4Matic: Seit über 100 Jahren auf allen Vieren

Da ging nicht immer alles automatisch: Die Historie der Allradmodelle von Mercedes-Benz

4Matic: Seit über 100 Jahren auf allen Vieren: Da ging nicht immer alles automatisch: Die Historie der Allradmodelle von Mercedes-Benz
Erstellt am 4. Dezember 2010

Schon 1903 schuf Paul Daimler, Sohn des Firmengründers, erste Konstruktionen mit Allradantrieb. 1907 entstand der Dernburg-Wagen für Fahrten in Afrika – auf Basis eines Lkw, aber als Personenwagen konzipiert. Er wurde so zum Stammvater der heutigen Pkw mit 4MATIC-Antrieb. Erster allrad-getriebener Pkw von Mercedes war die E-Klasse-Baureihe W 124, deren 4MATIC-Versionen 1985 auf der IAA in Frankfurt debütierten. Auch die heutigen Geländewagen und SUV haben einen langen Stammbaum. Den Mercedes-Benz G5 präsentierte Mercedes-Benz im Oktober 1938 auf der Motor Show in London als „Kolonial- und Jagdwagen“. Neben der G Klasse, die seit 1979 unbeirrt ihre Bahn durchs Gelände zieht, ist der G5 so auch der Stammvater der modernen SUV der M-, R- und GL-Klasse sowie des GLK. Darüber hinaus hatte das Unternehmen immer geländetaugliche Nutzfahrzeuge im Angebot - vom legendären Unimog über Lastwagen bis hin zu Lieferfahrzeugen wie Vito und Sprinter.

Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts werden die Grundlagen gelegt

Das erste Personenfahrzeug mit Allradantrieb für den Alltagsbetrieb konstruiert die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) im Jahr 1907. Der so genannte „Dernburg-Wagen“ hat sogar eine Allradlenkung und ist für den Staatssekretär Bernhard Dernburg bestimmt, der damit im Kolonialdienst 1908 in Afrika viele Kilometer zurücklegt. Als Basis dient Ingenieur Paul Daimler, Sohn des Firmengründers, ein Lastwagen-Chassis der Daimler-Motoren-Gesellschaft. Das Fahrzeug kostet 34.750 Mark. Es erhält eine Tourenwagen-Karosserie mit zwei Plätzen auf der Chauffeursbank und insgesamt vier Sitzplätzen im Fond. Der stattliche Wagen wiegt bei einer Länge von ungefähr 4,90 Metern und einer Höhe inklusive Dach von gut 2,70 Metern rund 3,6 Tonnen, einschließlich aller vom Kolonialamt ausdrücklich gewünschten Besonderheiten, beispielsweise einer besonders schweren Kupplung sowie ein auf tropische Verhältnisse abgestimmter Benzin- und Kühlwasservorrat, Ersatzteile und Werkzeuge.

Permanenter Allradantrieb

Der Vierzylindermotor liefert aus rund 6,8 Liter Hubraum bei 800/min die durchaus ansehnliche Leistung von 35 PS, was auf ebener Asphaltstrecke immerhin für eine Höchstgeschwindigkeit von rund 40 km/h gut ist. Wichtiger jedoch für das Fahrzeug mit seinem besonderen Einsatzgebiet ist die Steigfähigkeit mit Hilfe des Allradantriebs: Sie beträgt 25 Prozent. Das Fahrzeug hat einen permanenten Allradantrieb, der Motor schickt seine Kraft über eine ausgeklügelte Mechanik an die vier Räder. Eine Welle verbindet ihn mit dem genau mittig montierten Getriebe, das vier Vorwärtsgänge und einen Rückwärtsgang bietet. Von dort übertragen Kardanwellen die Drehbewegung an die Differenziale der Vorder- und Hinterachse.

Besondere Vorkehrungen trifft Konstrukteur Daimler, um feinen Flugsand aus den kraftübertragenden Teilen zu halten. Da dies jedoch den Lenkeinschlag stark einschränkt, auf höchstens 23 Grad, erhält das Fahrzeug auch hinten gelenkte Räder, um einen adäquaten Wendekreis zu erzielen.

