Mercedes-Benz Baureihen: Die 107er

Der Mercedes SL von 1971-1989: Mit acht Zylindern zum Erfolg

Mercedes-Benz Baureihen: Die 107er: Der Mercedes SL von 1971-1989: Mit acht Zylindern zum Erfolg
Erstellt am 3. September 2010

Im April 1971 rollt ein neuer SL auf die Straße, der Mercedes-Benz 350 SL. Erstmals in der Geschichte der Modellreihe arbeitet unter der langgestreckten Motorhaube ein Achtzylinderaggregat. Von allen Seiten zeigt sich der Mercedes-Benz als starkes, selbstbewusstes und repräsentatives offenes Fahrzeug, dem seine Väter ein nicht minder gelungenes, abnehmbares Coupédach mit auf den Weg geben. Neben Eleganz und Qualität strahlt die Karosserie auch Sicherheit aus, denn das Crashverhalten des Zweisitzers ist seiner Zeit weit voraus.

Schwierige Entscheidung bei Daimler

Die Entscheidung zur Serienfertigung der Baureihe R 107 („R“ wie Roadster statt „W“ wie Wagen) fällt der Vorstand nach heftigen Debatten am 18. Juni 1968. Strittig ist gewesen, ob es statt der Variante mit Stoffdach nicht eine Targa-Ausführung geben soll, also mit einem herausnehmbaren Dachteil, denn aus den USA kommen wegen erhöhter Sicherheitsstandards alarmierende Nachrichten bezüglich der Zulassung offener Autos. Es ist dem damaligen Entwicklungschef Hans Scherenberg zu verdanken, dass dann doch die Entscheidung zugunsten des offenen Zweisitzers mit Stoffdach und zusätzlichem abnehmbarem Hardtop fällt, er hatte vehement dafür gekämpft: „Der SL hat mir viel Freude, aber auch viel Mühe gemacht. Das haben wir uns nicht leicht gemacht“, so sein Resümee über die entscheidende Sitzung.

Die Coupéfrage steht aber nach wie vor im Raum. Sie wird nicht an diesem Tag entschieden. Diskutiert wird vor allem, ob auf Basis der Baureihe R 107 und somit bald zusätzlich ein viersitziges Sportcoupé entstehen soll, oder ob man damit noch wartet, um es auf der kommenden S-Klasse (W 116) aufzubauen. Dann jedoch wäre ein Serienmodell erst wesentlich später gekommen, Mitte der 1970er Jahre. Karl Wilfert, seinerzeit Leiter der Karosserie-Konstruktion in Sindelfingen, entwickelt – ziemlich eigenmächtig – ein Coupé auf R 107-Basis, das er eines Tages dem Vorstand als „Rohling“ präsentiert. Zunächst abgelehnt, schafft es Wilfert mit der ihm eigenen Beharrlichkeit, seine Idee vom Sportcoupé durchzusetzen.

Dem SL folgt das Cooupé (C107)

So folgt dem neuen SL schon ein halbes Jahr nach dessen Premiere im Oktober 1971 ein bequemes viersitziges Sportcoupé, der Typ 350 SLC, dessen eigenwillige Linie im Laufe der Jahre ebenfalls Freunde in aller Welt findet. Die Baureihe trägt die interne Bezeichnung C 107. Bis zur Windschutzscheibe entspricht das Aussehen dem der offenen Variante, dahinter wachsen Höhe und Länge. Über dem viersitzigen Fahrgastabteil streckt sich in sanfter Rundung das flache Dach, das in eine großzügige, in zwei Richtungen gewölbte, sehr schräg stehende Heckscheibe mündet. Der Kofferraumdeckel hat im Gegensatz zum SL eine leicht konvexe Kontur.

