319 Talente: Was man alles so aus einem alten Lieferwagen machen kann

Der Mercedes-Benz L 319 – Großvater des Viano/Vito

319 Talente: Was man alles so aus einem alten Lieferwagen machen kann: Der Mercedes-Benz L 319 – Großvater des Viano/Vito
Erstellt am 25. August 2012

Neben den Personenwagen ist Mercedes-Benz seit je her auch im Bereich Nutzfahrzeuge gut im Geschäft. Die aktuellen Modelle Vito bzw. Viano gehen auf die heute sehr beliebten Modelle aus den späten 50er und 60er L/O 319-Modellen hervor. An dieser Stelle wollen wir Ihnen mal drei Exemplare dieser Nutzfahrzeuge mit Stern vorstellen, die heute noch im Dienst stehen. Wenn auch auf sehr außergewöhnliche Art und Weise.

Der L/O 319 war so etwas wie der VW Bulli – als Kastenwagen waren diese Fahrzeuge idealer Begleiter für Handwerker oder Handel. Der „Schnell-Lastwagen“ getaufte L 319 verfügte über einen tragenden Leiterrahmen mit blattgefederte Starrachsen vorne und hinten, eine hintere Zwillingsbereifung und große 16 Zoll-Räder. Auf dieser Basis kam auch der O 319 – der Scheibenbus von Mercedes-Benz. Für den Reiseunternehmer war eine 18-sitzige Version im Angebot, noch kultiger heute ist aber sich das Spitzen-Modell der Baureihe mit der vom Samba-Bus bekannten Dachrandverglasung, Faltschiebedach, Zweifarb-Lackierung und Luxusbestuhlung für zehn Passagiere.

Mittlerweile ist die Zahl der L/O 319er Modelle stark dezimiert, schließlich handelte es sich nicht um Opas Heckflosse sondern um ein Nutzfahrzeug! Aktuell restauriert die bekannte TV-Schrauberin und Moderatorin Lina Van de Mars zusammen mit dem Online-Portal MYVAN.com einen L 319 – die Geschichte dazu haben wir hier auf Mercedes-Fans.de vorgestellt. Wie auch dieses Modell wahrscheinlich nicht so ganz original bleibt – die feierliche Premiere findet auf der IAA Nutzfahrzeuge statt - blieben auch seinerzeit nicht alle Modelle in einem serienmäßigen Zustand.

Mobile Coffee-Bar

Entweder ein findiger Unternehmer oder sogar bekannte Firmen wie Ackermann zum Beispiel machten aus dem L 319 zum Teil was Einzigartiges, wie zum Beispiel bei dem heutigen Coffeebar Van von Christoph Norrmann, den der Berliner vor acht Jahren im Internet entdeckte. Aus dem Umzugs- und Möbelwagen mit Ackermann-Hochdachaufbau aus dem Baujahr 1964 wollte der Catering-Spezialist eine mobile Kaffeebar für Messen, Events machen – was dank einer Stehhöhe von fast 2,5 m Höhe problemlos schien.

Die Restauration dauerte zwar nur ein Jahr, aber dennoch waren jede Menge Arbeit nötig um den Wagen wieder in diesen Zustand zu versetzen: Die Blecharbeiten und die Lackierung überließ Christoph den Profis während er die Fahrzeugelektrik und die mechanische Teile selbst überholte. Schließlich wurde dem Van ein neuer Motor spendiert, der weit verbreitete 240er Diesel-Vierzylinder (OM 616) versieht nun seinen Dienst, so dass – bis auf Kleinigkeiten – problemlos unterwegs sein kann.

Auch der Innenausbau wurde von dem Berliner Unternehmer selbst unternommen. Hier fällt der Blick natürlich zuerst auf die große Kaffeemaschine, dazu bekam der Van einige Regale und Arbeitsflächen. „Im großzügigen Laderaum können zwei Personen bequem arbeiten, ohne sich gegenseitig zu behindern. Die große Höhe des Fahrzeugs hat den praktischen Nebeneffekt, dass man es bei großen Veranstaltungen mit vielen Menschen bereits aus weiter Entfernung gut sehen kann“, erklärt Christoph, der mit seiner mobilen Coffeebar auf vielen Events unterwegs ist und sogar von großen Unternehmen für Präsentationen oder Feiern gebucht wird.

Flugüberwachung

Ebenfalls ein besonderes Exemplar ist der Mercedes-Benz L319, der auf dem Segelflugplatz Reiselfingen im Schwarzwald seit über 25 Jahren seinen Dienst verrichtet. Der ausgediente Lieferwagen eines Unternehmern wurde zum kleinen Tower umgebaut. Dazu haben die Vereinsmitglieder das Dach aufgeschnitten und eine Art Kanzel aus Glas und Holz darauf montiert. Darin sitzt ein Mitglied der Segelfluggruppe und koordiniert Starts und Landungen und hält Kontakt zu den Kollegen an der Seilwinde – die in einem Mercedes-Benz 813 sitzt.

Der Van hat weder Straßenzulassung noch gibt es eine Stromversorgung. Der für Computer benötigte Strom kommt aus Solarzellen auf dem Dach. Der Motor jedoch läuft und bringt den L 319 tagein tagaus in die trockene Halle bzw. auf den nahegelegenen Hügel, von dem man eine gute Übersicht über den Segelflugplatz hat. Am 9. September 2012 feiert die Segelfluggruppe übrigens ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Flugplatzfest – vielleicht wollen Sie dem L 319 ja einen Besuch abstatten?

Teile-Transporter

Unser dritter Kandidat wirkt so, als wenn er schon seit jeher zu seinem Eigentümer gehört, denn der blaue L 319 aus dem Jahr 1959 versieht seinen Dienst bei einem Autohaus und dient zum stilechten Transport von Ersatzteilen und natürlich auch als Werbeträger für das Autohaus Hahn in Münchberg nahe Bayreuth, das sich auf die Restaurierung von Klassikern spezialisiert hat. Der Wagen stammt von einem Kunden des Autohauses. Der Vorbesitzer hat den Mercedes-Benz bereits rundum überholt und einige Arbeiten an der Karosserie ausgeführt.

Als der L 319 vor drei Jahren gekauft wurde, musste das Autohaus Hahn lediglich die Endmontage nach dem Lackieren und eine Überholung des Motors vornehmen. Ein halbes Jahrhundert nach dem Wirtschaftswunder ist der L 319 immer noch zuverlässig und geschäftig auf der Straße. Hin und wieder stellt das Autohaus den L 319 bei Oldtimertreffen aus. Aber auch als Servicemobil leistet der betagte Klassiker noch gute Dienste.



Texte: Thomas Frankenstein

Fotos: MYVAN.com

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