Staatskarosse: 1965 Mercedes-Benz 600 (W100)

Krönendes Exemlar einer Oldtimersammlung

Staatskarosse: 1965 Mercedes-Benz 600 (W100): Krönendes Exemlar einer Oldtimersammlung
Erstellt am 3. Juni 2014

Im September 1963 wird auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main der Mercedes-Benz 600 (W 100) präsentiert - ein Repräsentationsfahrzeug par excellence. Viele Politiker, der Pabst oder auch die britische Königin Elisabeth II. waren bei Deutschlandbesuchen stets standesgemäß im Mercedes-Benz 600 unterwegs. In der 18-jährigen Produktionszeit entstehen von 1963 bis 1981 lediglich 2.677 Exemplare - eines davon ist heute im Besitz von Dr. Jens Reichel aus Kaarst.

Der V8-Einspritzmotor, der aus 6,3 Liter Hubraum eine Höchstleistung von 250 PS mobilisiert, ermöglicht zusammen mit einem serienmäßigen Automatikgetriebe Fahrleistungen auf dem Niveau zeitgenössischer Sportwagen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei über 200 km/h, für die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h braucht der „Große Mercedes“ nur 10 Sekunden. Der Typ 600 ist das Spitzenmodell auf dem höchsten Stand der Technik und als Limousine, als Pullman-Limousine und als Pullman-Landaulet erhältlich.

Luxus - in Handarbeit gefertigt!

Bereits die Grundausstattung ist luxuriös: Luftfederung, Servolenkung, elektronische Heizungs- und Lüftungsanlage sowie hydraulisch verstellbare Sitze und Lehnen im gesamten Fahrzeug. So gut wie jeder Sonderwunsch der prominenten Kunschaft wird erfüllt: Ob Interieur mit einer oder mehreren Mini-Bars, Fernsehgerät oder einer insgesamt individuellen Farbgestaltung – im Typ 600 ist nahezu alles lieferbar.

Zu den Systemen, die für höchste Sicherheit und höchsten Komfort sorgen, gehören unter anderem die während der Fahrt verstellbaren Stoßdämpfer, ein Zweikreis-Bremssystem mit Luftdruckunterstützung, Scheibenbremsen an allen Rädern, Luftfederung, Servolenkung und Zentralverriegelung sowie eine elektronisch geregelte Heizungs- und Lüftungsanlage. Funktionen, die üblicherweise von Hand bedient werden, wie etwa die Türen oder der Kofferraumdeckel, lassen sich im W 100 über eine Komfort-Hydraulik steuern.

Den großen Erfolg des spektakulären Fahrzeugs demonstriert auch die lange Bauzeit: Im Juni 1981 verlässt der letzte „600er“ seine Produktionsstätte im Werk Sindelfingen. Der hier gezeigte Typ 600 ist eine viertürige Pullman-Limousine und gehört Dr. Jens Reichel aus Kaarst bei Neuss.

Eine echte Staatskarosse

Das Modell ist aus dem Jahre 1965 und krönt die Oldtimersammlung des Rheinländers, die noch einen SLC und eine Pagode umfasst. Der Maschinenbauingenieur hatte lange nach einem solchen Mercedes-Modell gesucht - u.a. auch im europäischen Ausland (Großbritannien, Dänemark & Österreich).

Doch dann handelte die Gattin des Kaarsters. Sie erwarb ohne das Wissen ihres Mannes einen 1965er Typ 600 und ließ diesen von ihrem freundlichen Händler per Anhänger quer durch die Republik vor die heimische Haustür transportieren. Die Überraschung war entsprechend.

Krönung der Mercedes Sammlung

Es folgten leiche Instandhaltungsarbeiten wie z.B. das Abdichten der Hydraulik, dann konnte es auf die ersten Ausfahrten zu Oldtimerveranstaltungen und Event wie SCHÖNE STERNE gehen, wo der der Typ 600 im letzten Jahr im Rahmen der Ausfahrt des M100 Jahrestreffens teilnahm.