In der Seitenansicht wird die Länge des Coupés erstens durch den um 360 Millimeter längeren Radstand dokumentiert, 2820 gegenüber 2460 Millimeter, zweitens durch die Linie der Seitenscheiben, die ohne störende B-Säulen voll versenkbar sind, wie bei einem

Mercedes-Benz Coupé üblich. Der cW-Wert des SLC ist besser als der des SL, so dass das Coupé trotz eines Mehrgewichts von rund 50 Kilogramm die gleichen Fahrleistungen erreicht. Besonders bemerkenswert ist, dass es seiner Einstufung als „Sportcoupé“ alle Ehre machte, denn mit ihm siegt Mercedes-Benz bei zahlreichen Rallyes und Langstreckenrennen.

Bei dem Mercedes war Sicherheit Programm

Béla Barényis Sicherheitskonzept mit Knautschzonen vorn und hinten sowie der gestaltfesten Fahrgastzelle findet weiterentwickelt in der Baureihe 107 ihren Niederschlag. Das Rückgrat der Baureihe R 107 ist nicht einfach nur eine verkürzte und verstärkte Limousinen-Bodengruppe wie beim Vorgänger, sondern eine eigenständige Rahmenbodenanlage mit geschlossenem Kardantunnel sowie kastenförmigen Quer- und Längsträgern, deren Besonderheit in unterschiedlichen Blechstärken liegt und dem daraus resultierenden, sorgsam definierten Knautschverhalten.

Der SL soll unter allen Umständen ein offener Wagen sein. So bieten bei einem eventuellen Überschlag einzig die A-Säulen samt Windschutzscheibe das Sicherheitspotenzial. Sie werden von Grund auf neu entwickelt und erbringen eine um 50 Prozent höhere Festigkeit als die bisher gebaute Version. Zudem wird die Windschutzscheibe für eine erhöhte Festigkeit in den Rahmen eingeklebt. Das ergibt eine beachtliche Widerstandskraft beim Dachfalltest, womit der offene Wagen auch ohne Targabügel die Zulassung für die USA erhält. Konsequenter Weise ist die Heckscheibe im Hardtop ebenfalls geklebt.

Selbst im Innenraum gibt es richtungweisende Neuerungen. Das harte Armaturenbrett weicht einer ausgeklügelten Blechkonstruktion und ist sowohl im oberen als auch im Kniebereich stoßnachgiebig und schaumgepolstert. Schalter und Hebel sind versenkt angeordnet. Ebenfalls eine Neuheit: Das Vierspeichenlenkrad, frisch nach den Erkenntnissen der Unfallforscher. Geblieben ist der schon bewährte Pralltopf, aber Lenkradkranz, Speichen, Polsterplatte und Nabe sind mit Polyurethan umschäumt. Der Sicherheit dient auch, dass der Kraftstofftank nicht mehr im Heck, sondern kollisionsgeschützt über der Hinterachse eingebaut ist. Ab März 1980 steht das Anti-Blockier-System ABS im Angebot, ab Januar 1982 auch Airbag und Gurtstraffer.

Der Mercedes SL wird auf Anhieb ein Bestseller

Aber nicht die Sicherheitsaspekte sind es, welche die Kunden in aller Welt bewegen, in aller Eile nach dem neuen SL zu greifen. Es ist das Angebot eines rundum gelungenen offenen Automobils, in den USA über mehrere Jahre das einzige dort angebotene. Seine markante Front mit dem dominanten SL-Gesicht, den Breitbandscheinwerfern und geriffelten Blinkerabdeckungen wirkt kraftvoll, die Linie der niedrigen Silhouette ist offen, geschlossen und mit Hardtop harmonisch, und der einen Hauch nach innen gewölbte Kofferraumdeckel inklusive des ebenfalls konkav gewölbten Hardtops erinnern an „Pagoden“-Zeiten. Die Breitband-Rückleuchten sind mit ihrer gerippten Oberfläche nicht nur weitgehend schmutzunempfindlich, sondern geben dem Heck zudem einen kräftigen Touch.

