Im September 1979 präsentiert Daimler-Benz auf der IAA in Frankfurt eine neue Generation der S-Klasse. Die Modellpalette der Baureihe W 126 umfasst zunächst sieben Typen - zur Wahl stehen vier Motoren (vom 2,8-Liter-Sechszylinder mit Vergaser mit 156 PS bis zum 5,0-Liter-V8-Leichtmetallmotor mit Benzineinspritzung und 240 PS) sowie zwei Karosserievarianten. Für den Export in die USA wird auch von der Baureihe W 126 wieder eine Diesel-Ausführung produziert.
Der Typ 300 SD Turbodiesel bietet wie sein Vorgängermodell einen aufgeladenen 3,0-Liter-Fünfzylinder, dessen Leistung allerdings auf 121 PS erhöht wird. Die Konzeption des Fahrwerks entspricht im Wesentlichen den Vorgängermodellen. Auch die neuen S-Klasse Limousinen besitzen eine Schräglenker-Hinterachse sowie eine Doppelquerlenker-Vorderradaufhängung mit Lenkrollradius Null.
Die charakteristischen Design-Elemente der neuen S-Klasse präsentieren sich gewissermaßen unter der Gürtellinie. Erstmals hat ein Mercedes-Benz Pkw keine Stoßstangen im klassischen Sinn, sondern stattdessen großzügig dimensionierte, kunstoffummantelte Stoßfänger, die in Bug- und Heckschürze nahtlos integriert sind. Eine optische Verbindung zwischen Bug- und Heckschürze bilden breite seitliche Schutzleisten aus Kunststoff, die zwischen den Radausschnitten auf Höhe der Stoßfänger angeordnet sind.
Vier Jahre nach Präsentation des Energiekonzepts geschieht eine umfangreiche Modellpflege, so dass im September 1985, wiederum auf der IAA in Frankfurt, ein komplett überarbeitetes Typenprogramm der S-Klasse vorgestellt wird. Die Optik wird dezent überarbeitet, was primär die Stoßfänger und den Flankenschutz betrifft, aber auch die Räder, die von 14 auf 15 Zoll umgestellt werden. Das beinhaltet zugleich einen Sicherheitsaspekt, denn so lassen sich größere Bremsscheiben unterbringen.
Der 300 SD ist seinerzeit ausschließlich dem Export vorbehalten
Mit Einführung des neuen Typenprogramms wird auch das Diesel-Modell, das nach wie vor ausschließlich dem Export in die USA vorbehalten ist, durch eine geänderte Variante ersetzt. Der neue Typ 300 SDL präsentiert sich mit dem vergrößerten Raumangebot der verlängerten Version und hat einen völlig neu konstruierten Motor. Dieser basiert auf dem von der Mittelklasse-Baureihe W 124 bekannten 3,0-Liter-Sechszylinder, ist aber wiederum mit einem Turbolader ausgerüstet. Der Sechszylinder-Turbodiesel mobilisiert nun 150 PS 60 PS mehr als die Basisversion ohne Aufladung und fast 30 PS mehr als der Fünfzylindermotor des Vorgängermodells.
Unter der Haube: Fünfzylinder-Diesel!
Ab Juni 1989 wird eine neue Variante mit Dieselmotor produziert, die auch weiterhin nur für den Export nach USA lieferbar ist. Die Fertigung des bisherigen Typ 300 SDL ist bereits im September 1987 ausgelaufen. Der Typ 350 SDL hat einen neu entwickelten 3,5-Liter-Sechszylinder, der aus dem bewährten 3,0-Liter-Aggregat durch Aufbohren und Verlängerung des Hubs entwickelt wird. Der neue Turbodiesel ist mehr auf Drehmoment denn auf Leistung ausgelegt und mobilisiert mit Abgasrückführung und Oxidationskatalysator trotz des größeren Hubraums 14 PS weniger als sein Vorgänger. Mit 136 PS ist der Typ 350 SDL aber durchaus angemessen motorisiert, insbesondere unter Berücksichtigung des in USA allgemein geltenden Tempolimits; das maximale Drehmoment kann um fast 15 Prozent gesteigert werden und steht schon bei 2000 U/min zur Verfügung. Ab Juni 1990 ist dann neben dem Typ 350 SDL zusätzlich auch der Typ 350 SD mit normalem Radstand lieferbar.
Als Nachfolger der Baureihe W 126 werden im März 1991 auf dem Genfer Automobil-Salon acht Limousinen der Typenreihe W 140 vorgestellt. Obwohl die Serienfertigung der neuen Modelle bereits einen Monat später beginnt, wird auch die Produktion der Limousinen der Baureihe 126 für den Export noch einige Zeit aufrechterhalten. Die Fertigung der meisten Varianten endet zwischen August und Oktober 1991. Insgesamt verlassen innerhalb des zwölfjährigen Produktionszeitraums 818.036 Limousinen die Produktionshallen in Sindelfingen, davon 78.725 mit Dieselmotor.
Re-Import über die Niederlande
Der hiergezeigte Mercedes-Benz 300SD stammt aus der ersten Generation der Baureihe W126 und ist quasi ein Re-Import, denn die Limousine des Baujahres 1981 steht bzw. fährt mittlerweile in Düsseldorf. Sein Besitzer Dieter Krieger hat den Wagen seit April 2013 und quasi sich selbst zum Geburtstag geschenkt.
