In den 1980er Jahren präsentiert Mercedes-Benz mit der Baureihe W201 einen kleinen Mercedes unterhalb der mittleren Baureihe. Neben den Basismodellen und -Motorisierungen wird die biedere viertürige Limousine auch zum Sportwagen.
Bereits ein Jahr nach der Premiere debütiert der 190E 2.3-16 mit 185 PS, der in 7,5 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt und eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h aufweist. Es folgende Einsätze der sportlichen Modelle im Motorsport – zunächst bei privaten Rennteams in der französischen Produktionswagen-Meisterschaft. Der 190 E 2.3-16 brilliert 1984 beim Eröffnungsrennen des neuen Nürburgrings, das der noch weitgehend unbekannte Brasilianer Ayrton Senna gewinnt.
1988 steigt Mercedes-Benz dann mit dem aus der Serienversion entwickelten Rennsport-Tourenwagen in die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) ein und muss ein Homologations-Modell auf den Markt bringen. Auf der Basis der Straßenversion des „Sechzehnventilers“ entsteht der Typ 190 E 2.5-16 Evolution, von dem mindestens 500 Exemplaren gebaut werden, um die Anforderungen der FIA (Fédération Internationale de l’Automobile) an die Homologation von Fahrzeugen der Gruppe A für die DTM zu erfüllen.
Die Karosserie des später Evo I genannten Modells erfährt tiefgreifende Änderungen. So erfordern die von der SL Baureihe R 129 übernommenen Räder 8 J x 16 ET 34 mit der deutlich größeren Bereifung 225/55 R 16 ZR weiter ausgeschnittene und ausgestellte Radhäuser. Anlass für diese Rad-Reifen-Kombination ist die Unterbringung größerer Bremsscheiben, die ebenfalls aus dem R 129 stammen. Um die Abtriebswerte an Vorder- und Hinterachse zu optimieren, ermöglicht das Evolution-Modell auch die Möglichkeiten, einstellbare Bug- und Heckspoiler anzubringen.
Größere Umbauarbeiten erfordert der Motor, um eine für den Rennmotor standfeste Drehzahl von 10.000/min zu erreichen. Laut Werksstatistik werden vom 190 E 2.5-16 Evolution insgesamt 502 Fahrzeuge gebaut.
Der Evolution - ein echter Renner im Motorsport
Während bei den ersten Rennen der Saison 1989 noch 190 E 2.3-16 eingesetzt werden (Hockenheim, 1. Lauf: 1. Klaus Ludwig; Mainz-Finthen, 2. Lauf: 1. Kurt Thiim), kommt sukzessive der 190 E 2.5-16 Evolution zum Einsatz und setzt die Siegesserie fort (Mainz-Finthen, 1. Lauf: 1. Roland Asch; Norisring, 1. Lauf: 1. Kurt Thiim; Diepholz, beide Läufe: 1. Klaus Ludwig; Nürburgring, beide Läufe: 1. Klaus Ludwig). Von den acht Mercedes-Benz Siegen bei der DTM 1989 entfallen sechs auf den „Evolution“. In der Saison des Jahres 1990 erzielt der 190 E 2.5-16 Evolution folgende Erfolge: Zolder, 1. und 2. Lauf: 1. Kurt Thiim; Hockenheim, 1. Lauf: 1. Klaus Ludwig; Nürburgring, 2. Lauf: 1. Frank Biela.
Doch die Ansprüche steigen und ein noch stärkerer „Evo“ muss her. Er kommt in Form des 190 E 2.5-16 Evolution II (235 PS) und erlebt seine Weltpremiere im März 1990 auf dem Genfer Automobilsalon. Äußerlich ist die Variante, ebenfalls mit einer Auflage von 502 Exemplaren produziert, an noch einmal größeren Rad-Reifen-Kombinationen (8¼ J x 17 ET 34 mit 245/45 R 17 ZR) und deutlich weiter ausgestellten Kotflügeln sowie ausladenderen Front‑ und Heckspoilern mit entsprechenden Einstellmöglichkeiten zu erkennen.
