Mercedes Meilensteine: 50 Jahre Automatikgetriebe

Seit 1961 kann man im Mercedes schalten und walten lassen

Mercedes Meilensteine: 50 Jahre Automatikgetriebe: Seit 1961 kann man im Mercedes schalten und walten lassen
Erstellt am 12. April 2011

„Fahren in Vollendung“ verspricht im Jahr 1961 der Prospekt zum ersten von Mercedes-Benz selbst entwickelten Automatikgetriebe. Mehrere Jahre intensiver Entwicklung stecken in der Viergang-Kupplungsautomatik, die im April 1961 als Sonderausstattung im Typ 220 SEb der Baureihe 111 Premiere hat. Im Mercedes-Benz 300 SE, der im August 1961 präsentiert wird, gehört das Automatikgetriebe sogar zum serienmäßigen Lieferumfang. Damit beginnt ein besonderes Erfolgskapitel der Marke innerhalb von 125 Jahren Automobil.

Die Entscheidung, ein eigenes Automatikgetriebe zu bauen, fällt bei Mercedes-Benz aufgrund des Anspruchs an die beständige Innovationsstärke – eine Konstante in der Markengeschichte: Weil das automatisch schaltende Getriebe den Charakter eines Automobils maßgeblich beeinflusst, darf der nach dem Besten strebende Entwickler nur mit einer für die Fahrzeuge der eigenen Marke maßgeschneiderten Lösung zufrieden sein. Das neue Getriebe hat statt eines Drehmomentwandlers eine hydraulische Anfahrkupplung, was den Vorteil geringerer Leistungsverluste mit sich bringt. Das nachgeschaltete Viergang-Planetengetriebe besteht aus zwei Planetensätzen, drei Lamellenkupplungen und drei Bandbremsen.

Automatisch schalten in der Geschichte von Mercedes-Benz

Fahrzeuge von Mercedes-Benz mit teilautomatisierten Schaltvorgängen hat es schon früher gegeben. So besitzt zum Beispiel der als „Großer Mercedes“ in die Technikgeschichte eingegangene Typ 770 (Baureihe W 07) eine halbautomatische Saugluftschaltung des Schnellgangs. Gesteuert wird diese Funktion des Maybach-Schnellganggetriebes durch einen Hebel am Lenkrad.

Und während die Mercedes-Benz Ingenieure schon am ersten eigenen Automatikgetriebe arbeiten, wird im Sommer 1957 die hydraulisch-automatische Kupplung „Hydrak“ vorgestellt. Als Sonderausstattung ist der neue Kupplungsautomat zunächst bei den Typen 220 S sowie 219 erhältlich. Das System umfasst eine hydraulische Kupplung zum Anfahren, eine konventionelle Einscheiben-Trocken­kupplung zum Ein- und Ausrücken beim Gangwechsel sowie einen Freilauf zur Überbrückung der hydraulischen Kupplung. Echte Automatikgetriebe kommen ebenfalls in dieser Zeit auf. Den Anfang machen dabei Getriebe von Zulieferern. So bietet Mercedes-Benz den Typ 300 c ab Herbst 1955 mit einer Dreigang-Wandlerautomatik von Borg-Warner an.

1961: Das erste Automatikgetriebe vom Erfinder des Automobils

Mercedes-Benz führt im April 1961 das erste selbst entwickelte Automatikgetriebe im Typ 220 SEb ein. Während die Automatik in diesem Typ auf Wunsch geliefert wird, ist sie im Typ 300 SE der Baureihe 112 – vorgestellt im August 1961 – serienmäßig eingebaut. Von dieser ebenso kultivierten wie komfortablen und leistungsfähigen Übertragung der Motorkraft profitieren in der Folge auch weitere Typen der Stuttgarter Marke. So ist die Viergang-Automatik ab August 1962 zum Mehrpreis von 1.400 DM auch in den Typen 220 und 220 S lieferbar.

Auch der Roadster Mercedes-Benz 230 SL (W 113) wird von 1963 an auf Wunsch mit der automatischen Viergang-Automatik ausgestattet – das ist eine Premiere bei den Sportwagen von Mercedes-Benz. Und die Repräsentationslimousine Mercedes-Benz 600 schließlich ist ab 1964 ausschließlich mit der Automatikschaltung erhältlich. Die Premiere der Automatik ist – 75 Jahre nach der Erfindung des Automobils durch Carl Benz – ein weiterer Meilenstein in der Markenhistorie und zugleich die Geburtsstunde einer beispielhaften Serie von Innovationen. Denn die Technik der automatischen Schaltung hat Mercedes-Benz seit 1961 ständig weiterentwickelt.

