 500E-Treffen spielte er die ERSTE GEIGE. Zumindest aus der Sicht der Gruppenmitglieder, die ihn sehr schätzen. Er selbst ist viel zu bescheiden, um das so zu sehen.

Er weiß fast ALLES über diese Mercedes-Benz-Modelle. Früher in Arkadys Studium, hat ein Kommilitone von ihm, tragischer weise seine Eltern verloren und viel Geld als Schadenersatz bekommen. Daraufhin kaufte er sich 1991 einen 6 Monate jungen 500E. Als Arkady damals zum ersten Mal mitfuhr und gerade seine Hand aus dem Fenster hielt, betätigte der Besitzer zufällig gerade den Fensterheber. Mit der hoch fahrenden Scheibe kann man Äpfel zerteilen. Da merkte Arkady, welche Kraft allein schon im Fensterhebermotor steckte. Die Hand ist übrigens dran geblieben. Das war sein Schlüsselerlebnis mit dem 500E. Seitdem verschlingt er Texte, Berichte und Infos zu diesem Fahrzeug und musste auch irgendwann einen haben. Er recherchiert, kennt sämtliche Produktionsdaten und Hintergrundinformationen. Er hat seinen 500E leider verkauft, aber er wird „The brain“ genannt. Er bleibt ein angesehenes und hilfsbereites Mitglied der Gruppe. Er schreibt sogar an einem Buch zum Thema „500E“.

Mit Gold aufgewogen

Man kann sich das kaum vorstellen, aber die erste Serie von 1990 bis 1993 der Mercedes-Benz-500E war damals schnell ausverkauft. Da gibt es die wildesten Geschichten, was damals alles getan wurde, um an so ein Fahrzeug zu gelangen. Insgesamt wurden 10479 Stück hergestellt. 5475 wurden in Deutschland ausgeliefert, 1528 in den USA … Nach Japan gelangten nur wenige Fahrzeuge. Ein Japaner bestellte sein Auto daher in Russland. Das offiziell in Russland ausgelieferte Auto berührte nie russischen Boden. Was dieser Deal mehr gekostet hat, ist nicht bekannt.

Der Neupreis lag damals bei rund 150.000 DM. Die S-Klasse gab es schon ab ca. 100.000 DM. AMG gehörte damals noch nicht zu Mercedes-Benz. Ein paar AMG-Fahrzeuge waren auch beim Treffen. Die AMG-Version wurde von ca. 1993 bis 1995 nur 101 mal als E60 und 45 mal als E60 Limited gebaut. Der sogenannte AMG E60 lag sogar bei 180.000 DM, E60 Limited über 200.000 DM. Die Meisten AMGs hatten 61 PS mehr, 6 Liter Hubraum, bessere Bremsen, Auspuffblenden mit AMG-Logo, ein anderes Fahrwerk, in seltenen Fällen eine andere Mittelkonsole, AMG-Felgen und einen Tacho ohne elektronische Sperre bis 300 km/h im Vergleich zu den Standart 500E mit abgeriegelten 250 km/h.

Der Griff nach den Sternen

In Japan fand 2018 ein 500E-Treffen mit 100 Autos statt. Das zu übertreffen, ist das Ziel von Firat Bala, Frank, Arkady und den anderen. Vielleicht ist Silas, der seinen 500E sogar im Alltag nutzt, dann auch wieder dabei. Thomas kommt dann vielleicht mit beiden 500E Limited und nicht nur mit einem. Wir dürfen gespannt sein! Es war auf jeden Fall ein gelungenes Event, und Mercedes-Fans bedankt sich, dass wir dabei sein durften.

Gebrauchtwagenpreise 500E heute: Von ca. 30.000 Euro mit 160.000 km bis 100.000 Euro mit 42.000 km

Technische Daten 1994 Mercedes-Benz 500E

Limousine 4-Sitzer, 4 Türen, Automatik, ASR
Motor: V8-Zylinder-Leichtmetall-Einspritzer-4-Ventil-Technik
Leistung: 235 kW / 320 PS / 4973 cm3
Bereifung: 225/55 ZR 16 5fach
Radstand: 2,80 m
Preis: 145.590,00 DM

E60 AMG
280 kW / 381 PS / 6000 cm³
Preis: 179.860,00 DM

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