P wie prima! Der Ponton hat längst Legendenstatus erreicht. 61 Jahre ist es nun her, seitdem das erste Ponton Cabriolet vom Band gerollt ist. Der W180 wurde 1955 auf der IAA in Frankfurt den interessierten Besuchern vorgestellt. Ein Jahr später folgte der Produktionsstart. Wiederrum ein Jahr später konnten Kunden das „Facelift“ bestellen. Das Oberklasse Cabriolet, gut ausgestattet mit einem 6-Zylinder-Motor, darf gerne als Vorreiter heutiger S-Klasse Cabriolets gesehen werden. Der 220 S war schon damals ein Statussymbol und verkörpert damals wie heute einen gediegenen Luxus.

Zudem kam das Ponton Cabriolet - der 220 S – mit einer ganz großen Besonderheit auf den Markt. Es war der erste Viersitzer mit einer selbsttragenden Karosse und mit einem offenen Aufbau, ohne Dachstreben. Diese Konstruktion erforderte eine außergewöhnlich starke und verwindungsfreie Bodengruppe. So kam das Cabriolet damals auf ein Gewicht von 1450 Kilogramm.

Ein Golf-Set zum 220 S

Beim Kaufpreis wurde deutlich, dass es schon damals ein Auto war, welches sich nur wohlhabende Personen leisten konnten. Der Kaufpreis für einen 220 S lag bei satten 21.500 DM. Zum Vergleich: Der VW Käfer kostete zur selben Zeit nur 3.750 DM. Also nur knapp ein Sechstel. Ein vergleichbarer BMW als Modell 503 kostete nochmal 11.000 DM mehr als der 220 S. Übrigens: Das Ponton Cabriolet kostete genau so viel wie die Coupé-Variante. Zudem war das Ponton Cabriolet 72% teurer als die Limousine, die damals 12.500DM gekostet hat. Heute kostet das S-Klasse Cabrio (S 500) 15.000€ mehr als das S-Klasse Coupé (S 500).

Wer das Ponton Cabriolet mit drei Worten beschreiben will, kann sich an den Eigenschaften luxuriös, exklusiv und handgefertigt bedienen. Oder wie wäre es mit Kraft, Komfort und Sicherheit? So hieß es zumindest im damaligen Verkaufsprospekt. Auch 61 Jahre nach Debut steht der 220 S hoch im Kurs.

Wer sich für ein Exemplar in gutem Zustand interessiert, kann schon mal über 100.000€ aus seinem Sparschwein plündern. Wer sein Geld in ein Exemplar investiert, welches noch Aufbereitungsarbeiten benötigt, muss vor allem das Interieur im Auge behalten. Bei diesem luxuriösen Interieur ist ein hoher Investment schnell erreicht. Die Ersatzteilsituation gestaltet sich beim Ponton Cabriolet schwierig. Aufgrund der niedrigen Auflage gibt es wenig Lieferanten und somit auch nur einen kleinen Ersatzteilbestand.

In der Nachkriegszeit wurden viele der Ponton Cabriolets in die USA exportiert. Das Qualitätssiegel „Made in Germany“ wird weltbekannt. Ingesamt wurden in den Baujahren 1956 bis 1959 insgesamt 3429 Modelle der Baureihe 220 S Coupé/ Cabrio produziert. Davon 2178 Cabriolets und 1251 Coupés. Damalige Käufer bekamen zum 220 S ein Golf-Set dazu. Ein Indiz für das Klientel der Kundschaft des Cabriolets.

Leistung wie ein Tourenwagen

Der 220er kommt mit einem 6-Zylinder-Motor des Typs M180II daher. Aus dem 2195 ccm großem Hubraum kommen „knackige“ 100 PS. Die damaligen Fahrleistungen erinnerten an die der Tourenwagen. Von 0 auf Tempo 90 schaffte es der Ponton in 15 Sekunden. Schluss war bei Tempo 160. Der Verbrauch wurde mit 13,5 Litern angegeben. Die damaligen Autotester kritisierten dagegen die leicht hackelige Lenkradschaltung. Vorallem der 1. Gang und der Rückwärtsgang erforderden etwas mehr „Fummelei“. Im Gegensatz zur Schaltung punktete der Ponton durch sein „repräsentatives“ Auftreten. Das aus Holz bestehende Armaturenbrett sieht gediegen aus und wirkt pompös. Bis auf die Uhr sind alle Instrumente in einem einheitlichen Bereich zusammengefasst. Aber auch damals schien die Bedienung des Cabriolets die Fahrer zu fordern. Journalisten waren sich sicher – so viele Knöpfe in einem Auto – das dauert bis sich der Kunde daran gewöhnt hat. Also im Prinzip genauso wie heute. Da hat sich also in den letzten 60 Jahren nicht viel getan. Auf Wunsch des Kunden konnte der Kupplungsautomat „Hydrak“ mitbestellt werden, der vorallem im Stadtverkehr für entspannteres Fahren sorgte.

Ihr guter Stern auf allen Straßen

Eine Werbeanzeige zeigt das 220 S Cabriolet im erfrischenden "Drivestyle". Vor blauem Himmel und friedlich fliegenden Schmetterlingen macht das Oberklassen-Cabriolet eine mehr als gute Figur. Den passenden Werbetext zu der Anzeige wollen wir Ihnen nicht vorenthalten:

Urlaub auf jeder Fahrt! Nehmen Sie doch einmal Platz hinter dem Steuer des 220 S-Cabriolet: in der beschwingten Atmosphäre seines Innenraums sind Sie vom ersten Augenblick an in Urlaubsstimmung. Denn mit einer kleinen Drehung des Zündschlüssels erschließen Sie sich Ihre Ferien vom Alltag – ob Sie nun privat oder geschäftlich unterwegs sind. Auf jeder Fahrt mit diesem eleganten Wagen spüren Sie die leise singende Kraft seines temperamentvollen Motors und genießen die Leichtfertigkeit, mit der Sie den Verkehr beherschen. Übrigens, für Freunde eines geschlossenen Wagens individueller Prägung wird der 220 S auch als Coupé geliefert. (Werbeanzeige zum 220 S Cabriolet)

So wuchtig und pompös der Ponton wirkt, so sportlich und leicht wirkt seine Sonderausgabe. Der 190 SL stammt nämlich von der Ponton-Baureihe ab - ist sogar auf technischem Gebiet kongruent. Bodengruppe sowie Vorderradaufhängung fanden ebenfalls Verwendung im Ponton 180 - Dem Einstiegsmodell der Pontonreihe. Während der SL in die Nische der Sportwagen fuhr, sollte der 220 S dagegen durch viel Komfort punkten. Vom Ponton Cabriolet wurde im Übrigen auch ein "kurzes Cabriolet" produziert. Allerdings nur als Versuchsfahrzeug. Auch eine Cabriolet-Variante vom Ponton 180 stand zur Debatte, wurde aber nie zum Kauf angeboten.

32 Bilder Fotostrecke | Der weiße Stern – Mercedes-Benz 220 S: Luxoriös und Exklusiv – Das Ponton Cabriolet #01 #02