Noch ein 300 SL? Wieder in Silber? Bitte nicht! So beginnt die Geschichte des Gullwings, der im Vereinigten Königreich bei Thornley Kelham restauriert wurde. Ist ein 300 Gullwing nichts Besonderes mehr?
Um eins vorweg zu nehmen: Ein 300 SL Flügeltürer ist Immer etwas Besonderes. Auch nach Jahrzehnten hat der Sportler mit Stern seine Faszination nicht verloren. Schmunzeln müssen wir manchmal dennoch. Besucht man die Techno Classica in Essen oder die Mille Miglia in Brescia wird einem das Gefühl vermittelt, dass heutzutage mehr Flügeltürer existieren als damals gebaut wurden. Das könnte in der Theorie sogar der Fall sein, denn es gab eine Zeit, in der die begehrten Klassiker mit Stern nachgebaut wurden. Die Daimler AG ging dann rigoros gegen Fahrzeug-Nachbauten vor und ließ GFK-SL-Modelle im Mercedes-Benz Gebrauchtteile Center vernichten. Die Karosserieform des legendären Flügeltürers ist zugunsten der Daimler AG geschützt. Wer Nachbauten des Fahrzeugs herstellt, anbietet oder verkauft, verletzt die Rechte des Unternehmens. In der Praxis dürften also kaum Nachbauten existieren. Hoffen wir es mal...
Bitte umlackieren: Nicht noch ein 300 SL in Silber!
Der 300 SL, der bei Thornley Kelham restauriert wurde, ist echt! Der Oldtimer-Spezialist Thornley Kelham aus Cirencester hat dem 300 SL nun zu altem Glanz verholfen. Die Anweisung des Besitzers an das Team von Thornley Kelham war einfach: Er sollte perfekt, zeitgemäß aber vor allem nicht Silber sein...
Dieser spezielle Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer aus dem Jahr 1957 war in seinen Anfängen in Frankreich unterwegs und kam dann 1981 nach Großbritannien. Seine frühe Geschichte ist nicht allzu gut dokumentiert, allein eine im Jahr 1971 durchgeführte Inspektion ergab, dass er sich damals "in perfektem Zustand" befand.
Ist dieses 300 SL-Coupé ein seltener Roadster-Hybrid?
Als der silberne Wagen dann im Restaurations-Zustand in das Thornley Kelham-Headquarter eingeliefert wurde, fielen sofort die verbauten Roadster-Scheinwerfer und -Rückleuchten auf, mit denen das Coupé ausgestattet war. Im Jahr 1957 konzentrierte sich Mercedes vor allem auf den Bau von Roadstern, und es bestand der Verdacht, dass es sich bei diesem Auto um einen speziellen "Hybrid" handeln könnte. Eine gründliche Inspektion des Wagens enthüllte jedoch eine eher gewöhnliche Wahrheit: Unfallbeschädigungen an Front und Heck hatten dazu geführt, dass der Wagen mit Roadster-Teilen wieder aufgebaut wurde.
Glücklicherweise befand sich das Chassis in gutem Zustand, aber die Mechanik des Flügeltürers, einschließlich seines 3,0-Liter-Reihensechszylinder-Motors, musste erneuert werden. Das hauseigene Motorenbauteam von Thornley Kelham machte sich ran, den Antriebsstrang des Gullwing zu reinigen, von Grund auf neu zu konstruieren und Teile davon auszutauschen. Das sollte sicherstellen, dass er auch in den kommenden Jahren zuverlässig und mit optimaler Leistung läuft.
Komplizierte Ersatzteilbeschaffung für den 300 SL
Weil Silber beim 300 SL sehr häufig zu sehen ist und sich der Besitzer mit der Farbe nicht so recht anfreunden konnte, entschied er sich für einen anderen, auffälligeren Farbton: Horizontblau. Dazu wurde das Interieur mit einer blaukarierten Nichtleder-Option veredelt. Im Laufe der Restaurierung wurde das Team von Thornley Kelham damit beauftragt, eine große Anzahl von Originalteilen für den 300 SL zu beschaffen, darunter Teile wie die Innenraumbeleuchtung. Insgesamt war allein der Kauf von Ersatzteilen eine sechsstellige Summe. Zwei Teile, die nicht benötigt wurden, waren die Stoßstangen - der Kunde wollte darauf verzichten und zog die Optik eines Flügeltürers ohne Stoßstangen vor. Somit wurde aus dem silbernen 300 SL ein horizontblauer Traum im eleganten Racing-Look.
Der 300 SL erstrahlt in schickem Horizontblau
Für viele Mercedes-Fans und -Liebhaber ist der 300 SL Flügeltürer das schönste jemals gebaute Fahrzeug. Von August 1954 bis Mai 1957 entstehen in Sindelfingen 1400 Exemplare des Mercedes-Benz 300 SL. Davon haben 29 Stück einen Leichtmetall-Aufbau, und ein Versuchsfahrzeug trägt sogar eine Kunststoff-Karosserie. Im Jahr 1955 baut das Unternehmen außerdem zwei Coupés des Rennsportwagens Mercedes-Benz 300 SLR (W 196 R).
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