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Dem Komfort und der Bedienungsfreundlichkeit höchst zuträglich ist das leicht und schnell zu bedienende Verdeck, eine verfeinerte Konstruktion der „Pagoden“-Ausführung. Nur 30 Sekunden dauert das Öffnen oder Schließen. In gefaltetem Zustand verschwindet es, wie bei der SL-Reihe mittlerweile üblich, unter einer Abdeckung. Eine Reihe von Details unterstreicht den Sicherheitsanspruch des Autos. Die Sitze gibt es von Anfang an mit Kopfstützen, und Sicherheitsgurte gehören ebenfalls dazu. Für Wohlbefinden und Konditionssicherheit sorgt die sehr spontan reagierende Heizung, unterstützt von einer neuartigen Luftführung an den Türen. Gute Sichtverhältnisse ermöglichen neu entwickelte Windleitprofile an den A-Säulen, die bei Regen als Schmutzwasserrinnen dienen, sowie schmutzabweisende Verkleidungen an den Außenspiegeln; so werden die Seitenscheiben auch bei ungünstiger Witterung sauber gehalten. Die in Wagenmitte eng nebeneinander angeordneten Scheibenwischer bestreichen beachtliche 70 Prozent der Scheibenfläche, liegen stets optimal im Luftstrom und heben auch bei höheren Geschwindigkeiten nicht ab.

Motoren mit Katalysator

In seiner so nicht geplanten, aber letztlich sehr erfolgreichen 18jährigen „Lebenszeit“ erhält dieser SL eine ganze Reihe von Sechs- und Achtzylindermotoren. Entsprechend vielfältig sind seine Modellbezeichnungen. Die Achtzylindertypen werden vom Typ 350 SL (1971 bis 1980) angeführt, dessen 3,5-Liter-Motor (M 116) bereits aus den Baureihen W 108, W 109 und W 111 bekannt ist. Seine 147 kW bei 5800/min verhelfen dem immerhin 1600 Kilogramm wiegenden SL zu einem Spurt von 0 auf 100 km/h in 9 Sekunden und einer Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h. Der Typ 350 SLC erreicht die identischen Werte. Von Herbst 1971 an wird außerdem der Typ 450 SL gebaut, dessen Motor (M 117) eine Leistung von 165 kW bei 5000/min entwickelt. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 215 km/h, und von 0 auf 100 km/h gelangt er in 8,8 Sekunden. 1972 folgt die entsprechende Coupé-Ausführung vom Typ 450 SLC mit identischem Motor und identischen Fahrleistungen. Beide sind vor März 1973 zunächst ausschließlich für den Export nach Nordamerika bestimmt, danach im allgemeinen Verkaufsprogramm.

1974: Mercedes erweitert das Modellprogramm

Im Juli 1974 wird das SL-Typenprogramm erweitert: Als Folge der Ölkrise des Jahres 1973 sind SL und SLC als Typen 280 SL und 280 SLC nun auch mit dem 2,8-Liter-Motor M 110 erhältlich. Er leistet 136 kW bei 6000/min und hat sich in der „Strich-Acht“-Baureihe W 114/115 und in der S-Klasse der Baureihe W 116 seit zwei Jahren bewährt. Die Fahrleistungen beider Typen sind identisch: Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 205 km/h, der Sprint von 0 auf 100 km/h ist in 10,1 Sekunden möglich. Damit stehen drei SL-Motorisierungen zur Auswahl – heutzutage nichts Außergewöhnliches, doch seinerzeit ein Novum in der Geschichte dieser Typenklasse. Zu unterscheiden sind die drei Varianten nur für den aufmerksamen Betrachter: Der Typ 280 SL ist an seinen schmaleren Reifen im Vergleich zu den Typen 350 SL und 450 SL zu erkennen. Der Typ 450 SL hat zudem einen unscheinbaren Frontspoiler, der am hinteren unteren Ende der Bugschürze angebracht ist und den Luftdurchsatz des Kühlers deutlich erhöht.