Ein Repräsentationsfahrzeug fürs Gelände

1934 entsteht der mächtige sechsrädrige Personenwagen G 4 (Baureihe W 31), der im Werk Untertürkheim gebaut wird. Vor allem Staatschefs und ranghohe Militärs schätzen den 3,7 Tonnen schweren Wagen bald als geländegängiges Repräsentationsfahrzeug. Die Kraftübertragung geschieht mit einer Kardanwelle auf die beiden hinteren Starrachsen, für gute Geländegängigkeit sorgen zwei Sperrdifferenziale (Steigfähigkeit bei voller Belastung: 43 Prozent). Insgesamt entstehen mit allen Motorvarianten bis 1939 57 Stück.



In der ersten Serie (1934 bis 1936) arbeitet ein 5,0-Liter-Achtzylindermotor vom Typ M 24, der bei 3400/min eine Leistung von 100 PS entwickelt. In der zweiten Serie (1937 bis 1938) leistet der Motor mit einem auf rund 5,3 Liter vergrößerten Hubraum115 PS. In der dritten Serie sind es dann aus 5,4 Liter Hubraum 110 PS. Obwohl mehr möglich wäre, ist der G 4 aufgrund seines hohen Gewichts und der damaligen Reifenstabilität nur für eine Höchstgeschwindigkeit von 67 km/h zugelassen. Immens ist der Treibstoffverbrauch, der auf der Straße mit 28 Litern und im Gelände mit 38 Litern angegeben ist. Kein Wunder, dass einige Fahrzeuge mit einem 140-Liter-Tank ausgerüstet sind.

Hightech für Personenwagen: Mercedes-Benz 4MATIC

Mitte der 1980er Jahre ist die Zeit reif, um den Allradantrieb auch in Personenwagen von Mercedes-Benz zu bringen. Auf der IAA 1985 in Frankfurt stellen die Ingenieure ihre Kreation einer breiten Öffentlichkeit vor: 4MATIC heißt der neue Allradantrieb. Er bedient sich auch der Elektronik, um in allen Fahrsituationen stets einen optimalen Antrieb zu bieten. Es ist das Anti-Blockier-System, das 1978 die Grundlage für diese Technik legt. Denn darauf aufbauend entsteht die Antriebsschlupfregelung (ASR, Serienstart 1987), die das Spiel der Längskräfte zwischen Reifen und Fahrbahn nicht nur beim Bremsen, sondern erstmals auch beim Beschleunigen regelt und dabei sowohl auf die Bremse als auch auf das Motormoment einwirkt. Es folgen das automatische Sperrdifferenzial (ASD, 1985) und das Elektronische Stabilitäts-Programm (ESP).



Gemeinsames Merkmal dieser Systeme ist es, den Radschlupf mit Hilfe moderner Mikroelektronik und Hydraulik zu erfassen und zu begrenzen, um die Längs-dynamik eines Automobils zu verbessern. Die 4MATIC arbeitet permanent und verteilt im normalen Fahrbetrieb auf griffigem Untergrund die Antriebskraft zwischen Vorder- und Hinterachse. Dank einer Sperre des Zentraldifferenzials können bis zu 100 Prozent der Antriebskraft zu einer Achse geleitet werden.

1987: 4Matic Debut in der Baureihe W 124

Ihr Debüt feiert die 4MATIC im Jahr 1987 in der Baureihe W 124. Von der E Klasse der Baureihe 210 an kommt ab 1997 zusätzlich das Elektronische Traktions-System 4ETS zum Einsatz, das die Funktion von Differenzialsperren übernimmt und für ein noch besseres Vorankommen auf schlechtem Untergrund sorgt. 4ETS ist in das Elektronische Stabilitäts-Programm ESP integriert, dessen Regelung speziell an den Allradantrieb angepasst ist. Verlieren eines oder mehrere Räder auf rutschigem Untergrund die Traktion, bremst 4ETS die durchdrehenden Räder automatisch und individuell mit kurzen Impulsen und erhöht im gleichen Maße das Antriebsmoment an den Rädern mit guter Traktion. Dieser automatische Bremseingriff kann die Wirkung von bis zu drei Differenzialsperren simulieren.

