Wer in den 1980er Jahren einen offenen Wagen mit Stern fahren wollte, hatte seinerzeit nur den großen Mercedes-Benz SL (R129) als Möglichkeit. Im Gegensatz zu der bayrischen Konkurrenz hatten die Schwaben kein Mittelklasse-Cabriolet im Angebot. Doch zum Glück gab es damals ein paar findige Mercedes-Fans, die aus einem Baby-Benz ein stylisches Cabriolet machten.
Eine Gemeinschaftsproduktion der Firmen AKH aus Eutin und Caro aus Hamburg entwickelten aus der viertürigen Limousine der Baureihe W201 ein zweitüriges und viersitziges Cabriolet. Der Aufwand dafür war immens, weshalb auch nur elf solcher Fahrzeuge ingesamt produziert wurden.
Nur 11 Exemplare des Baby Benz Cabrios wurden gebaut
Eines dieser Modelle gehört Rainer Franke aus Usingen/Hochtaunuskreis, der seinen offenen Baby Benz erst seit 2013 hat und nach umfangreichen Arbeiten rechtzeitig zum großen Mercedes-Event SCHÖNE STERNE in Hattingen Anfang September wieder auf die Räder gestellt bekommen hat.
"Das Kennzeichen habe ich aufgrund der Typenbezeichnung im Brief gewählt. Danach ist es ein AKH/Caro 201C," erklärt Rainer. "In den Prospekten wurde das Fahrzeug dann als 190C beworben, wobei vermieden wurde, eine Perspektive zu zeigen in der der MB-Stern sichtbar wäre." Folgt man dem heutigen Mercedes-Baureihen-System müsste der 190er kein W201 oder C201 sondern ein A201 sein, denn C steht nicht für Cabriolet sondern für Coupé. Cabriolets mit Stern sind A wie aufgeschnitten" oder "Autocabriolet"....
"Der Neupreis lag über dem eines vergleichbaren SL 300"
Der 1989er Mercedes-Benz wurde seinerzeit an eine Gastwirtin in Bad Wildungen ausgeliefert und verbrachte die letzten zehn Jahre seines Daseins in Spanien. Der Neupreis lag mit 93.000 DM (umrechnet 47.690 Euro) deutlich über dem eines vergleichbar ausgestatteten SL 300, erklärt der Usinger.
Aber dafür bekam man bzw. frau einen vollwertigen Viersitzer, der seinerzeit wie heute für zahlreiche neugierige Blicke sorgte. Auch bei den SCHÖNEN STERNEN, wo Rainer dem interessierten Publikum nicht nur auf dem Roten Teppich die vielen Fragen beantworten konnte.
Der Umbau des 190ers gestaltete sich sehr aufwändig, denn bevor das Dach abgeschnitten werden konnte, musste die gesamte Bodengruppe des selbstragenden Baby-Benz dementsprechend verstärkt werden. Da man auf einen Überrollbügel verzichten wollte, wurde anschließend der Frontscheibenrahmen ebenfalls so verstärkt, dass dieser die Funktion im Falle eines Roll-Overs übernehmen sollte.
Und schließlich mussten noch die B-Säule nach hinten versetzt werden, die Türen verlängert und die hinteren Seitenteile angepasst werden und die beiden letzten Bauteile sowohl blechtechnisch als auch in Sachen Verkleidung.
Das Verdeck versenkt sich fast vollständig hinter der Sitzbank. Die Persenning, die Bestandteil der Allgemeinen Betriebserlaubnis ist, muss immer per Hand angelegt werden, auch wenn man die aufpreispflichtige Elektrohyraulik für das Verdeck für 2.930 bestellt hatte. Natürlich ist der Kofferraum durch das Verdeck etwas eingeschränkt, aber zumindest den Motor für die Hydraulik konnten die Jungs von AHK Caro unter der Sitzbank verstecken.
22 Bilder Fotostrecke | Offener Stern der Achtziger: 1989 AKH 190 C Cabriolet:
Die Karosseriearbeiten waren "enorm aufwändig"
Als Rainer das 190er Cabriolet gekauft hatte, war dieses trotz des spanischen Klimas in den letzten Jahren in einem desolaten Zustand. Die Bodengruppe haben wir im letzten Winter komplett neu geschweißt, erklärt Rainer. Und auch die tragenden Aussenschweller wurden neu aufgebaut. Diese Arbeiten übernahm Karosseriebau Ludwig Lotz in Frankfurt/Main, der die Schweller-Sanierung als enorm aufwändig bezeichnet.
Doch der Aufwand wird sich lohnen, denn von den elf Exemplaren sollen laut Rainer nur noch fünf Stück existieren. Und so wird Rainer auch weiter in sein seltenes Cabriolet investieren, als nächstes steht u.a. das Verdeck auf der to-do-Liste...
Mercedes-Fans Technische Daten; 1989er Mercedes-Benz 190
Antrieb: 2,3 Liter, 136 PS, Drei-Gang-Automatik, Hinterradantrieb
Fahrwerk: Einzelradaufhängung, Dreiecks-Querlenker / Dämpferbein, Schraubenfedern, Drehstab-Stabilisator, Scheibenbremsen; Raumlenkerachse, Schraubenfedern, Drehstab-Stabilisator, Scheibenbremsen
Räder: 15 mit First Stop Speed Reifen
Sonstiges: Umbau zum Cabrio durch AKH und Caro, elektrohydraulisches Verdeck, Becker Europa 2000 Radio.
1 Kommentar
Martin Baumann
3. Dezember 2014 23:31 (vor über 9 Jahren)
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