Zwischen November 1975 und Februar 1976 wird die Kraftstoff-Einspritzanlage aller drei Motoren umgestellt, um den mittlerweile auch in den meisten europäischen Ländern verschärften Emissionsgrenzwerten besser zu entsprechen. Von der elektronisch geregelten Bosch D-Jetronic wechselt man zur neu entwickelten mechanisch geregelten Bosch K-Jetronic. Die Umstellung ist in allen drei Fällen mit geringfügigen Leistungseinbußen verbunden, beim Typ 280 SL auf 130 kW bei 6000/min, beim Typ 350 SL auf 143 kW bei 5500/min und beim Typ 450 SL auf 160 kW bei 5000/min. Beim 2,8- und beim 3,5-Liter-Motor senkt man gleichzeitig geringfügig die Verdichtung. Der 3,5- und der 4,5-Liter-Motor erhalten im Rahmen dieser Maßnahmen zudem zur Wartungserleichterung eine kontaktlose Transistorzündung sowie hydraulischen Ventilspiel-Ausgleich. Beim 2,8-Liter-Aggregat wird die Verdichtung im April 1978 wieder auf den alten Wert erhöht. Mit einigen flankierenden Maßnahmen wird dann auch das frühere Leistungspotenzial von 136 kW wieder erreicht, freilich jetzt bereits bei 5800/min.

Im September 1977 stellt Mercedes-Benz den Typ 450 SLC 5.0 mit einem auf fünf Liter aufgebohrten V8-Motor (M 117) vor. Eine verborgene Innovation ist das erstmals zur Anwendung gekommene übereutektische Verfahren zur Zylinderlaufbahn-Bearbeitung, die das Einziehen von Laufbuchsen überflüssig macht. Der Motor bietet eine Leistung von 177 kW bei 5000/min, was gut ist für eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 8,5 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h. Motor- und Kofferraumhaube des Fahrzeugs bestehen aus Aluminium, zudem hat es serienmäßig Leichtmetallfelgen. Äußerlich erkennbar ist der 450 SLC 5.0 unter anderem an einem schmalen Spoiler am Heck.

1980: Mercedes überarbeitet der Baureihe

Auf dem Genfer Automobilsalon im März 1980 präsentieren sich SL und SLC in aktualisierter Form. Die Innenausstattung einschließlich Lenkrad ist den Limousinen der S-Klasse der Baureihe 126 angeglichen und auch die Technik auf den gleichen Stand gebracht. Die seitherige Dreigang-Wandler-Automatik wird durch eine Viergang-Variante ersetzt. Die Typen 280 SL und 280 SLC erhalten ein Fünfgang-Schaltgetriebe in der Grundausstattung. Zudem gehört jetzt das Hardtop zum serienmäßigen Lieferumfang der offenen Variante. Vor allem halten jedoch die Leichtmetall-Achtzylindermotoren der

S-Klasse der Baureihe 126, leicht abgewandelt, in der Baureihe 107 Einzug. Unverändert im Programm bleibt der Sechszylindermotor des Typ 280 SLC.

Der neue Typ 500 SL, ausgerüstet mit dem vom Typ 450 SLC 5.0 bekannten 5,0-Liter-V8-Motor (M 117), löst den Typ 450 SL ab und bietet eine Leistung von 177 kW bei 5000/min. Das verhilft dem neuen Spitzenmodell zu einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 7,8 Sekunden und einer Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h. In den Ruhestand geschickt werden nach neunjähriger Produktionszeit die Typen 350 SL und 350 SLC; als Nachfolger fungieren die Typen 380 SL und 380 SLC, deren 3,8-Liter-Leichtmetallmotor (M 116) mit 160 kW bei 5500/min nach dem Vorbild des Fünfliters aus dem altgedienten 3,5-Liter-V8 mit Graugussblock durch Aufbohren entstanden ist. Beide erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 215 km/h, für den Sprint von 0 auf 100 km/h benötigen sie 9 Sekunden. Außer am Typenschild sind äußerlich kaum Unterschiede zu den Vorgängermodellen erkennbar. Alle drei SL-Typen haben nun eine Leichtmetall-Motorhaube und den vom Typ 450 SLC 5.0 bekannten dezenten Frontspoiler; der Typ 500 SL erhält außerdem den Leichtmetall-Kofferraumdeckel mit schwarzem Kunststoff-Heckspoiler, wie er ebenfalls bereits vom Fünfliter-Coupé bekannt ist.