Fortentwicklung in der E-Klasse ( W 210)

In der neuen E-Klasse der Baureihe 210, die 1995 auf den Markt kommt, wird die Technik deutlich weiterentwickelt. Die neue 4MATIC besteht aus einem permanenten Allradantrieb mit einem einstufigen Verteilergetriebe, das für eine Kraftverteilung von 35:65 sorgt. Er wird unterstützt vom Elektronischen Traktions-System 4ETS.. Das Debüt der neuen 4MATIC findet zunächst im Februar 1997 im E 280 statt, im Juni folgt dann der E 320, jeweils auch als T-Modell.

4Matic und CDI-V6-Motoren: Die Baureihe W 211 glänzt mit Spitzenleistungen

Im Januar 2003 stellt Mercedes-Benz auf der North American International Auto Show in Detroit die neue E-Klasse der Baureihe 211 vor. Vom Herbst 2003 an gibt es sie auch mit 4MATIC, und zwar für die Typen E 240, E 320 und E 500, wiederum als Limousine und als T-Modell. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zu den hinterradangetriebenen Versionen ist die ausschließliche Verfügbarkeit des Fünfgang-Automatikgetriebes. Die Dieselmodelle E 280 CDI und E 320 CDI mit 4MATIC folgen im Juli 2005. Aufgrund der Kombination des permanenten Allradantriebs 4MATIC mit den modernen CDI-V6-Motoren werden in punkto Sicherheit, Traktion, Durchzugskraft und Wirtschaftlichkeit neue Spitzenleistungen erreicht.

Traktion auf noblem Niveau: Die S-Klasse 4MATIC

Zum Modelljahr 2003 startet Mercedes-Benz eine Allradoffensive bei den Personenwagen. Insgesamt sind damit in fünf Modellreihen 32 Fahrzeuge mit der 4MATIC erhältlich. Im Rahmen der Allradoffensive erhält die S-Klasse (Baureihe W 220) in der zweiten Hälfte ihrer Laufzeit die 4MATIC, und zwar in den Typen S 350, S 430 und S 500 – auf Wunsch auch in den Versionen mit langem Radstand.

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4Matic für den Nachfolger W 221

Das Nachfolgemodell, die S-Klasse der Baureihe W 221, debütiert im September 2005, der Allradantrieb folgt ein Jahr später, auf dem Autosalon Paris im September 2006. Erstmals gibt es die S-Klasse mit Dieselmotor und Allradantrieb im S 320 CDI 4MATIC, hinzu kommen S 350, S 450 und S 500, alle wiederum mit kurzem und langem Radstand.



Von März 2008 an offeriert Mercedes-Benz auch das Luxus-Coupé der CL-Klasse (C 216) mit Allradantrieb, im Modell CL 500 4MATIC. Kernstück ist das Siebengang-Automatikgetriebe 7G-TRONIC, das speziell für Allradmodelle weiterent-wickelt worden ist – integriert ist ein Verteilergetriebe mit Zentraldifferenzial. Es verteilt das Antriebsmoment im Verhältnis 45:55 auf Vorder- und Hinterachse. Eine neu entwickelte Lamellenkupplung am Zentraldifferenzial überträgt die Motorkraft mit einer Grundsperrung von 50 Newtonmetern zwischen Vorder- und Hinterachse auf alle Räder, was auf rutschiger Fahrbahn ein noch besseres Anfahrverhalten und eine noch bessere Fahrstabilität bietet als bisher. Dabei arbeitet der Allradantrieb höchst effizient: Der CL 500 4MATIC verbraucht nicht mehr als das vergleichbare Modell mit Heckantrieb.

Allradoffensive

Die C-Klasse der Baureihe 203 erhält im Rahmen der Allradoffensive 2003 ebenfalls die 4MATIC. Im Angebot sind die Sechszylindertypen C 240 und C 320, wahlweise als Limousine und T-Modell. Kurz nach der europaweiten Marktpremiere der C-Klasse der Baureihe 204 im Frühjahr 2007 sind vom darauffolgenden Sommer an die Sechszylindertypen C 280, C 350 und C 320 CDI auch mit Allradantrieb lieferbar, vom Herbst an auch das T-Modell C 320 CDI 4MATIC. Das 4MATIC-System zeigt sich grundlegend überarbeitet: Die Allradtechnik der neuesten Generation unterscheidet sich durch höheren Wirkungsgrad, geringeres Gewicht und kompaktere Bau-weise von der bisherigen 4MATIC. Diese Vorteile machen sich durch günstigeren Kraftstoffverbrauch und noch bessere Traktion bemerkbar. Auch die Allradtypen der C-Klasse sind serienmäßig mit dem modifizierten Siebengang-Automatikgetriebe 7G-TRONIC ausgestattet.