Ich hatte einen Audi A6, der leider sehr reparaturbedürftig war und deshalb ausgetauscht werden sollte. Nach einigem Überlegen kam mein Bruder Ralf auf die Idee, mir einen Oldtimer schmackhaft zu machen. Es sollte ein alter Diesel sein mit mindestens 30 Jahren wegen H-Nummer, erklärt Dieter. Die beiden gingen auf die Suche und entdeckten den Mercedes 300 SD. In Deutschland hatte ich mir 2 Fahrzeuge angesehen, die aber mehr Kernschrott waren und nicht zur Probe gefahren werden konnten.
Die Suche führte schließlich ins benachbarte Ausland genauer gesagt in die Niederlande. Wir hatten einen Mercedes in der Nähe von Amsterdam gefunden und sind hin gefahren, berichtet der Düsseldorfer. Die Probefahrt, TÜV und Preis waren okay. Also fuhren wir nach Amsterdam zum Flughafen, um alles für den Export fertig zu machen. Mit den Exportpapieren und neuen Autokennzeichen ging es Richtung Düsseldorf.
Taiga-Beige unter kalifornischer Sonne
Das Taiga-Beige-farbene Modell trägt zwar einige Spuren der kalifornischen Sonne ein leichter Sonnenbrand beim Lack und Teilen des Interieurs, doch damit präsentiert sich der 126er in einem originalen, erhaltenswerten Zustand. Diese Patina hat für Dieter, der als Kraftfahrer viel unterwegs ist, absolut wichtig.
Zu Hause angekommen stellten wir fest, dass einiges an diesen Wagen zu tun ist: Motor undicht einstellen und Reifen sind nicht zulässig. Im ersten Augenblick war es überschaubar und ich hatte eine Werkstatt im Blick, die ich von früher kannte Und so brachte der Düsseldorfer den 300 SD zu seinem Bekannten zur Reparatur. Doch der Schaden war größer als angenommen und die Reparatur war umfangreich. Insgesamt vergingen fast 8 Wochen bis zum TÜV.
Im August 2013 hatte der Mercedes endlich die TÜV- und Oldtimer Abnahme bestanden und ich konnte meinen Mercedes abholen. Die Fahrt nach Düsseldorf ging recht ordentlich und scheinbar wurden alle Mängel behoben, erklärt Dieter. Als der Mercedes-Oldtimer angemeldet war konnte Dieter die ein und andere Ausfahrt machen: Dabei musste ich leider feststellen, dass nicht alles am Motor und Getriebe repariert worden ist.
Bei der Nachfrage der reparierenden Werkstatt gab es nur als Antwort, dass sie nicht eine Fachwerkstatt für Mercedes sind - Ich war enttäuscht, viel Kohle los, nicht wirklich weiter gekommen. Ich wusste erst mal nicht weiter, der Wagen ging erstmal in die Garage und es wurde Zeit zu überlegen ob ich den Mercedes verkaufe, berichtet Dieter. Den Winter über blieb die S-Klasse in der Garage und Dieter drehte das Internet auf links auf der Suche nach anderen 300 SD-Experten.
Im März 2014 hatte mein Bruder die rettende Idee. Ein Bekannter von ihm aus Dortmund sollte sich dem Mercedes annehmen. Endlich jemand der sich mit dem Mercedes richtig auseinander gesetzt hat es wurden noch viele Mängel so am komplexen Unterdrucksystem gefunden und behoben, erzählt Dieter.
In guten Händen...
In penibler Kleinarbeit wurde desweiteren u.a. die Heizungsanlage wieder in Betrieb nehmen. Auch das Fahrwerk erhielt ein paar neue Kompenten wie Gasdruckdämfer so dass der W126er Komfort wieder gegeben ist. An dieser Stelle möchte ich mich beim Leif aus Dortmund recht herzlich bedanken, strahlt Dieter! Demnächst ist auch die Dieselspritzung dran, dann schnurrt der Fünfzylinder-Selbstzünder wie seinerzeit auf dem amerikanischen Kontinent. Im Alltag ist Dieter übrigens auf den Geschmack gekommen er fährt nun einen 190E der Baureihe W201...
Text & Fotos: Thomas Frankenstein
Mercedes-Fans Facts
1981 Mercedes-Benz 300 SD (W126)
Antrieb: 5/Reihe (OM 617), Viertakt-Diesel (mit Vorkammereinspritzung und Abgas-Turbolader), 2.998 ccm, 121 PS bei 4.350 U/min, 230 Nm bei 2.400U/min; 4-Gang-Automatikgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrwerk: Vorne Doppel-Querlenker-Vorderachse mit Drehstab-Stabilisator, Schraubenfedern, Gummi-Zusatzfedern, Drehstab-Stabilisator, hydraulische Teleskop-Stoßdämpfer, Bremsscheiben; Hinten: Diagonal-Pendelachse, auf Wunsch mit hydropneumatischer Niveau-Regulierung,
Schraubenfedern, Gummi-Zusatzfedern, Drehstab-Stabilisator, hydraulische Teleskop-Stoßdämpfer, Bremsscheiben
Räder: Leichtmetallfelgen Marke Fuchs Barock, 6 J 14 x H 2 mit 195/70 HR 14 90 H
Sonstiges: Exportmodell für Nordamerika, 78.725 Exemplare
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