Zum Herbst 1981 werden beide V8-Motoren im Rahmen des „Mercedes-Benz Energiekonzepts“ zur Verbrauchs- und Schadstoffreduzierung gründlich überarbeitet. Die Maßnahmen umfassen, neben einer Erhöhung der Verdichtung, Nockenwellen mit geänderten Steuerzeiten, luftumspülte Einspritzventile und eine elektronische Leerlaufregelung. Durch die geänderte Nockenwellenabstimmung kann das Drehmomentmaximum hin zu niedrigeren Drehzahlen verschoben und im Falle des 3,8-Liter-Motors sogar erhöht werden. Dieses Aggregat erfährt besonders tiefgreifende Änderungen: Um ein günstigeres Volumen-Oberflächenverhältnis zu erhalten, werden die Bohrung reduziert und der Hub erhöht. Der modifizierte 3,8-Liter-V8 hat damit einen geringfügig vergrößerten Hubraum. Bei beiden Achtzylindern müssen, gewissermaßen als Ausgleich für die verbesserte Wirtschaftlichkeit, geringe Leistungseinbußen in Kauf genommen werden, beim Typ 380 SL auf 150 kW bei 5250/min und beim Typ 500 SL auf 170 kW bei 4750/min. Die Hinterachsübersetzung wird, wie auch in der Baureihe 126, der veränderten Motorcharakteristik angepasst und verlängert, beim Typ 380 SL von 3,27 auf 2,47 und beim Typ 500 SL von 2,72 auf 2,24.

Für die SLC-Coupés kommen diese Maßnahmen allerdings zu spät: Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt/Main im September 1981 werden außer dem „Mercedes-Benz Energiekonzept“ auch die Typen 380 SEC und 500 SEC der Baureihe C 126 präsentiert, die die seit genau zehn Jahren gebauten

SLC-Modelle in den Ruhestand schicken. An eine Ablösung der SL-Typen ist dagegen auch nach zehnjähriger Produktionszeit nicht zu denken. Vier Jahre nach der Präsentation des Energiekonzepts kommt sogar noch eine umfangreiche Modellpflege, und so wird im September 1985, wiederum auf der IAA, ein komplett überarbeitetes SL-Typenprogramm vorgestellt. Eine umstrukturierte Motorenpalette steht dabei im Vordergrund. Daneben gibt es ein dezentes Facelifting, primär erkennbar am Frontspoiler und den Rädern mit Aluminiumfelgen (Durchmesser: 38,10 Zentimeter). Die Vorderachse ist überarbeitet und die Bremsen sind mit Festsattel-Bremszange vergrößert. Um das Schiefziehen beim Bremsen zu unterbinden, ist der Lenkrollradius vermindert.

1985 Umfangreiche Mercedes Modellpflege

Alle Motoren werden in zwei Ausführungen angeboten, mit Abgaskatalysator und etwas geringerer Leistung sowie als so genannte RÜF-Version (Rückrüstfahrzeug) ohne Katalysator. Die RÜF-Versionen lassen sich nachträglich, etwa wenn die flächendeckende Versorgung mit bleifreiem Benzin sichergestellt ist, mit einem Katalysator ausrüsten und sind hinsichtlich Zündung, Elektronik und Kabelsatz darauf vorbereitet. Ein neu konstruierter 3,0-Liter-Sechszylindermotor (M 103), der im Typ 300 E der Mittelklasse-Baureihe W 124 neun Monate zuvor seinen ersten Auftritt hatte, ersetzt den altbewährten 2,8-Liter-Motor, wie zuvor schon bei der entsprechenden S-Klasse Limousine. Somit läuft der Typ 280 SL aus, und es gibt nach 22jähriger Unterbrechung wieder einen Sportwagen mit der magischen Typenbezeichnung 300 SL. Er bietet bei 5700/min eine Leistung von 138 kW ohne Katalysator (Höchstgeschwindigkeit: 203 km/h; 0 auf 100 km/h in 9,6 Sekunden) und 132 kW mit Katalysator (200 km/h; 9,9 Sekunden).

