Einst stand Jonathan Ward im Wochenrhythmus vor der Kamera, doch längst hat der Amerikaner mit Icon Motors seine wahre Leidenschaft zum Beruf gemacht: er baut die coolsten Restomods an der Pazifikküste. Beststeller sind Toyota Land Cruiser und Ford Bronco, doch jüngst wurde ein 1971er Mercedes 300 SEL zum Porsche-Jäger.
Jonathan Ward ist ein verrückter Hund – etwas britisch, etwas amerikanisch und in jedem Fall schlimm autoverrückt. Er kann sich nicht mehr genau daran erinnern, wann und wo er sich in den Toyota Land Cruiser der J4-Generation aus den 60ern verliebte. Aus anfänglichen Bastelarbeiten in der eigenen Garage wurde mit seiner Firma TLC schließlich einer der bekanntesten Land-Cruiser-Restaurateure. Doch mit der aufkommenden Retrowelle der frühen 2000er Jahre blieb es nicht beim Land Cruiser. Icon Motors lässt mittlerweile nicht nur historische Toyota Land Cruiser, sondern auch den mittlerweile noch trendigeren Ford Bronco oder einen Jeep Wrangler zum Szenemobil werden. Vom Ursprungsmodell von einst bleiben nicht viel mehr als ein paar Schrauben, die Stirnwand und die eingestanzte Fahrgestellnummer. Die Nachfrage ist seit mehr als einem Jahrzehnt gigantisch - Jon Ward und sein Team kommen mit den Bestellungen kaum nach.
Historische Autos mit moderner Technik
„Wir bieten puristische Offroader für Männer, die schon alles haben“, erzählt John Ward, „wie bei den meisten unserer Modelle ist auch bei diesem Land Cruiser ein 5,3 Liter großer V8 aus der Corvette verbaut. 350 PS – mehr braucht wirklich niemand. Lackiert wird bei uns nicht. Ich kann Lacke nicht ausstehen. Die meisten Modelle sind pulverbeschichtet.“ Das Toyota-Schild ist ebenso von dem komplett neuen Land Cruiser mit der schwarzen Stoffmütze verschwunden wie die blaue Ford-Pflaume am grau schimmernden Bronco, der mit blubbernden Small-Block-V8 draußen vor der Halle in der Lurline Avenue von Chatsworth, eine halbe Stunde nordwestlich von Los Angeles auf seine Testfahrt wartet. „Ich will historische Autos einfach in einem neuen, modernen Look präsentieren“, erklärt Ward.
S-Klasse mit Kompressor-V8 aus der Corvette ZR1
Damit keine Missverständnisse aufkommen: nahezu alle Komponenten bei einem Icon Land Cruiser sind Neuteile. Nur die Fahrgestellnummer bleibt die alte – weil es sonst keine Zulassung gäbe. Neues Chassis, neue Achsen, Motor, Getriebe und natürlich Aufbauten und Innenausstattung. Die Preise liegen zwischen schnell bei 200.000 Dollar oder mehr. Wem das wenig oder zu wenig exklusiv ist, für den hat Icon Motors jüngst noch etwas Cooleres erschaffen: einen Mercedes 300 SEL der Baureihe W 109. Seine Leistung sieht man ihm schon wegen des verblichenen Lacks nicht an. Am Heckdeckel rechts steht ein 6.2 und es ist angesichts Restaurierungszustandes im Innern und dem Fahrwerk kaum anzunehmen, dass sich Icon Motors als Initiator des Projekts hier verschrieben oder schlicht zur falschen Zahlenkombination gegriffen hat. Unter der Haube wummert der 476 kW / 647 PS starke Kompressor-V8 der Corvette ZR1 – nebst 4L85E-Getriebeautomatik, damit die 800 Nm über die 28er-Pneus an der Hinterachse auch auf den Boden kommen. „Moderne Elemente, wie ein leistungsstarker neuer Motor und ein verbessertes Soundsystem, wurden diskret und zeitgemäß in das originale Fahrzeuglayout integriert, so dass ein auffälliger Klassiker entstanden ist, der auch unter modernen Fahrbedingungen eine gute Figur macht“, unterstreicht Jonathan Ward. Komplett restauriert kostet der Icon Mercedes 300 SEL 6.2 Derelict mindestens 450.000 US-Dollar.
Jon Wards Restomods sollen auch in Europa Kunden finden
Das Hauptgeschäft läuft jedoch bei den Offroadern und dabei sind die lässigen Icon-Modelle keine Spaßfahrzeuge, die nur auf dem Hollywood Boulevard strahlen. Jon Ward ist waschechter Allradler. Getestet werden Bronco, CJ und Land Cruiser im harten Gelände von Utah, Nevada oder Arizona – da, wo die meisten Serienallradler sich sowieso längst verabschiedet haben. Die Hauptkunden kommen aus den USA, doch jährlich gehen mindestens 20 Manufaktur-Fahrzeuge nach Übersee. Die lange Bauzeit von bis zu zwölf Monaten ist das eigentliche Problem. „Die Kunden, die sich bei uns melden, wollen sofort ein Auto haben“, erzählt Ward, „sie sind nicht gewöhnt zu warten. Viele legen gleich auf, wenn sie hören, dass sie acht Monate oder mehr warten müssen.“
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