Mit dem Großen Preis von Australien am 25. März 2018 begann für Mercedes-Benz ein Jahr der „Rekordjäger und Meisterfahrer“. Denn in der neuen Saison gehen nicht nur Weltmeister Lewis Hamilton und sein Teamkollege Valtteri Bottas in den Formel 1-Autos von Mercedes-AMG Petronas Motorsport ins Rennen. 2018 ist auch ein Anlass, auf zahlreiche Motorsportjubiläen der Stuttgarter Marke zurückzublicken.
Stuttgart. Jeder Sieg eines Rennwagens von Mercedes-AMG Petronas Motorsport ist auch ein glänzendes Echo der einzigartigen Motorsportgeschichte der Stuttgarter Marke. 2018 feiert Mercedes-Benz unter der Überschrift „Rekordjäger und Meisterfahrer“ eine ganze Reihe solcher herausragender Ereignisse, unter anderem auf der Fachmesse Techno Classica in Essen (21. bis 25. März 2018). Die Jubiläen reichen vom Dreifachsieg im großen Preis von Frankreich 1908 bis zur ersten Weltmeisterschaft von Lewis Hamilton 2008 für Vodafone McLaren-Mercedes. 2018 haben Hamilton und sein Teamkollege Valtteri Bottas die Chance, nach vier doppelten Meisterschaften in Folge für Mercedes-AMG Petronas Motorsport den fünften Fahrer- und Konstrukteurstitel der Formel 1 seit 2014 zu holen.
Motorsporterfolge von Mercedes-Benz und den Vorgängermarken sind fast so alt wie das Automobil selbst. So dominieren Fahrzeuge mit Daimler-Motoren viele frühe Automobilwettfahrten in Frankreich: etwa vor 120 Jahren die Rennen Marseille–Nizza über 226 Kilometer am 6. März 1898 (Dreifachsieg) und Paris–Bordeaux über 573 Kilometer am 11. und 12. Mai 1898 (Sieg von René de Knyff). Gewinnerplätze für Daimler gibt es 1898 auch bei der Fernfahrt Berlin–Leipzig–Berlin und der ersten Dolomitenfahrt.
Vor 110 Jahren – nach wie vor sind die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) und Benz & Cie. Konkurrenten – folgen weitere Meilensteine der Motorsportgeschichte: Die DMG gewinnt mit dem Großen Preis von Frankreich das wichtigste Rennen des Jahres. Benz & Cie. siegt bei der nicht minder prestigeträchtigen ersten Prinz-Heinrich-Fahrt. Und Victor Hémery gewinnt am 1. Juni 1908 auf Benz 120 PS das Rennen von Sankt Petersburg nach Moskau über 686 Kilometer mit neuem Streckenrekord.
Vor allem in Deutschland sorgt die Prinz-Heinrich-Fahrt für ganz besonderes Aufsehen. Diesen Wettbewerb, der von 1908 bis 1910 stattfindet, stiftet Prinz Heinrich von Preußen, der automobilbegeisterte Bruder des deutschen Kaisers. Die Premiere der internationalen Tourenfahrt vom 9. bis 11. Juni 1908 hat eine Distanz von 2.201 Kilometern. Sieger im Feld der insgesamt 129 Teilnehmer wird Fritz Erle auf Benz 7,5-Liter-Spezial-Tourenwagen mit nominell 37 kW (50 PS).
Wenige Wochen später dominieren DMG und Benz & Cie. den Großen Preis von Frankreich. Der „Grand Prix de l’Automobile-Club de France“ hat 1906 die internationalen Gordon-Bennett-Rennen als wichtigste internationale Motorsportveranstaltung abgelöst. Am 7. Juli 1908 gewinnt Christian Lautenschlager auf dem 140 PS starken Mercedes Grand-Prix-Rennwagen vor Victor Hémery und René Hanriot auf deren Benz 120-PS-Rennwagen. Damit belegen die ersten drei Plätze jene beiden deutschen Unternehmen, aus denen 1926 die Daimler-Benz AG mit der Marke Mercedes-Benz hervorgehen wird.