Neu im Programm ist der Typ 420 SL mit dem 4,2-Liter-V8-Motor (M 116), der bei 5200/min 160 kW ohne und 150 kW mit Katalysator bietet; er entsteht durch Übernahme der Bohrung des ursprünglichen 3,8-Liter-Motors in Kombination mit dem Hub des 3,8-Liter-Motors nach dem „Mercedes-Benz Energiesparkonzept“ und löst dieses nun im SL, in der S-Klasse Limousine und im SEC-Coupé ab. Der Typ 420 SL beschleunigt von 0 auf 100 km/h in 8,5 Sekunden (mit Katalysator: 9 Sekunden) und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 213 km/h (205 km/h). Der 5,0-Liter-Motor (M 117) ist ebenfalls modifiziert; er hat jetzt mit Hinblick auf den Katalysatorbetrieb eine elektronische Zündanlage und die elektronisch-mechanisch gesteuerte Einspritzanlage Bosch KE-Jetronic und entwickelt eine Leistung von 180 kW bei 4750/min. Mit Katalysator sind es 164 kW bei 4700/min. Diese Werte verhelfen dem Typ 500 SL zu einer Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h (mit Katalysator: 215 km/h) und einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 7,3 Sekunden (7,8 Sekunden).

Top of the Line: Mercedes 560 SL

Die spektakulärste Neuheit in der Motorenpalette ist ein 5,6-Liter-Achtzylinder (M 117), der aus dem 5,0-Liter-V8 durch Verlängerung des Hubs entsteht und im SL eine Leistung von 170 kW bei 4750/min mobilisiert. Der Typ 560 SL bleibt den Exportmärkten USA, Australien und Japan vorbehalten. Mit einer Abgasreinigungsanlage in USA-Ausführung beträgt seine Höchstgeschwindigkeit 223 km/h, den Sprint von 0 auf 100 km/h legt er in 7,7 Sekunden hin. Die Produktion der Baureihe R 107 endet im August 1989, mehr als 18 Jahre nach dem Serienanlauf des Typ 350 SL. Damit stellt diese SL-Baureihe einen hausinternen Rekord auf, der kaum mehr zu überbieten sein dürfte: In der gesamten Geschichte des Hauses gibt es keine andere Pkw-Baureihe, die über einen derart langen Zeitraum produziert worden ist. Insgesamt entstehen in Sindelfingen 237 287 offene Fahrzeuge, eine Zahl, die den hohen Beliebtheitsgrad der Baureihe 107 eindrucksvoll demonstriert. Vom Coupé sind es von 1971 bis 1981 insgesamt 62 888 Stück.

Produktionszahlen der Mercedes-Benz Baureihe 107

 

 

Typen

Konstruktions-bezeichnung

Produktionszeit

Vorserie - Ende

Stückzahl

 

SL-Reihe

 

 

 

280 SL

R 107 E 28

1974 – 1985

25 436

300 SL

R 107 E 30

1985 – 1989

13 742

350 SL

R 107 E 35

1971 - 1980

15 304

450 SL*

R 107 E 45

1971 - 1980

66 298

380 SL

R 107 E 38

1980 - 1985

53 200

420 SL

R 107 E 42

1985 - 1989

2148

500 SL

R 107 E 50

1980 - 1985

11 812

560 SL**

R 107 E 56

1985 - 1989

49 347

Gesamtzahl

 

 

237 287

 

 

 

 

SLC-Reihe

 

 

 

280 SLC

C 107 E 28

1974 - 1981

10 666

350 SLC

C 107 E 35

1971 – 1980

13 925

380 SLC

C 107 E 38

1980 - 1981

3789

450 SLC*

C 107 E 45

1972 - 1980

31 739

450 SLC 5.0

C 107 E 50 

1977 - 1980

2769

500 SLC

C 107 E 50

1980 - 1981

***

Gesamtzahl

 

 

62 888

* vor März 1973 nur für Export nach Nordamerika
** Exportmodell für Nordamerika, Japan und Australie
n
*** Stückzahl in 450 SLC 5.0 enthalten

 

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