Pullman: Der Name gilt als Inbegriff von Komfort und Luxus. Eigentlich von dem gleichnamigen amerikanischen Unternehmer (George Mortimer Pullman) als Bezeichnung für die von ihm produzierten Luxus-Eisenbahnwagons verwendet, fertigen auch Benz & Cie. sowie die Daimler-Motoren-Gesellschaft sogenannte Pullman-Limousinen. Nachdem die beiden Unternehmen zur Daimler-Benz AG fusionieren, führt die Marke Mercedes-Benz diese Tradition weiter. Jedoch unterscheiden sich die Pullman-Limousinen dieser Epoche von den heutigen Staats- und Repräsentationswagen.
Pullman steht für höchsten Reisekomfort - und schreiben Sie Pullman bitte nicht mit zwei "n"!
Ursprünglich bezeichnet der Name Pullman-Limousine eine besondere Karosserieform, nämlich einen geschlossen Reisewagen, dessen Passagierabteil durch eine Glasscheibe oder Schiebewand vom Chauffeur getrennt ist. Äußeres Kennzeichen ist gerade in den ersten Jahren allerdings nicht immer ein längerer Radstand, sondern das weit nach hinten gezogene Passagierabteil, das so genug Platz für den abgetrennten Raum hinter dem Chauffeur bietet.
Mercedes offeriert Pullman-Varianten für viele Modelle
Wie die legendären Pullman-Wagons der Eisenbahnen glänzen die Automobile mit einer reichhaltigen Komfortausstattung. Doch nicht nur die Spitzenmodelle von Mercedes-Benz werden als Pullman-Limousine hergestellt, sondern zum Beispiel auch der Typ 260 D (W 138) oder der Typ 230 (W 143), sein Pendant mit Benzinmotor.
Pullman-Limousinen von Benz & Cie., DMG und Mercedes-Benz
Seit Beginn der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts produziert Benz & Cie. zum Beispiel auf Basis des Benz 11/40 PS und des Benz 16/50 PS (auch mit Fremdkarosserie, beispielsweise von Karmann) Pulman-Limousinen. Die DMG bietet gleichzeitig werksseitig die Typen 15/70/100 PS und 24/100/140 PS (die späteren Mercedes-Benz Typen 400 und 630) als sechssitzige Pullman-Limousine und als Pullman-Cabriolet an. Nach der Fusion der beiden Unternehmen im Jahr 1926 gibt es Pullman-Limousinen neben den bestehenden Typen 400 und 630 auch vom 12/55 PS, der zum Typ Mannheim (W 10) weiterentwickelt wird, sowie vom Typ Nürburg (W 08), dem ersten Achtzylinder-Serien-Personenwagen von Mercedes-Benz.
Ob Taxi oder Staats-Karosse: Pullman-Limousinen von Mercedes sind begehrt
Es folgen der Große Mercedes Typ 770 (W 07, später W 150) sowie der Typ 290
(W 18) und sein Nachfolger 320 (W 142) aber eben auch die bodenständigen Typen 200 (W 21), 230 (W 143) und 260 D (W 138). Letzterer wird häufig als Taxi eingesetzt und ist als erster Diesel-Pkw der Welt ein besonderer Meilenstein. Eine Sonderstellung unter den Pullman-Limousinen der 1930er Jahre nehmen auch die Versionen des Typ Nürburg ein, die mit der Karosserie des Großen Mercedes Typ 770 aufgebaut werden. Eines dieser Fahrzeuge ist Grundlage für den Papstwagen, den Mercedes-Benz 1930 an den Vatikan ausliefert.
Individueller Karosseriebau und das Prädikat Pullman
Die traditionelle Bauweise der Personenwagen in dieser Epoche erlaubt eine große Vielzahl verschiedener Karosserieformen eines Typs. Denn der Hersteller produziert zunächst nur das Fahrgestell, das anschließend entweder im Werk selbst oder von einem unabhängigen Karosseriebauer mit einem Aufbau ganz nach Kundenwunsch versehen wird. Vor dem Zweiten Weltkrieg werden so auch die Pullman-Limousinen von Mercedes-Benz auf Fahrgestelle aufgebaut, die Basis für unterschiedlichste Karosserieformen wie klassische Limousinen, Coupés, Cabrios und Tourenwagen sind. Mit dem Wandel zur selbsttragenden Karosserie nach dem Krieg ändert und erweitert sich die Konzeption der Pullman-Limousine bei der Stuttgarter Marke jedoch hin zum luxuriösen Staats- und Repräsentationsfahrzeug mit verlängertem Radstand.
Pullman-Busse von Mercedes-Benz
Die Auszeichnung durch den Namen Pullman schmückt aber nicht nur Personenwagen. In der Mitte des 20. Jahrhunderts tragen zum Beispiel auch komfortable Omnibusse den Zusatz Pullman. Bei Mercedes-Benz betrifft das die innovativen Fahrzeugkonzepte mit Frontlenker-Technik: Die Modellbezeichnung LoP 3100 des Stromlinien-Busses, den Mercedes-Benz in den 1930er Jahren für die Deutsche Reichsbahn baut, ist ein Kürzel für Leichtstahlomnibus Pullman. Zu den Frontlenkermodellen dieser Epoche gehört ebenfalls der OP 3750, der von dem klassischen Haubenbus O 3750 abgeleitet wird.
Mercedes-Busse stehen für höchsten Reise-Komfort
Die Bezeichnung der Frontlenker-Busse als LoP und OP hält sich bis in die 1950er Jahre, als die bisher dominierenden Omnibusse in Haubenausführung verschwinden und damit die Notwendigkeit zur Unterscheidung in der Typenbezeichnung wegfällt. Auch die Frontlenker-Technik selbst verändert sich in dieser Zeit: Sind die Pullman-Busse von Mercedes-Benz noch mit einem neben dem Fahrer platzierten Motor ausgerüstet, präsentiert die Marke 1951 den O 6600 H mit Heckmotor und Frontlenker-Karosserie. Dieses technische Konzept bleibt für die kommenden Jahrzehnte gültig. Als letzte Pullman-Busse mit Frontmotor nimmt Mercedes-Benz im Jahr 1951 die Modelle OP 6600 und OP 3500 ins Programm. Auch wenn das P beim O 6600 H nicht mehr Bestandteil der Typenbezeichnung ist, wird das komfortable Busmodell weiterhin als Pullman-Omnibus geführt.
Nutzfahrzeuge mit Pullman-Prädikat
Bei den Lastwagen folgt das edle P als Zusatz in der Modellbezeichnung sehr viel später, bleibt dafür aber auch deutlich länger bestehen. Als ersten serienmäßigen Frontlenker stellt Mercedes-Benz 1955 den LP 315 vor. Auch der legendäre Tausendfüßler mit zwei gelenkten Vorderachsen ist ein Pullman-Lkw, wie die Typenbezeichnung verrät: Mercedes-Benz baut diesen LP 333 von 1958 an. Erst als 1973 die neue Generation der Frontlenker-Lastwagen auf den Markt kommt, verschwindet das Kürzel LP aus den Modellbezeichnungen für Lastwagen in Frontlenker-Ausführung, da sich diese nun endgültig gegenüber den Hauben-Lastwagen durchgesetzt haben.
Tun Sie uns bitte einen Gefallen, schreiben Sie Pullman also nie mit zwei "n"! Wir haben das bei unseren Suchworten ("tags") zu diesem Artikel ausnahmsweise mal gemacht. Dreimal dürfen Sie raten, warum?
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