Seit 1961 werden im Mercedes Werk Hedelfingen Automatikgetriebe gebaut

Gebaut werden die Automatikgetriebe seit November 1961 im Werk Hedelfingen. Im Jahr 1966 entsteht hier das 100.000. Pkw-Automatikgetriebe von Mercedes-Benz, das 500.000. folgt bereits 1971, und die millionste Automatik läuft 1975 vom Band. An dieser Entwicklung lässt sich der Erfolg ablesen. Das gleiche Bild zeigen auch die Zulassungszahlen: Schon 1964, drei Jahre nach der Premiere der Automatikschaltung von Mercedes-Benz, werden 14,5 Prozent aller Personenwagen der Marke mit diesem Getriebe ausgeliefert, bei den Typen mit Ottomotor sind es sogar mehr als 20 Prozent. Dieser Anteil steigt kontinuierlich – Mitte der 1980er-Jahre liegen Automatik und Schaltgetriebe bei jeweils rund 50 Prozent.

Die Zukunft der Automatik

In den S-Klasse-Limousinen der Baureihe 116 hat im August 1972 ein neues Automatikgetriebe von Mercedes-Benz Premiere. Es ist nicht mehr als Kupplungsautomatik ausgeführt, sondern als Wandlerautomatik. Zunächst wird das Getriebe mit hydraulischem Drehmomentwandler als Sonderausstattung angeboten, die von 1973 an lieferbaren Typen 450 SE und 450 SEL haben die Automatik dann serienmäßig an Bord. Auch die Roadster und Coupé-Modelle der SL-Baureihe 107 sowie Mittelklasse-Typen der Baureihen 114 und 115 („Strich-Acht“) sind mit der Wandlerautomatik lieferbar. Die leistungsstarken Typen mit V8-Motoren erhalten dabei zunächst ein Dreigang-Getriebe, andere Motorisierungen werden mit einer Viergang-Automatik kombiniert. Vom Jahr 1980 an sind Viergang-Getriebe Standard für alle Personen­wagen von Mercedes-Benz, die mit automatischem Getriebe ausgeliefert werden.

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Das Automatikgetriebe steht immer wieder im Mittelpunkt der Anstrengungen von Ingenieuren und Entwicklern, die Automobile von Mercedes-Benz noch komfortabler, sportlicher und sparsamer zu machen. Ein wichtiger Schritt in diesem Prozess ist zum Beispiel die Entwicklung von Fünfgang-Automatikgetrieben, die im Oktober 1990 als Sonderausstattung der Typen 300 E-24, 300 E-24 T-Modell, 300 CE-24 Coupé (alle Baureihe 124) und 300 SL-24 (R 129) Premiere haben. Maßstäbe setzt im Jahr 1995 die Vorstellung des Neuen Automatik-Getriebes NAG. Mercedes-Benz bietet durch diese Fünfgang-Automatik mit elektronischer Steuerung und Wandler-Überbrückungskupplung einen zuvor nicht gekannten Schaltkomfort. Das leichte und vergleichsweise kompakte Getriebe wird zunächst für die Typen mit V8- und V12-Motoren angeboten, vom Sommer 1996 an wird es dann auf zahlreiche Klassen des umfangreichen Pkw-Programms ausgeweitet.

Zu den Ausnahmen gehört dabei die A-Klasse: Der kompakte Vorbau und die besondere Anordnung der Antriebseinheit machen die Entwicklung eigener Getriebe für die A-Klasse notwendig. So entsteht das Front-Automatikgetriebe FAG, das ab Sommer 1998 auf Wunsch für die A-Klasse (W 168) lieferbar ist: Es bietet fünf Gänge, hat eine elektronische Steuerung und ist mit 315 Millimeter Baulänge sowie 68 Kilogramm Gewicht die kürzeste und leichteste Fünfgang-Automatik der Welt. Als Alternative bietet Mercedes-Benz in der A-Klasse das Automatische Kupplungssystem AKS, dessen Bedienung an das Hydrak aus dem Jahr 1957 erinnert: Nimmt der Fahrer den Fuß vom Gas und bewegt den Schalthebel, erkennt das System den Wunsch nach einem Gangwechsel und öffnet mittels Elektromotor die Kupplung. In der nächsten Generation der A-Klasse (Baureihe 169) und in der B-Klasse (T 245) wird das FAG von der AUTOTRONIC abgelöst, einem stufenlosen CVT-Automatikgetriebe (Continuously Variable Automatic Transmission) ohne spürbaren Schaltvor­gang.