EVO1 = IGEL Leistung für den Heilpädagogen
Der hier gezeigte Mercedes-Benz 190 ist eines dieser 502 Homologationsmodelle aus dem Jahre 1989. Der „Evo 1“ gehört dem Mercedes-Fan Detlef „Johnny“ Weißmüller aus Datteln im Kreis Recklinghausen. Der 60-jährige Heilpädagoge hat schon viele Mercedes-Modelle in seinem Autoleben besessen und gefahren, darunter eine Heckflosse Universal oder 123er 300 D T-Modell 7 Sitzer. „Vor 10 Jahren bin ich eher durch Zufall Mitglied im W201 16V Club geworden und mein Kindheitstraum, die Straßenversion eines Rennwagens sollte Wirklichkeit werden“, erinnert sich Detlef. „Ich fuhr mit Clubmitgliedern zum Hockenheimring, über die Nordschleife und den Grand-Prix Kurs. Auch die Avus besuchten wir.
Zurück in den Urzustand
Im Herbst 2014 holte Detlef mit seinen Sohn Christian eben jenem 2.5-16 Evo1, den er durch das Internet in der Schweiz gefunden hat, ins Ruhrgebiet. Das „Schweizer Modell“ war „mit allerlei Zeitgenössischen Zubehör versehen und äußerlich gecleant mit „bösem Blick“ und Sport-Line Schildern versehen“, berichtet Detlef. Dazu waren Schalthebel, Bremshebel, Schaltkulisse in Carbon Optik. Es waren ein AMG-Lenkrad, weiße Blinker vorne und tiefschwarze Heckleuchten verbaut. Im Innenraum hatte der Vorbesitzer eine Gelhard-Power-Anlage mit 600W Verstärker und CD-Wechsler verbaut und alle vier Türpappen beschädigt. Schließlich rollte der seltenen 190er noch anstelle der Serienräder auf BBS-Felgen 8,5X18 ET 35.
In den ersten drei Monaten hat Detlef mit dem Rückbau des Zubehörs und der Ausstattung mit originalen Bauteilen begonnen, „die Rückrüstung hat bis jetzt ca. 5.000 € verschlungen“, berichtet Detlef, was sicherlich auch der Teillackierung im originalen Farbton lag.
Mittlerweile kann sich Detlef's Evo1 wieder sehen lassen und der Dattelner fährt zu diversen Veranstaltungen wie der Youngtimer Show in Herten oder zu SCHÖNE STERNE in Hattingen.
Text & Fotos: Thomas Frankenstein
29 Bilder Fotostrecke | Seltenes Homologationsmodell eines Baby-Benz: 1989 Mercedes-Benz 190E 2.5-16 Evolution
Technische Daten / Mercedes-Fans Facts
1989 Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 Evolution (W 201, E 25/2)
Antrieb: M 102, 4 / Reihe, 2463 ccm, 195 PS / 143 kW bei 6800 U/min (ohne Katalysator 204 PS / 150 kW bei 6750 U/min), 235 Nm (ohne Katalysator 240 Nm) bei 5000 - 5500 /min, Saugrohreinspritzung, mechanisch-elektronisch geregelt (Bosch KE-Jetronic), 5-Gang-Schaltgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung, Dreiecks-Querlenker / Federbein mit hydropneumat. Niveau-Regulierung, Schraubenfedern, hydropneumatische Federbeine, Drehstab-Stabilisator; hinten: Raumlenkerachse mit hydropneumatischer Niveau-Regulierung, Schraubenfedern, hydropneumatische Federbeine, Drehstab-Stabilisator
Bremsen: hydraulische Zweikreis-Bremsanlage mit Unterdruck-Bremskraftverstärker und Anti-Blockier-System; Scheibenbremsen vorn (innenbelüftet) und hinten, Bremsscheiben vorn / hinten: 300 / 278 mm
Räder: Leichtmetallfelgen, 8 J x 16 H 2 mit 225/50 ZR 16
Stückzahl: 502 von 02.bzw 03.1989 bis 05.1989
Preis (03.1989): DM 87.204,30 = 44.720 €
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