Rallye El Chott: Mercedes-Oldtimer in die Wüste geschickt

Von Tunis nach Tunis: Die etwas andere Oldtimer-Story. Mit drei Mercedes Klassikern auf die Sahara Rallye

Rallye El Chott: Mercedes-Oldtimer in die Wüste geschickt : Von Tunis nach Tunis: Die etwas andere Oldtimer-Story. Mit drei Mercedes Klassikern auf die Sahara Rallye
Erstellt am 21. November 2011

Im Wettbewerb mit klassischen Autos gegen neue Fahrzeuge antreten ist eigentlich Nonsens, aber mangels einer Wüstenveranstaltung für klassische Rallyefahrzeuge wagten Jörg Sand und seine Kollegen diesen Versuch. Der Mercedes-Fans-Autor berichtet von seinen Expeditionen ins Wüstenreich.

Aus der enthusiastischen Idee wurde ein reiner Wüsten(alb)traum, der eine Weisheit in die Köpfe aller Beteiligten einbrannte: Wenn man mit 30 Jahre alten Autos an einem harten Wettbewerb teilnehmen will sollte man entweder viel Zeit oder viele Ersatzteile dabei haben.

Trio Infernal für die Wüste: Mercedes 450 SLC 5.6, Mercedes 280 GE und Unimog 1300L

Vorweg gesagt, wir hatten beides nicht. Am Start gegen etablierte neuzeitliche Wettbewerbsfahrzeuge waren ein Mercedes 450 SLC 5.6 (Safari Replika 1979), ein Mercedes 280 GE (Dakar Replika 1983) und ein Unimog 1300L (Dakar Replika 1985).

Leidvolle Erfahrungen

Der silberne SLC stach natürlich in dem 20 Fahrzeugen starken Starterfeld der Rallye „El Chott“ besonders hervor. Und das nicht nur wegen seiner Farbe! War der Mercedes-Oldtimer doch das einzige zweiradgetriebene Fahrzeug im Starterfeld. Den 18 Kilometer langen Rallye-Prolog hätten Uwe Ziegler und Uta Baier mit dem 300 PS starken SLC locker gewonnen, wäre da nicht ein blöder Reifenschaden bei einem eigentlich überflüssigen Überholmanöver gewesen.

Der 280 GE mit Jörg Sand und Thomas Ettrichätz war respektabeler Zweiter im Prolog mit nur sieben Sekunden Rückstand auf den Führenden. Der Unimog mit Daniel Wiesel, Juliane Kahlo und Steffen Kallenberg belegte bei den LKW den vierten Platz.

Die drei Mercedes Oldtimer erfreuten sich großer Sympathie unter den Rallye-Teilnehmern, war ihr Auftritt doch immer eine große Schau. Der SLC pflügte spektakulär stets quer durchs Gelände, der 280GE betörte mit seinem Wahnsinns Sound und der Unimog zog seine Bahnen in den Dünen gerade wie mit dem Lineal gezogen.

Schäden an den Mercedes-Oldtimern

Der SLC hatte bei der El Chott seinen ersten großen Auftritt. Uwe Ziegler hat einen 300 PS starken 5,6 Liter M 117 Motor in einen 350 SLC mit manuellem Viergang Schaltgetriebe verpflanzt. Die Schwungscheibe an den M 117 angepasst und eine stärkere Kupplung verbaut. Dazu ein kurzes sperrbares Hinterachsdifferenzial, so wie eine „Fly Off“ Handbremse. Das Auto ging so gute 200 km/h, schoss aber von unten heraus wie eine Rakete.

Die vierzehntägige Rallye erwies sich auf Dauer als wenig geeignet für unsere Klassiker, zu viele nicht wirklich fahrbare kurze Dünen, immer wieder folgten stumpfen Aufschläge, die Schäden an den Fahrzeugen verursachten. Den Unimog tangierten solche Lapalien natürlich nicht, lediglich die Stoßdämpfer litten ein wenig.

Mangels Ersatzteilen kam das Aus für den G

Das Fahrwerk den 280 GE funktionierte hingegen perfekt. Der 30 Jahre alte G gewann sogar eine Etappe auf der schweren Rallye. Damit hat der G sein Soll mehr als erfüllt. Leider gab später ein Lager des Hinterachsdifferenzials den Geist auf und verdarb damit alle Siegesfantasien. Trotz beherzter Reparaturversuchte gelang es nicht, den alten G wieder fahrtüchtig zu machen. Die Wüste forderte ihren Tribut. Mangels Ersatzteilen war eine Reparatur vor Ort nicht möglich.

Der Unimog fühlte sich heimisch

Auch der SLC wurde in Mitleidenschaft gezogen, eine gebrochene Antriebswelle bedeutete das Aus. Die Welle lies sich zwar vor Ort schweißen, aber die notdürftige Reparatur war dann nur noch für Überführungsetappen gut. Lediglich der Unimog zog bis zum Schluss unbeirrt seinen Weg durch die Dünen.

19 Bilder Fotostrecke | Rallye El Chott: Mercedes-Oldtimer in die Wüste geschickt : Mit drei Mercedes Klassikern auf die Sahara Rallye #01 #02 Als Trostpflaster kann die Tatsache angesehen werden, dass auch das Feld der neuen Fahrzeuge so stark dezimiert wurde, dass nur ein Drittel der Teilnehmer wirklich das Ziel erreichte.



Text & Fotos: Jörg Sand





Die Karte lässt sich durch Anklicken vergrößern!

3 Kommentare

  • der_Vahrende

    Der_Vahrende

    Aha...das hilft doch jetzt echt weiter! Danke! So kann ich jetzt auch nachvollziehen, wo sich die Wege der Rallye mit meiner letzten Tunesien-Tour gekreuzt haben :-) U.a. war ich in Kairoan, Sfax, Tozeur, Douz, Kebilli und bin ja auch auf dem Salzsee unterwegs gewesen. PS: Wir sehen uns Sonntag in Essen!
  • Mercedes-Fans.de

    Mercedes-Fans.de

    Hallo Peter, du hast recht!! Die Rallye startete in Tunis und führte über einen ausgedehnten Rundkurs auch wieder dorthin zurück. Um die Streckenführung verfolgen zu können, haben wir eine Karte eingefügt. Da hätten wir auch früher drauf kommen können. Besten Dank!
  • der_Vahrende

    Der_Vahrende

    Sahara Rallye „El Chott“ : Leider kann ich dem gesamten Beitrag nirgendswo lesen, WO denn nun die Rallye genau stattfand. Die Sahara ist groß, liegt in mehreren Ländern.

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