Griechische Sterne! Mercedes 170 Pick Up und mehr...

Broken Dreams: Mercedes-Oldtimer am Straßenrand auf Rhodos

Griechische Sterne! Mercedes 170 Pick Up und mehr...: Broken Dreams: Mercedes-Oldtimer am Straßenrand auf Rhodos
Erstellt am 28. Juni 2013

„SOS“ wie "Sonne, Oliven, Strände" - unsere europäischen Nachbarn sind nicht nur Dank Tsatsiki und Gyros bekannt, leider stellten auch politische und daraus folgende wirtschaftliche Ereignisse das Land in den Schatten. Wir wollten aber nicht weiter auf die momentane und zukünftige Krisensituation eingehen, dazu gibt es andere Medien. Uns interessierten vielmehr die vielen, leider herunter gewirtschafteten Fahrzeuge, welche zahlreich unter Olivenbäumen oder Hinterhöfen im Unterbewusstsein vergammeln.

Altes edles Blech – unter der brennenden Sonne Griechenlands verbergen sich teils wahre Mercedes Schätze. Letztendlich ausschlaggebend für eine Reise nach Griechenland war der Tip eines Freundes, welcher auf Rhodos einen sehr seltenen Mercedes Pick Up entdeckte. Anhand eines Fotos stellte sich heraus, es muss sich dabei um ein W136 Modell aus der 170V Serie handeln. Wir wollten darüber mehr erfahren, auf nach Rhodos und das Wrack ausfindig machen!

Nach einem angenehmen Flug folgten etliche Kurven und Serpentinen sowie viele leerstehende Tavernen und Plantagen. An einer abgelegenen Straße entdeckten wir unseren gesuchten Oldtimer. Wo andere zu jener Tageszeit am Hotelpool unter einem Sonnenschirm relaxten und sich dabei einen kühlen Drink in die überkochende Speiseröhre einflößten, machten wir bei 43 Grad im Schatten Fotos von einem der im schlechtesten Zustand befindlichen Mercedes Fahrzeuge – vermutlich unsere Rostlaube des Jahres. Wir wollten gar nicht wissen, welche Temperaturen in der prallen Mittagssonne herrschten, aber das fotografische Ergebnis und anschließende Recherchen hatten sich gelohnt.

Unser Interesse am ausfindig gemachten Objekt war groß, besonders welcher Motor sich unter dem kümmerlichen Blech verbirgt, aber nichts ging oder bewegte sich. Und bevor alles auseinander fällt, sich dann rein zufällig ein griechischer Plantagenbesitzer beschwert, der sich zudem als vermeintlicher Besitzer ausgibt und uns in Bedrängnis bringen könnte, da hatten wir unsere intensive Inspektionsidee schnell verworfen, jener Stress sollte uns erspart bleiben.

No touch! Die Suche ging dennoch weiter, ganz ohne Berührung. Fakt ist, einige Karosserieteile passten an diesem 170er - charmant ausgedrückt - nicht zusammen. Überwiegend wurden diese Modelle mit Suizid-Türen verbaut, auch die Reserveradmulde auf dem rechten Kotflügel und das rundliche Heck erlauben keine absolute Klarheit über die Bauart des Modells. Vielmehr vermuten wir (so wie es in vielen Kfz-armen Ländern fabriziert wurde), das verschiedene Fahrzeugtypen als Ersatzteil-Spender dienten.

Rostiger Mercedes-Oldtimer als Wegweiser?

Nach einigen Ermittlungen und hilfreichen Hinweisen von Günter Scherlinzky (www.170V.de Forum), soll es sich bei diesem Pritschenwagen um ein Vorkriegsbaujahr handeln, aber auch er konnte (anhand unserer Fotos) diesen Pick Up nicht mit absoluter Klarheit bestimmen.