Im Herbst 2009 schließlich geht die bereits vierte Generation der E-Klasse mit der 4MATIC an den Start. Erhältlich mit permanentem Allradantrieb sind in der Baureihe 212 die Modelle E 350 CDI BlueEFFICIENCY und E 350 (jeweils als Limousine und T-Modell) sowie die Limousine E 500. Und ganz aktuell kommt eine ganz besondere Baureihe in den Genuss gesteigerter Traktion: Der neue CLS ist ab 2011 erstmals als 4MATIC erhältlich, angeboten werden CLS 350 CDI BlueEFFICIENCY und CLS 500 BlueEFFICIENCY.

Geländewagen: Beginn mit dem Mercedes-Benz G 5

In den 1930er Jahren konstruiert Mercedes-Benz eine Vielzahl von Allradfahrzeugen, vornehmlich für den Einsatz in der deutschen Wehrmacht, die sich letztlich dann aber anders entscheidet. Dazu gehören 1935/36 der Typ 160 HM (Baureihe W 133 II) und der 160 VL (1936, W 139). 1935 entsteht zudem der Kübelwagen 170 VG (Baureihe W 133 III), bei dem die Kraftübertragung zur Vorderachse zuschaltbar ist. 1936 folgt der 170 VL (W 139) mit permanentem Allradantrieb als Vorstufe zum G 5, noch mit dem 1,7-Liter-Motor.

Allradantrieb und Vierradlenkung

Für eine bessere Wendigkeit verfügt der G 5 über eine Vierradlenkung, die bei Bedarf zuschaltbar ist und den Wendekreis von elf auf sieben Meter verkleinert. Von beiden Typen zusammen werden rund 100 Stück ausgeliefert. Der Mercedes-Benz G 5 (Baureihe W 152, 1937 bis 1941) ist im technischen Sinn Nachfolger des 170 VL, auch er hat Allradantrieb und eine zuschaltbare Vierradlenkung. Wiederum ist das Interesse beim Militär nicht sehr groß, und um den G 5 einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, präsentiert ihn das Unternehmen im Oktober 1938 auf der Motor Show in London, bezeichnet als „Kolonial- und Jagdwagen“.



Ab Werk sind drei Karosserievarianten erhältlich: ein Militär-Kübelaufbau, ein Tourenwagen mit Seitenfenstern und tropenfestem Faltverdeck sowie ein einfacherer Kübelwagen beispielsweise für den Polizeieinsatz. Für den Antrieb sorgt ein Vierzylindermotor mit 2,0 Liter Hubraum und einer Leistung von 45 PS bei 3700/min. Der Allradantrieb ist mit drei Sperrdifferenzialen ausgestattet. Als Besonderheit darf das Getriebe mit fünf Vorwärtsgängen gelten – in jener Zeit eine Seltenheit; wobei der erste Gang mit einem Untersetzungsverhältnis von 7,22:1 ausschließlich dem Geländebetrieb vorbehalten ist. Die Handbremse wirkt auf die Kardanwelle, die Räder sind alle einzeln aufgehängt. Die Höchstgeschwindigkeit des G 5 beträgt 85 km/h, bei aktivierter Vierradlenkung sollen laut Betriebsanleitung 30 km/h nicht überschritten werden.



Mehrere Fahrzeuge kommen bei der deutschen Bergwacht zum Einsatz, wo sie teilweise bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg genutzt werden. Trotz des Variantenreichtums und seiner technischen Perfektion: Der Erfolg des G 5 bleibt gering. Insgesamt werden 378 Stück gebaut. Dennoch kann das Fahrzeug als Vorgänger der heute sehr beliebten Geländewagen in Privathand verstanden werden. Freilich wird es viele Jahre dauern, bis Mercedes-Benz hier wieder Allrad-Personenwagen in die Modellpalette aufnimmt: 1979 erscheint das G-Modell, das seitdem eine große Erfolgsgeschichte geschrieben hat.

