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1955er Mercedes 190SL Clubsport Roadster als "preiswerte“ Alternative zum 300SL

Breitensport: 1955er Mercedes 190SL Clubsport Roadster als "preiswerte“ Alternative zum 300SL
Erstellt am 16. Juli 2015

Mitte der Fünfziger Jahre stellte der Mercedes 300SL für ambitionierte Motorsportler die erste Wahl dar. Freilich kostete der automobile Siegertyp eine erhebliche Stange Geld. Wer nicht ganz so tief in die Taschen greifen mochte, klemmte sich hinter das Steuer des zwar weniger exotischen aber nicht minder hochwertigen Mercedes 190SL. Eigens für ihn schnürte Mercedes-Benz in den Jahren 1955/56 interessante Rennsport- und Clubsport-Pakete.

SL-Flair in einer Nummer kleiner

Sehr wenige neue Sportwagen wurden so herbeigesehnt wie die Version vom Mercedes-Benz SL, die sich auch weniger Betuchte leisten können“, schrieb seinerzeit das Fachmagazin „Road and Track“. Denn endlich war es soweit: Bereits für 1954 angekündigt, erschien der Mercedes 190SL im Januar des darauffolgenden Jahres.

Ein Roadster "made in Germany" erobert Amerika

Vom Fleck weg erfreute sich der Mercedes 190SL großer Beliebtheit. Aufgrund seiner guten Potentiale diente er vielen Teams und Privatfahrern als Sportgefährt. Die Tatsache, dass der 190er naturgemäß mehr komfortabler Reise- als Sportwagen war und dass zahlreiche Sportwagen jener Zeit dem Fahrer höhere Fahrleistungen bei geringerem Preis boten, tat dem Erfolg des Roadsters keinen Abbruch. Vor allem war dem 190SL ein phänomenaler Erfolg in den Vereinigten Staaten, wohin ein großer Teil der knapp 26,000 zwischen 1955 und 1963 gebauten Wagen exportiert wurde, beschieden.

Der sportliche Mercedes 190SL hat Drive

Das Reihenvierzylinder-Aggregat, das zusammen mit dem manuellen Vierganggetriebe, der Vorderradaufhängung und der Lenkung auf einem separaten Fahrschemel montiert war, verfügt über 1.897 ccm Hubraum. Via zweier Solex-Fallstromvergaser beatmet, leistet der M121-Motor muntere 105 PS bei 5,700 Umdrehungen. Genug Power, um den 190 SL in 14,5 Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen und zu einer Höchstgeschwindigkeit von 171 km/h zu verhelfen.

Schwarz auf weiß belegte Historie

Laut der Kopie des originalen Mercedes-Benz Lieferscheins wurde der hier gezeigte Mercedes 190SL im September 1955 an den dortigen Mercedes-Generalvertreter in Casablanca ausgeliefert. Der Lieferschein vermerkt sogar noch die damalige Ausstattung: Lackierung in Hochglanz-Weiß, rote Ledersitze, Becker Le Mans Radio mit automatischer Antenne, ATE-Bremsanlage mit Alfin-Trommelbremsen, Stoβstangen mit Hörnern, verschließbarer Handschuhkasten, zwei Nebellampen mit gelbem Glas, ein zweites Verdeck, Außenspiegel links und rechts sowie ein zweites bereiftes Reserverad.

Sein oder nicht Sein?

Es wird angenommen, dass dieser Mercedes eines der sehr seltenen, originalen Clubsport-Pakete erhielt, da es sich bei diesem Fahrzeug nicht um einen Nachbau handelt. Möglicherweise hätte unser Fotomodell dann sogar Renngeschichte geschrieben. Denn besagter Generalvertreter namens Joseph F Weckerle gelangte zu erheblichen Motorsport-Ruhm, als er mit einem Mercedes 190SL Clubsport die 2-Liter-Klasse beim Großen Preis von Casablanca gewann. Könnte der hier gezeigte Mercedes der damalige Siegerwagen gewesen sein? .Leider liegen hierzu keine eindeutigen Belege vor.

Mercedes 190SL mit neuem Schwung.

Klar dokumentiert ist hingegen der weitere Weg des Zweisitzers. Der 190SL blieb bis 1988 in Marokko und wurde dann nach Deutschland exportiert. Hier erhielt er am 30. Juni 2000 die Zulassung. 2009 ging der Mercedes nach Österreich, um dort mit historischen Zulassungspapieren angemeldet zu werden. Am Ende seiner Rennsport-Karriere ersetzte ein korrekter 190SL-Austauschmotor den ursprünglich ab Werk montierten Vierzylinder. Bei Rennen muss der Mercedes 190SL Clubsport nämlich nicht mehr an den Start gehen. Eigentlich schade, würde der bildhübsche Roadster auf der Piste doch ganz bestimmt eine prima Figur machen...

Fotos: Bonhams

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