Vorgestellt im Jahre 1964 war der Mercedes-Benz 600 das dritte Luxusmodell der Nachkriegszeit. Die Limousine der Baureihe W100 folgte auf den Adenauer genannten Kanzlerwagen der Baureihe W186 bzw. W189 und fand auch in Adelskreisen, die bislang im Rolls-Royce Phantom V unterwegs waren, seine Fans.
Nach dem zweiten Weltkrieg begann die heutige Daimler-Benz AG die Produktion mit dem Vorkriegsmodell 170V, der in den 1930er Jahren ein Bestseller war. Bis zum Jahr 1951 hatten die Stuttgarter keine Luxusfahrzeuge im Angebot, diese kamen erst mit dem Mercedes 300, die auf der ersten Automobilausstellung nach dem Krieg in Frankfurt präsentiert wurden.
Der 300er war die erste Staatskarosse nach dem zweiten Weltkrieg und hatte seinen Spitznamen vom ersten Bundeskanzler Adenauer
Der als W186 bezeichnet Mercedes-Benz rollte auf einem Chassis mit rund drei Meter Radstand, wurde von einem 2.996 ccm OHC Sechszylinder angetrieben und als viertürige Limousine und Cabrio angeboten. Schnell wurde der 300er zur Staatskarosse für die neue deutsche Bundesrepublik und den ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer - ein solches Modell haben wir auf Mercedes-Fans.de hier vorgestellt. Auf kürzerem Radstand baute Mercedes-Benz übrigens Coupés und Cabriolet der Baureihe W188.
In 1975 wurde der Radstand der 186er um rund 10 Zentimeter verlängert zu Gunsten eines vergrößerten hinteren Fußraums, was einem Limousinen-Charakter näher kam. Der W189 wurde bis 1960 produziert und durch den W112 300 SE ersetzt, doch dabei handelte es sich um eine viel kleinere Limousine und eher eine Zwischenlösung als ein Flaggschiff.
Mercedes-Benz 600: Ein Flaggschiff für Staatsmänner und Stars
Dieses sollte erst vier Jahre später, 1964, als 600 Serie auf den Markt kommen. Der 600er war mit 6,24 Meter Länge und mehr als 2,7 Tonnen Leergewicht definitiv ein Flaggschiff. Unter der langen Haube vorne werkelte ein neuer Achtzylinder mit 6332 ccm Hubraum und 250 PS auch dank der damals modernen mechanischen Benzineinspritzung.
Weitere Besonderheiten der Limousine lagen ebenfalls unter dem eleganten Blech: Das Fahrwerk bekam für das bequeme Gleiten eine Luftfederung an beiden Achsen, zudem waren die hydraulischen Stoßdämpfer während der Fahrt noch einstellbar.
Limousine mit vier oder sechs Türen
Der 600er kam mit zwei verschiedenen Radständen, die kürzere Version gab es als Limousine mit und ohne Trennscheibe, die längere mit 3,9 Meter wurde Pullman genannt und wurde als viertürige Limousine, als Landaulet mit herunterklappbarem Dach im Heck sowie als sechstürige Limousine mit zwei zusätzlichen Sitzen im Fond angeboten.
Die meisten 600er (2.190 um genau zu sein) wurden mit kurzem Radstand geordert, bei den Pullman-Modellen baute Mercedes-Benz nur 428 Limousinen, 59 Landaulets und nur eine Handvoll der Sechstürer. Der Mercedes-Benz 600 blieb bis 1981 in der Produktion, aber nach 1972 wurden nur noch wenige Modelle gefertigt.
Das hier gezeigte Fahrzeug stammt aus dem Jahr 1973 und befindet sich in einer guten Verfassung dank der guten Pflege und Wartung in den letzten 40 Jahren und einer Restauration, seit der der Pullman nicht einmal 5000 Kilometer abgespult hat. In den letzten vier Jahren diente der Pullman 600 als Ausstellungsstück in der Mercedes-Benz Welt im britischen Weybridge, Surrey und wurde von dem britischen Mercedes 600 Spezialisten John Haynes, der Mercedes-Benz World und den eigenen Mechanikern umsorgt.
In Car Entertainment im Mercedes-Klassiker
Der Mercedes-Klassiker kommt mit einem Surround-Sound Kinosystem mit herunter fahrbarem 14-Bildschirm, eine Kamera blickt für den Fahrer nach hinten und sendet ihre Bilder an einen kleinen Monitor in der Mittelkonsole. Dazu ist die Limousine mit einem Navigationssystem, Sonnendach und Kabinentrennwand mit Schränkchen aus Walnussholz ausgestattet, was den 1973 Mercedes-Benz 600 Pullman sicherlich einmalig macht. Auf der RM Auction in London fand sich jedenfalls ein Mercedes-Fan, der den Mercedes-Oldtimer für ca. 101.057 Euro ersteigerte.
Text: Thomas Frankenstein
Fotos: Tim Scott / RM Auctions
Mercedes-Fans Facts
1973 Mercedes-Benz 600 Pullman Limousine (W100)
Antrieb: OHC-V8, 6.332 ccm, 250 PS bei 4000 /min; Saugrohreinspritzung, mechanisch geregelt; Bosch 8-Stempel-Einspritzpumpe; Dreigang-Automatikgetriebe; Hinterradantrieb
Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung, Doppel-Querlenker, Luftkammer-Federbälge, Gummi-Zusatzfedern, hydraulische Teleskop-Stoßdämpfer, während der Fahrt verstellbar, Scheibenbremsen; hinten Eingelenk-Pendelachse mit Niveau-Regulierung, Luftkammer-Federbälge, Gummi-Zusatzfedern, hydraulische Teleskop-Stoßdämpfer, während der Fahrt verstellbar, Scheibenbremsen
Räder: Stahlfelgen 6 1/2 J x 15 H mit Reifen 9,00 H 15 Supersport (6 PR
Karosserie: Rahmenbodenanlage / selbsttragende Ganzstahlkarosserie
Sonstiges: Versteigert auf der RM Auction 2011 in London (Lot 224) für 81.200 Brit. Pfund (ca. 101.057 Euro)
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