Eine Klasse für sich: Der Mercedes-Benz G

Die Entwicklung des Mercedes-Benz G-Modells beginnt 1972 mit einem Kooperationsvertrag zwischen Daimler-Benz und Steyr-Daimler-Puch in Graz, Österreich. 1975 fällt die Entscheidung für den Serienstart der G-Klasse. Gleichzeitig wird der Bau eines neuen Werks in Graz beschlossen, wo das Fahrzeug in allen Baujahren überwiegend in Handarbeit hergestellt wird. Insgesamt gibt es vier Baureihen der G-Klasse. Die Baureihen 460 (von 1979 an), 461 (1991) und 463 (1989) laufen in Graz vom Band. Die Baureihe 462 wird von 1991 an in Thessaloniki, Griechenland, aus Bausätzen montiert.

Ein Fahrzeug für alle Fälle

Entgegen weit verbreiteter Ansichten entsteht die G-Klasse nicht als Militärfahrzeug und auch nicht als Personenwagen: Die Konstrukteure haben zunächst den zivilen Nutzfahrzeugmarkt im Auge. Diese Ausrichtung ändert sich jedoch während der Konzeptphase, und das Fahrzeug wird für Einsätze in schwerstem Gelände konstruiert. Die stabile Basis bildet ein Kastenrahmen aus geschlossenen Längsprofilen und Quertraversen, die eine außergewöhnliche Biege- und Verwindungssteifigkeit garantieren. Der Rahmen trägt robuste Starrachsen mit großen Schraubenfedern und langen Federwegen, die fürs Gelände vorteilhaft sind. Mit einem Steigvermögen von bis zu 80 Prozent, einer Fahrstabilität bis 54 Prozent Schräglage, 21 Zentimeter Bodenfreiheit und Böschungswinkeln von 36 (vorn) bzw. 27 Grad (hinten) bezwingt die G-Klasse souverän schwierigste Offroad-Passagen. Gleichzeitig bietet das Fahrwerk ein sicheres und komfortables Fahrverhalten auf der Straße.

Seit 30 Jahren durch nichts aufzuhalten

Die Produktion der G-Klasse läuft am 1. Februar 1979 in Graz an. Von Daimler-Benz stammen der komplette Antriebsstrang mit Motor, Getriebe, Achsen und Lenkung sowie die Großpressteile. Stanz- und Kleinpressteile hingegen sowie das Verteilergetriebe stellt Steyr-Daimler-Puch her. Alle Versionen haben ein manuelles Viergang-Getriebe und ein Vorgelege. Der Allradantrieb mit zusätz-licher Geländeübersetzung ist zuschaltbar, ebenfalls die Differenzialsperren mit 100 Prozent Sperrwirkung an beiden Starrachsen. Die aufwändige Radaufhängung mit Längs- und Querlenkern, Schraubenfedern und Stoßdämpfern sorgt für souveränes Fahrverhalten sowohl auf der Straße wie auch im Gelände. Eine Servolenkung gibt es nur für die Typen 300 GD und 280 GE serienmäßig.

Zivilkunden können den G als Stationwagon mit kurzem und langem Radstand oder als Cabriolet mit kurzem Radstand bestellen. Für sie stehen gerade mal fünf Farben zur Auswahl, Cremeweiß, Weizengelb, Coloradobeige, Karminrot und Agavengrün. Für das Militär gibt es zusätzlich ein Cabriolet mit langem Radstand, wahlweise mit zwei oder vier Türen. Im November 1980 erweitert ein geschlossener Kastenwagenaufbau das Angebot, wahlweise auf langem oder kurzem Radstand. Dass der G zunächst als Nutzfahrzeug konzipiert ist, zeigt die Aufpreisliste, die Posten enthält wie zum Beispiel ein abschließbares Handschuhfach, Servolenkung, Halogenscheinwerfer oder eine Uhr. Das Zweispeichenlenkrad und viele Schalter stammen ohnehin direkt aus dem Nutzfahrzeugprogramm von Mercedes-Benz. Einzig der Preis eines ordentlich ausgestatteten G-Modells weist fast hellseherisch in die Richtung, die der G einmal einschlagen wird: Es kostet ungefähr so viel wie eine S-Klasse.