Text: Thomas Frankenstein

Fotos: Frank Ebeling

Mercedes-Fans Facts

1965 Mercedes-Benz 600 (W100)



Antrieb: V8 (M100), 6332 ccm, 250 PS bei 4000 /min, 51 mkg bei 2800 /min, Saugrohreinspritzung, mechanisch geregelt; Bosch 8-Stempel-Einspritzpumpe; 4-Gang-Automatikgetriebe, Hinterradantrieb

Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung, Doppel-Querlenker, Luftkammer-Federbälge, Gummi-Zusatzfedern, hydraulische Teleskop-Stoßdämpfer, während der Fahrt verstellbar, Scheibenbremsen; Hinten: Eingelenk-Pendelachse mit Niveau-Regulierung, Luftkammer-Federbälge, Gummi-Zusatzfedern, hydraulische Teleskop-Stoßdämpfer, während der Fahrt verstellbar, Scheibenbremsen

Räder: Stahlblech-Scheibenräder 6 1/2 J x 15 H mit 9,00 H 15 Supersport (6 PR)

Sonstiges: Bauzeit: 1964 - 1981, 2.677 Exemplare.

Mit 18 Jahren Laufzeit zwischen 1963 und 1981 gehört der Typ 600, neben dem SL der Baureihe 107, zu den am längsten ununterbrochen gebauten Fahrzeugen von Mercedes-Benz. Die Produktionsaufteilung ergibt folgende Einheiten:
Produktionszahlen von August 1963 bis Mai 1981
Baumuster
Aufbau
Radstand
Gesamt- produk­tion
Linkslenker
Rechtslenker
100.012
Limousine
3200 mm
2190
1917
273
100.014
Pullman-Limousine
3900 mm
304
265
39
100.015
Landaulet
3900 mm
59
49
10
100.016
Pullman- Limousine 6 Türen
3900 mm
124
104
20
Summe
   
2677
2335
342
 
Davon Export gesamt
 
 
2088
 
 
Export USA
 
 
743
 
 
Export Kanada
 
 
37
 
 
Export Amerika Rest
 
 
20
 
 
Export Afrika
 
 
182
 
 
Export Europa
 
 
536
 
 
Export Asien
 
 
473
 
 
Export Australien, Ozeanien
 
 
91
 
 
Davon Sonderschutz-ausführungen
 
 
44
 
 
100.012
Limousine
 
26
 
 
100.014
Pullman-Limousine
 
17
 
 
100.016
Pullman-Limousine 6 Türen
 
1
 
 

Demnach sind die USA mit 743 Fahrzeugen der größte Abnehmer.
Es folgen Deutschland mit 589 Fahrzeugen, Frankreich mit 151 und Großbritannien mit 126 Fahrzeugen.
Preise 1964
Aufbau
 
100.012
Limousine
56.500 DM
100.014
Pullman-Limousine
63.500 DM
 
 
 
Preise 1971
 
 
100.012
Limousine
66.933 DM
100.914
Pullman-Limousine
74.924 DM
 
 
 
Preise 1971 (erste Preisliste mit Preisen der sechstürigen Pull­man-Limou­sine)
 
 
100.012
Limousine
76.978,50 DM
100.014
Pullman-Limousine
86.191,50 DM
100.016
Pullman-Limousine 6-türig
91.741,50 DM
 
 
 
Preise 1979 (letzte Mercedes-Benz Preisliste inklusive Typ 600)
 
 
100.012
Limousine
144.368 DM
100.014
Pullman-Limousine
165.760 DM
100.016
Pullman-Limousine 6-türig
175.728 DM

Eine Besonderheit stellt das 1965 in Sindelfingen gebaute zweitürige Coupé dar, das als Versuchsfahrzeug gedacht ist, um die Möglichkeiten eines von Anfang an mitgeplanten großen Coupés zu erkunden, als Nachfolger des 300 Sc (W 188 II). Dieses heute in Privathand sich befindende Coupé bleibt ein Einzelstück.

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