Kompressorsportwagen und Silberpfeile
Vor 90 Jahren erzielt Mercedes-Benz am 15. Juli 1928 einen überwältigenden Dreifachsieg im Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring mit dem neuen Kompressorsportwagen Typ SS (W 06). Rudolf Caracciola und Christian Werner gewinnen vor Otto Merz und dem Team Christian Werner / Willy Walb. Weil sich die Fahrer im Hitzerennen abwechseln, wird Werner gleich zweifach genannt. Das Fahrzeug mit 7,1-Liter-Reihensechszylindermotor leistet in der Rennversion bis zu 184 kW (250 PS) mit zugeschaltetem Kompressor. Seinen ersten Sieg hat der Typ SS bereits am 29. Juni 1928 im Rahmen des Automobilturniers Baden-Baden beim Bergrennen auf die Bühler Höhe geholt. Am Steuer: Rudolf Caracciola.
Am 29. Juli 1928 setzt Mercedes-Benz im Gabelbachrennen zum ersten Mal den legendären Typ SSK ein, und es ist wieder einmal Rudolf Caracciola, der gleich bei dieser Premiere mit neuem Streckenrekord siegt. Auf dem aus dem Typ SS entwickelten Rennsportwagen mit kürzerem Radstand siegt er außerdem am 5. August 1928 beim Internationalen Rennen um den ADAC-Bergrekord auf dem Schauinsland die Rennwagenklasse mit Bestzeit.
Vor 80 Jahren gewinnt Rudolf Caracciola die Grand-Prix-Saison 1938 und wird zum dritten Mal nach 1935 und 1937 Europameister auf den Silberpfeilen von Mercedes-Benz. Für diese Saison entwickelt die Stuttgarter Marke aufgrund des neuen Reglements der Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus (AIACR) einen neuen Rennwagen. Der W 154 wird von einem V12-Motor mit 2.962 Kubikzentimeter Hubraum und Kompressoraufladung angetrieben, der in seiner ersten Saison bis zu 333 kW (453 PS) leistet. Caracciola gewinnt 1938 die Coppa Acerbo bei Pescara und den Großen Preis der Schweiz auf dem Bremgartenkurs, belegt dreimal Platz 2 (zweimal zusammen mit Hermann Lang) und zweimal den 3. Platz (einmal zusammen mit Manfred von Brauchitsch).
Vor 40 Jahren dominiert Mercedes-Benz die vom 17. bis 24. September 1978 ausgetragene Langstreckenrallye „Vuelta a la América del Sud“ mit einem überwältigenden Fünffachsieg. Erstplatzierte sind Andrew Cowan und Colin Malkin vor Sobieslaw Zasada und Andrzej Zembruski (beide Teams auf Mercedes-Benz 450 SLC Rallyefahrzeug) sowie Tony Fowkes und Klaus Kaiser auf Mercedes-Benz 280 E (W 123). Die seriennahen V8-Coupés der Baureihe C 107 setzen in den folgenden Jahren auch bei der afrikanischen Bandama-Rallye Maßstäbe.
Rückkehr auf die Rundstrecke
Vor 30 Jahren – im Jahr 1988 – tritt Mercedes-Benz offiziell in der Sportwagen-Weltmeisterschaft an. Dieses Engagement in der Gruppe C der Sportwagen-Prototypen markiert die Rückkehr der Stuttgarter Marke auf die Rundstrecke. Fünf Jahre zuvor, 1984, hat das Unternehmen eine Kooperation mit dem Schweizer Rennstall von Peter Sauber vereinbart: Mercedes-Benz liefert die Motoren für dessen Rennsportwagen. 1985 präsentiert Sauber den C 8, in den der Mercedes-Benz V8-Motor M 117 eingebaut ist. Der ab 1987 eingesetzte C 9 trägt dann offiziell den Namen Mercedes in der Typbezeichnung (zunächst Kouros-Mercedes C 9, dann ab 1988 Sauber-Mercedes C 9).