1991 läuft die Baureihe 460 aus, und im Werk Graz bereitet man die Produktionsumstellung auf die modernere Baureihe 461 vor, die 1992 das Marktdebüt erlebt. Sie wendet sich an alle Kunden, die vor allem Wert auf die technischen Eigenschaften der G-Klasse legen und denen für professionelle Einsatzzwecke das Ambiente nicht zu wohnlich sein muss – das Militär, Landvermesser, Förster, Landschaftsgärtner oder Fernreisende etwa. Im Gegensatz zur Baureihe 463 mit permanentem Allradantrieb hat die Baureihe 461 einen zuschaltbaren Vierradantrieb mit Differenzialsperren an der Hinterachse; vorn gibt es sie als Sonderausstattung. Standard sind ein manuelles Fünfganggetriebe sowie ein Treibstofftank mit 96 Liter Fassungsvermögen.



Die Baureihe 461 gibt es in drei Radständen und mit sieben Karosserie-Varianten. Die Kombinationsmöglichkeiten sind immens, so dass sich problemlos ein Fahrzeug für einen ganz bestimmten Zweck zusammenstellen lässt. Die Baureihe 461 wird schließlich im Jahr 2002 eingestellt.

Die G-Klasse Baureihe 463

Per Jahresbeginn 1987 beginnen sich die Macher des G-Modells Gedanken um eine höherwertige Baureihe zu machen. Sie erhält die Nummer 463 und debütiert 1989 auf der IAA in Frankfurt. Nun gehört die G-Klasse zur Personenwagen-sparte von Mercedes-Benz. Der Schritt zur BR 463 ist erforderlich, da der mittlerweile sehr wichtige Markt für Zivilfahrzeuge beispielsweise nach einem Anti-Blockier-System und nach Airbags ruft, die tiefere konstruktive Eingriffe erfordern. Außerdem können sich immer weniger Zivilkunden mit dem rustikalen Charme einer einfachen Jagdhütte auf Rädern anfreunden – mehr Komfort und Ambiente sind gefragt. Die neue Generation orientiert sich an Personenwagen der gehobenen Mittelklasse, die Ausstattung hat nun eine deutliche Ähnlichkeit zu den Limousinen mit Stern. Die Armaturentafel entspricht formal der Baureihe 124, Edelholzapplikationen und komfortable Sitze gehören zur Serienausstattung. Zur Wahl stehen verschiedene Polsterbezüge inklusive Leder und auch diverse Farbtöne für die Innenverkleidung, so dass das Interieur farblich aufeinander abgestimmt werden kann. Auch im Fond ist der Sitzkomfort verbessert. Die Baureihe 460 ist aber weiterhin erhältlich für jene Kunden, die einen etwas einfacheren Auftritt bevorzugen.



Das – zunächst auf Wunsch erhältliche – Anti-Blockier-System (ABS) macht einen permanenten Allradantrieb erforderlich. Ein Längsdifferenzial sorgt dabei für den Ausgleich zwischen Vorder- und Hinterachse. Drei Differenzialsperren sind ebenfalls an Bord, die über drei Schalter in der Mitte der Armaturentafel bedient werden. Wird die mittlere aktiviert, schaltet sich automatisch das ABS aus: Bei starrem Durchtrieb sind die Räder nicht einzeln anzusteuern. Seit 2001 bietet die G-Klasse zusätzlich das Elektronische Stabilitäts-Programm ESP, 4ETS und einen Brems-Assistenten und damit eine weltweit einzigartige Kombination leistungsfähiger Traktions- und Fahrsicherheitssysteme, die die Fahrsicherheit, aber auch wieder einmal die Geländegängigkeit verbessern. Insgesamt wurden seit der Markteinführung der G-Klasse über 200.000 Fahr-zeuge an Kunden in aller Welt ausgeliefert.

