Wieder eine Rekordversteigerung und wieder ein Mercedes. Nachdem das Uhlenhaut-Coupé im Jahre 2022 als teuerstes Auto aller Zeiten für 135 Millionen Euro versteigert wurde, gab es bei einem Exklusiv-Event nunmehr den nächsten Rekord. RM Sotheby’s machte den Stromlinienwagen von 1954 zum teuersten Rennwagen aller Zeiten: für über 51 Millionen Euro.
Das Indianapolis Motor Speedway Museum braucht Geld, um sich zu erneuern und die 180 spektakulären Fahrzeuge der Sammlung wieder auf Vordermann zu bringen. Dafür trennen sich die Amerikaner unter anderem von einem ihrer teuersten Exponate: dem Mercedes W 196 R von 1954, der unter anderem den Großen Preis von Argentinien gewinnen konnte. RM Sotheby’s versteigerte einen der spektakulärsten historischen Rennwagen nicht bei den großen Events von Paris, Pebble Beach oder Dubai, sondern an einem ganz besonderen Ort. Bei einer ungewöhnlichen Einzelauktion erzielte der Stromlinienrenner, einst pilotiert von Juan Manuel Fangio und Stirling Moss 51.155.000 Euro – und wurde zum teuersten Rennwagen aller Zeiten.
„Dieses Auto mit der Fahrgestellnummer 00009/54 ist absolut einzigartig und daher war eine normale Veranstaltung dafür nicht der richtige Platz“, erläutert Peter Haynes vom Versteigerungshaus RM Sotheby‘s in London, „auch wenn das Indianapolis Motor Speedway Museum das Fahrzeug versteigert, ist es untrennbar mit Mercedes verbunden und daher ist das Museum hier genau der rechte Platz für diese Einzelauktion.“
Zumindest ein Bieter war in dem großen Saal des Mercedes Museums selbst im Raum – alle anderen ließen über RM-Agenten am Telefon bieten; zumeist nach wochenlangen Absprachen. Auf dem roten Teppich: der silberne Mercedes W 196 R Stromlinie mit der Nummer 16. Neben dem Hauptdarsteller am Pult: Auktionator Sholto Gilbertson. Er schlug nach 14 Minuten zu: „Verkauft – für 46,5 Millionen Euro.“ Zusammen mit der zehnprozentigen Auktionsgebühr nebst Steuer: 51.155.000 Euro.
Normalerweise werden bei einer Versteigerung eine Vielzahl von Gegenständen angeboten. Die Bieter müssen sich vorher anmelden, um eine offizielle Bieterkarte zu bekommen, die sie bei Gebotsabgabe in die Höhe recken können. Diese ist mit einer entsprechenden Nummer versehen, die nach der Erteilung des Zuschlags vom Versteigerer notiert wird. Diesmal setzte sich die Bieternummer 6128 durch. Wer dahinter steht, bleibt strengstens geheim. Die Aktion selbst war nüchtern und über Etappen wie 20, 30, 35, 40 bis hin zu jenen 46,5 Millionen Euro machte früh klar, dass der Rekordverkauf des Uhlenhaut Coupés im Frühjahr 2022 nicht in Gefahr geraten würde. „Das ist keine Überraschung, denn ein Grand-Prix-Rennwagen ist doch spezieller und erlöst nicht derart viel wie ein Straßenauto“, erläutert Peter Haynes.
Viel Vorbereitung für das Versteigerungsunternehmen, jedoch nicht allzu viel Arbeit für den Auktionator wie in diesem Fall Sholto Gilbertson, denn nur eine Handvoll vorher peinlichst genau ausgesuchter Interessenten und fast alle am Telefon. „Es gibt weltweit nur einen sehr kleinen Kreis von Interessenten für ein solch spektakuläres Auto mit einem entsprechenden Wert; erläutert Peter Haynes, „unsere Experten haben die Interessenten in den vergangenen Monaten angesprochen und ihnen das Fahrzeug vorgestellt. Die potenziellen Bieter bleiben normalerweise geheim. Auch Mercedes als das Indianapolis Motor Speedway Museum wissen nicht, wer hier letztlich an der Versteigerung beteiligt ist und bietet.“
So war es für den großen Star auch ohne große Bühne ein stattlicher Millionenerfolg und es gab zufriedene Gesichter; auch wenn sich der ein oder andere wohl 60 Millionen oder mehr für den Sieger des Großen Preises von Argentinien im Jahre 1955 hätte vorstellen können. Nach den 14 angespannten Auktionsminuten fiel der Druck von allen Beteiligten ab und Marcus Breitschwert, Leiter von Mercedes Classic, ist ebenso zufrieden wie die kleine Armee der RM-Sotheby’s-Nebendarstellern, dass sich die monatelangen Vorarbeiten gelohnt haben und die Einzelversteigerung im Museum letztlich die rechte Wahl war.
Der bisher unbekannte Höchstbietende kann sich freuen, einen Rennwagen wie keinen anderen in seiner Sammlung zu besitzen. Der W 196 R ist der einzige seiner Art in Privatbesitz. Vorher wurde der Monoposto umfangreich analysiert, damit der neue Eigentümer des millionenschweren Klassikers keine böse Überraschung erlebt. Der Verkäufer - anders als beim Uhlenhaut Coupé – das Indianapolis Motor Speedway Museum, das den offenen Sportler im Jahre 1965 von Mercedes geschenkt bekommen hatte. Seither stand das Schmuckstück sechs Jahrzehnte in der sehenswerten Sammlung in der Nähe des Indianapolis Racetracks und bald in der Privatsammlung von Mister X – wo auch immer das sein mag.
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