Der mehr als 515 kW (700 PS) starke Sauber-Mercedes C 9 gewinnt in der Saison 1988 die deutsche Supercup-Rennserie mit dem ersten Sieg am 29. Mai 1988 auf dem Hockenheimring. Außerdem siegt Sauber-Mercedes in insgesamt fünf Läufen der Weltmeisterschaft: Beim 800-Kilometer-Rennen von Jerez (Spanien), im Großen Preis der Tschechoslowakei in Brno, im ADAC-1.000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring, beim 1.000-Kilometer-Rennen von Spa-Francorchamps und im Lucas Supersprint in Sandown Park (Australien), wo Jean-Louis Schlesser und Jochen Mass vor ihren Teamkollegen Mauro Baldi und Stefan Johansson siegen. Im folgenden Jahr holt Sauber-Mercedes mit dem C 9 schließlich die Weltmeisterschaft.
1988 ist auch das erste Jahr, in dem sich Mercedes-Benz offiziell in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) engagiert: Gleich fünf Mannschaften setzen den Mercedes-Benz 190 E 2.3-16 Gruppe A mit Werksunterstützung der Stuttgarter Marke in der DTM ein. Roland Asch wird 1988 auf Anhieb DTM-Vizemeister.
Vor 20 Jahren, zur Saison 1998, holt Mercedes-Benz zum zweiten Mal in Folge den FIA-GT-Titel. Mit den AMG Mercedes Rennsport-Tourenwagen CLK-GTR und CLK-LM wird das Team Klaus Ludwig / Ricardo Zonta nach fünf Siegen und vier zweiten Plätzen Meister. Zusammen mit den weiteren Fahrerteams gewinnt AMG Mercedes sogar alle zehn Rennen der Saison 1998 und dominiert damit klar die Markenwertung. Darunter sind ein Dreifachsieg am 12. April 1998 in Oschersleben sowie sechs Doppelsiege. Der CLK-GTR mit V12-Motor ist das Siegerfahrzeug von 1997, er wird ab dem dritten Rennen der Saison 1998 von dem ursprünglich für das 24-Stunden-Rennen in Le Mans entwickelten CLK-LM mit V8-Antrieb abgelöst.
Die neuen Silberpfeile in der Königsklasse des Motorsports
Vor 25 Jahren entscheidet die damalige Daimler-Benz AG, sich am britischen Rennmotorenhersteller Ilmor Engineering zu beteiligen. Das ist ein wichtiger Schritt für die Rückkehr in die Formel 1, die Königsklasse des Rennsports. Bereits 1994 soll das Engagement von Mercedes-Benz auf die Formel 1 und das 500-Meilen-Rennen in Indianapolis (USA) ausgedehnt werden. Ab 1995 ist Mercedes-Benz Motorenpartner des traditionsreichen Rennstalls McLaren.
Diese Kooperation führt schon 1998 zum ersten großen Erfolg: Mit dem McLaren-Mercedes Formel-1-Rennwagen MP4-13 wird Mika Häkkinen Formel 1-Weltmeister, das Team West McLaren-Mercedes gewinnt die Konstrukteursweltmeisterschaft.
Zehn Jahre später gewinnt Lewis Hamilton für das Team Vodafone McLaren-Mercedes im MP4-23 seinen ersten Weltmeistertitel der Formel 1. Nach dem Wiedereinstieg von Mercedes-Benz mit dem eigenen Werksteam in die Formel 1 holt Hamilton für Mercedes-AMG Petronas Motorsport die Fahrerweltmeisterschaften der Jahre 2014, 2015 sowie 2017. 2016 gewinnt Nico Rosberg als erster deutscher Pilot den Formel 1-Weltmeister-Titel am Steuer eines Mercedes-Benz Silberpfeils.
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