Sport Utility Vehicle von Mercedes-Benz: Die M-Klasse

Mercedes-Benz betritt 1997 einen jungen Markt: Das Unternehmen kommt mit der M-Klasse (Baureihe W 163) auf den Markt. Das Sport Utility Vehicle (SUV) ist generell mit dem Allradantrieb 4MATIC ausgestattet. Der Antriebsstrang ist von vornherein für permanenten Allradantrieb konzipiert. Ein Verteilergetriebe mit integriertem Zentraldifferenzial bringt die Antriebskraft im Verhältnis von 50:50 auf die Vorder- und die Hinterachse. Wie schon bei anderen 4MATIC-Fahrzeugen von Mercedes-Benz ersetzt in der M-Klasse das 4ETS die Differenzialsperren. Ein Anti-Blockier-System gehört zur Grundausstattung, es ist speziell für den Geländeeinsatz ausgelegt und verhindert ab einer Geschwindigkeit von 8 km/h das Blockieren der Räder, unabhängig von der Bodenbeschaffenheit. Ist die Geländeuntersetzung aktiviert (Reduktion um 2,64), verkürzt ein spezielles Programm für Geschwindigkeiten von höchstens 30 km/h auf losem Untergrund den Bremsweg.



Die 100.000. M-Klasse läuft im Februar 1999 vom Band. Im Mai wird Graz als zweite Produktionsstätte insbesondere für den in Europa außerordentlich wichtigen ML 270 CDI eröffnet, nachdem dort schon die G-Klasse und die E-Klasse 4MATIC gefertigt werden. Von Herbst 2000 an präsentiert sich das Fahrzeug mit einem weiterentwickelten Allradantrieb, um schwierige Geländesituationen noch besser zu meistern. Dem 4ETS sind neue Funktionen mitgegeben, die vor allem an starken Steigungen und bei der Bergabfahrt deutliche Vorteile bieten. Es kommt ein aktiv regelbarer Bremskraftverstärker zum Einsatz, der den Druck besonders schnell aufbaut. Dadurch kann das System durchdrehende Räder noch früher als bisher ab-bremsen. 4ETS dosiert die Brems-Impulse je nach Fahrgeschwindigkeit, Radbeschleunigung und Gaspedalstellung. Die Produktion der Baureihe W 163 läuft im Dezember 2004 aus, bei einer verkauften Zahl von rund 650.000 Fahrzeugen.

Die neue M-Klasse

Das Feld, das die M-Klasse der Baureihe 163 erfolgreich bereitet hat, übernimmt im Jahr 2005 die Nachfolgebaureihe 164, die im Januar auf der North American International Auto Show in Detroit erstmals präsentiert wird. Die neue M-Klasse geht mit modernster Technik wie beispielsweise drei neuen kraftvollen Motoren, dem serienmäßigen Siebengang-Automatikgetriebe 7G TRONIC, dem erneut leistungsfähigeren Allradantrieb 4MATIC, der Luftfederung AIRMATIC und (optional) dem vorausschauenden Insassenschutzsystem PRE-SAFE an den Start.



Den permanenten Allradantrieb und das Traktionssystem 4ETS hat Mercedes-Benz weiterentwickelt und durch zusätzliche Funktionen wie Downhill Speed Regulation, Anfahr-Assistent und Offroad-ABS ergänzt. In punkto Allradtechnik stehen jetzt zwei Varianten zur Auswahl, die den unterschiedlichen Ansprüchen der Offroad-Fahrer entsprechen: Neben der Basisausführung ist auf Wunsch ein neues Offroad Pro-Technikpaket lieferbar, mit dem die M-Klasse schwierigste Geländepassagen meistert. Es beinhaltet unter anderem ein Zweistufen-Verteilergetriebe mit „Low Range“-Untersetzung, manuell oder automatisch zuschaltbaren Differenzialsperren (100 Prozent) zwischen Vorder- und Hinterachse sowie an der Hinterachse und eine fürs Gelände modifizierte Luftfederung AIRMATIC, mit der die Bodenfreiheit um 110 auf bis zu 291 Millimeter und die Wattiefe auf bis zu 600 Millimeter angehoben werden kann.