Die meisten Fahrzeuge wurden mit Vorderwagen und Fahrerhaus bei Mercedes ausgeliefert, infolgedessen bei Firmen wie Bauer, Lueg und Hägele mit Umbauten zum Pritschen- Kasten-, Polizei- oder Krankenwagen vollendet. Diese meist mit einem Reihen-4-Zylinder Benziner (oder Dieselmotor) bestückt, besaßen 1.700ccm und ca. 38 Pferdestärken. Dank Solex Steigstromvergaser, einer Wasser-Umlaufkühlung sowie Viergang-Kugelschaltung mit Einscheiben-Kupplung konnten bis zu 100 km/h erzielt werden, was seinerzeit für einen Pick Up eine gute Hausnummer war.

Unser hier präsentiertes Modell hatte bereits vor langer Zeit ausgedient und stand lediglich als „Wegweiser“ an der Nebenstraße. Was äußerlich einen Oldtimer erahnen ließ, bestätigte sich bei einem Blick z.B. auf die Pritsche, bzw. besser ausgesprochen, bei einem vergammelten Durchblick auf die Pritsche bis zur Hinterachse ganz und gar nicht. Durch das geöffnete Fenster auf der Fahrerseite riskierten wir einen kurzen Ausflug in die Fahrerkabine, Sauna-Temperaturen ließen grüßen.

Wir hatten keine große Erwartung und waren überrascht, alles befand sich noch am rechten Fleck. Armaturen mit ablesbarem Kilometerstand, ein Schaltknauf mit Erkennung der H-Schaltung, der Notgriff über dem verbogenen Handschuhfach und am faszinierendsten, der 3. Klapp-Notsitz in der Mitte zwischen den beiden Einzelsitzen. Auch an dieser Stelle waren wir uns bis Redaktionsschluss unsicher, ob diese Variante werksseitig verbaut wurde oder ob sich da jemand an einem Fremdfabrikat zu schaffen machte und diesen 170er modifizierte.

Und sowieso, die Fahrzeugwartung oder gar Pflege haben trotz der raren Ersatzteile in Griechenland Seltenheitscharakter – leider. Lediglich die Taxis, darunter W220er S-Klassen oder aktuelle C-Klassen gaben den Eindruck und die Wertschätzung eines griechischen Sterns preis. Entlang der Mittelmeerküste, durch die Berge und kleinen Dörfern oder unter den vielen Olivenbäumen, überall versteckten sich jede Menge deutsche Stern-Fahrzeuge, welche entweder technisch den Dienst quittierten oder unfreiwillig durch einen Unfallschaden vom Straßenverkehr suspendiert wurden.

"Broken Dreams" Mercedes- auf der Urlaubsinsel Rhodos

Es blutete uns das Herz, als wir den W114 „/8er“ neben einer Hotelanlage entdeckten oder die von der Sonne ausgeblichene, hübsche W111er Flosse einer im Vorgarten abgestellten 220er Limousine. Was sicherlich hierzulande in Deutschland begehrte Restaurierungsobjekte sind, in Griechenland dienen viele alte Sterne nur noch als Schattenspender für Haustiere – unser Beileid ausgesprochen.



Text & Fotos: Patrick Meinhold

79 Bilder Fotostrecke | Griechische Sterne! Mercedes-Benz 170 Pick Up : #01 #02

2 Kommentare

  • Mercedes-Fans.de

    Mercedes-Fans.de

    Hallo Pierro, herzlichen Dank für deinen Hinweis. Die Bilder, die du hier siehst, sind aber wie viele andere Fotos und Beiträge auch, exklusiv für das Magazin Mercedes-Fans.de geschossen worden. Kollege Patrick Meinhod hat es ja ausführlich beschrieben.
  • Pierro

    Pierro

    Das Foto des 170er Pick-Up (und nicht nur ein Foto) geistert schon seit diverser Zeit im Internet herum. Das Wrack steht als Eyecatcher vor einer Weingrosshandlung auf der Insel Rhodos und ist ein häufig fotografiertes "Schmuckstück". Man findet das Motiv auch auf vielen Sites von Fotofreunden im In- und Ausland.

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