2003: Premiere für die Mercedes 7G-TRONIC

2003 stellt Mercedes-Benz das weltweit erste serienmäßige Siebengang-Automatikgetriebe für Personenwagen vor, die 7G-TRONIC. Sie wird serienmäßig zunächst in den Modellen E 500 (W 211), S 430 und S 500 (W 220), CL 500 (C 215) und SL 500 (R 230) eingesetzt und löst dort die bisherige Fünfgang-Automatik ab. Das Getriebe reduziert nicht nur den Kraftstoffverbrauch deutlich, sondern schaltet gleichzeitig schneller, sanfter und komfortabler als bisherige Automatikgetriebe. Damit unterstreicht die Stuttgarter Automobilmarke erneut ihre Technologieführerschaft.

Die 7G-TRONIC, ausgelegt für ein hohes Dauerdrehmoment von 700 Newtonmetern, stellt die fünfte Generation von Automatikgetrieben der Marke Mercedes-Benz dar. Parallel zur technischen Innovation hat sich die Beliebtheit der automatischen Getriebe immer weiter entwickelt: Zum Jahr 2004 ist die Automatik Serienaus­stattung in der S-Klasse, in der E-Klasse bestellen rund 88 Prozent aller Kunden ihr Fahrzeug mit automatischem Getriebe, und in der C-Klasse liegt der Anteil bei etwa 65 Prozent – bei weiter steigender Tendenz.

AMG SPEEDSHIFT MCT 7-Gang-Sport­getriebe

Sieben Gänge bietet auch das innovative AMG SPEEDSHIFT MCT 7-Gang-Sport­getriebe, das von Ingenieuren der Performance-Marke AMG und Mercedes-Benz gemeinsam entwickelt wird. Premiere hat es im SL 63 AMG (R 230), der im April 2008 in den Markt eingeführt wird. Statt des herkömmlichen Drehmomentwandlers kommt hier eine kompakte, nasse Anfahrkupplung zum Einsatz. Die daraus resultierende direkte Anbindung an den Triebstrang garantiert zusammen mit der Zwischengas- und RACE START-Funktion ein äußerst emotionales und hoch dynamisches Fahrerlebnis. Das Kürzel MCT steht für Multi-Clutch Technology und weist darauf hin, dass ausschließlich Kupplungselemente den Gangwechsel übernehmen. Das Hightech-Getriebe ist für hohe Drehmomentwerte und maximale Drehzahlen bis 7200/min ausgelegt und mit einem Gewicht von 80 Kilogramm extrem leicht – möglich wird das unter anderem durch den Einsatz des Leichtbau­werkstoffs Magnesium.

2010: 7G-TRONIC PLUS

2010 stellt Mercedes-Benz in der neuen Generation der CL-Klasse (Baureihe 216) die Siebengang-Automatik 7G-TRONIC PLUS vor. Sie ist noch komfortabler, schneller und sparsamer als die erste Generation der 7G-TRONIC. Beispielsweise eine Motoranbindung mit nochmals verringertem Wandlerschlupf sowie deutlich weniger interne Getriebeverluste optimieren den Wirkungsgrad. Die verschiedenen Innovationen sorgen dafür, dass im ECO-Modus des Fahrzeugs die Motordrehzahlen abgesenkt werden können, was maßgeblich zur Verbrauchsreduzierung beiträgt.

Besonders innovativ ist das automatische Getriebe des im Jahr 2010 präsentierten Forschungsfahrzeugs F 800 Style: Bei der Hybrid-Version des Technologieträgers haben die Mercedes-Benz Ingenieure das rund 80 kW (109 PS) leistende, drehmomentstarke Hybridmodul vollständig in das Gehäuse der Siebengang-Automatik 7G-TRONIC integriert. Durch solche Lösungen führt Mercedes-Benz die lange Techniktradition des automatischen Schaltens der Marke kraftvoll in die Zukunft.

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