Ein neues Raumkonzept auf Rädern: Die Mercedes-Benz R-Klasse

New York, März 2005. Mercedes-Benz bringt eine Weltpremiere auf die Interna-tional Auto Show: die R-Klasse. Mit ihrem Fahrzeugkonzept vereint sie Vorteile bekannter Fahrzeugkategorien wie sportliche Limousine, Kombi, Van und Sport Utility Vehicle (SUV) zu einem neuen, eigenständigen Charakter. Dimension, Design und Dynamik sind seine herausragenden Merkmale. Im Herbst 2005 startet die R-Klasse zuerst auf dem nordamerikanischen Markt, europäische Mercedes-Benz Kunden erhalten das Fahrzeug ab Anfang 2006.



Die R-Klasse gibt es in zwei Größen mit 4922 und 5127 Millimetern Außenlänge. Damit hat sie das Format einer Oberklasse-Limousine. Im Innenraum bietet das neue Mercedes-Benz Modell jedoch deutlich großzügigere Platzverhältnisse. Mit an Bord ist der Mercedes-eigene Allradantrieb 4MATIC. Im Juni 2010 startet die zweite Generation der R-Klasse. Besonders durch die komplett neu gestaltete Frontpartie hat das gesamte Erscheinungsbild deutlich gewonnen und nimmt Anleihen bei den Mercedes-Benz Limousinen und SUV-Modellen. Gleichzeitig bietet die neueste Generation die vom Vorgänger bekannte Innenraumvielfalt und punktet zusätzlich mit der Robustheit und den Allrad-eigenschaften der Mercedes-Benz SUV sowie durch hoch effiziente neue Motoren.

Ein leistungsstarker Geländewagen: Die GL-Klasse

Die GL-Klasse erlebt auf der North American International Auto Show in Detroit im Januar 2006 ihre Weltpremiere, das Europadebüt folgt im Februar in Genf. Das Messe-Highlight ist der erste Full-Size SUV (Sport Utility Vehicle) von Mercedes-Benz. Ein besonderes Merkmal des kraftvollen und komfortablen Siebensitzers ist die im GL-Segment einzigartige selbsttragende Karosserie. Die äußerst robuste und geräumige Leichtbau-Konstruktion verschafft der neuen GL-Klasse im Wettbewerbsvergleich Vorteile in punkto Fahrkomfort, Dynamik und Sicherheit.



Zum Serienumfang gehört der permanente Allradantrieb 4MATIC. Zusammen mit der serienmäßigen Luftfederung AIRMATIC, der zielgenauen Parameterlenkung und dem ebenfalls serienmäßigen Adaptiven Dämpfungs-System ADS überrascht der stattliche GL mit einem beeindruckenden Handling. Alle Motorvarianten des GL sind serienmäßig mit der Siebenstufen-Automatik 7G-TRONIC ausgerüstet. Die 7G-TRONIC trägt – unter anderem durch ihre breite Gangspreizung – ebenso zur Verbrauchsminderung bei wie die Leichtbauweise und die für diese stattliche Fahrzeuggröße gute Aerodynamik (cw=0,37).

Kompakter Charaktertyp: Der GLK

Auf der Auto China im April 2008 feiert der GLK seine Weltpremiere. Das markante Multitalent gibt dem Marktsegment der kompakten SUV mit seiner ebenso funktionalen wie attraktiv-prägnanten Karosserieform neue Impulse. Zudem vereint es bis dato gegensätzliche Eigenschaften: Dank Agility Control-Fahrwerk trifft hier überragende Fahrdynamik und ausgezeichnete Fahrsicherheit auf hervorragenden Fahrkomfort. Das variable Allradsystem 4MATIC verbindet im Zusammenspiel mit den elektronischen Regelsystemen perfekte Leistung auf Asphalt mit ausgewogenen Fähigkeiten im Gelände.

22 Bilder Fotostrecke | 4Matic Teil 1: Seit über 100 Jahren auf allen Vieren: Da ging nicht immer alles automatisch: Die Historie der Allradmodelle von Mercedes-Benz #01 #02

1 Kommentar

  • Mercedes-Fans.de

    Mercedes-Fans.de

    Wir sind ja mal sehr gespannt, ob dieser Winter die Orderquote bei 4MATIC-Modellen nach oben treibt.

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