1945, zu Ende des zweiten Weltkriegs, sah der amerikanische Morgenthau-Plan vor, Deutschland auf das Niveau eines simplen Agrarstaats zurückzupflügen. Folgerichtig stand damals, als die Entwicklung des Unimog begann, der Begriff des unverwüstlichen Arbeitstiers in seinem Lastenheft.
Er sollte also ein Fahrzeug werden, das den Vorstellungen seiner Zeit entsprach.
Ein allradgetriebener, überall einsetzbarer Klein-LKW als Geräteträger passte in dieses Konzept. So wurde zum Beispiel die Spurweite des Erstmodells auf 1270 mm festgelegt, weil das der Breite von zwei Kartoffelreihen entsprach, zwei Anschlusswellen mit jeweils 22 PS für Aggregate konnten ergänzt werden, und ein Allradantrieb mit getrennt schaltbaren Achsen war selbstverständlich.
Erste Testfahrt für den Prototyp am 9. Oktober 1946
Sein Entwickler Albert Friedrich, aus einem elterlichen Landwirtschaftsbetrieb stammend, kam über BMW und Horch 1933 zu Daimler-Benz, wo er die Flugmotorenfertigung und den Bau von Düsentriebwerken leitete. Nach dem Zweiten Weltkrieg musste er entnazifizierungsbedingt Daimler-Benz verlassen. Er gründete eine Entwicklungsgesellschaft und konstruierte dort ein Universal-Motor-Gerät, abgekürzt den Unimog. Bereits im November 1945 erhielt er die Lizenz zum Bau von 10 Versuchsfahrzeugen. Gefertigt wurde zunächst bei der Firma Erhard und Söhne und von 1949 bis 1950 bei Gebr. Boehringer in Göppingen. Dort wurden 600 Fahrzeuge des Unimog 70200 mit stilisiertem Ochsenkopf als Markenzeichen gebaut.
Unimog mit Mercedes-Stern in der Front. Oder doch nicht?
Eine zu geringe Kapitaldecke führte zum Verkauf der Produktionssparte an den bisherigen Motorenlieferanten Daimler-Benz. Der neue Besitzer übernahm die kompletten Produktionseinrichtungen samt Personal und ab 1951 wurde der Unimog in Gaggenau zunächst als Baureihe 2010 hergestellt.
1953 wurde er durch den Unimog 401 abgelöst. Er hatte wie sein Vorgänger einen offenen Fahrerplatz mit Wetterverdeck und eine umklappbare Windschutzscheibe. Nicht nur die Typenbezeichnung erhielt eine neue Form, sondern er wurde gleichzeitig der erste Unimog mit Mercedes-Stern in der Front.
1954 ging der Mog an die französische Armee
Jedoch gab es von diesem neuen Erscheinungsbild auch Ausnahmen. Eine
davon ist unser heutiger Hauptdarsteller. 1954 wurde er an die französische Armee ausgeliefert. Dort hatte man offenbar Vorbehalte gegen einen Stern als Markenzeichen. Vielleicht, weil er ein Militärfahrzeug war, das nicht aus Frankreich stammte. Was heißt da schon Solidarität innerhalb der NATO? Aber immerhin wurde seine Farbe Nato-Oliv. So hat ihn sein Besitzer Andreas Deilmann 2000 für 20.000 DM gekauft.
Seine Militärkarriere hatte der Unimog allerdings schon 1950 bei der Schweizer Armee begonnen. Wieder einmal ein Dienstgrad ohne Stern. In der Schweiz war man offenbar schon frühzeitig auf die Allround- Qualitäten des Böhringer-Modells 70200 aufmerksam geworden. Da sage noch jemand, die Schwyzer seien langsam.
Der Unimog 401 wird jährlich gefahren
Der Universale passte bei Andreas zunächst als bärenstarker Mitarbeiter
in seinen Gartenbaubetrieb. Nach sechs Jahren ging es dann langsam auf den Ruhestand zu. Obwohl er wenig Rost hatte, erhielt er zunächst eine dreifache Grundierung. Schließlich sollte er seinen alten Tagen standhaft entgegensehen. Die Restaurierung dauerte bis 2012. Überall dort, wo keine Arbeiten notwendig waren, behielt er seine Patina. Während der gesamten Restaurationszeit war er nie abgemeldet. Alte Knochen wollen eben dauernd bewegt sein, da waren er, sein Besitzer Andreas und dessen Söhne, die ihn bei der Restaurierung tatkräftig unterstützten, sich einig. Eine besondere Ehre wurde dem Langzeitpatienten dann noch zuteil. Er wurde zum Geburtstagsgeschenk für Andreas´ Frau und Chefin des Gartenbauunternehmens ausersehen, als diese 50 Jahre alt wurde.
Heute wird der Veteran vornehmlich zu Veranstaltungen bewegt und erregt dort, wenn auch ohne Mercedes-Stern, immer wieder Aufsehen. Er bringt es dabei im Durchschnitt auf jährlich 3000 km. Auf dem Tacho hat er inzwischen "schon" 22500 km. Welcher Youngtimer kann bei der Zahl schon mitbieten?
Für den fortschrittlichen landwirtschaftlichen Betrieb
Doch zurück in die Vergangenheit, wo es seinerzeit im Mercedes-Benz Verkaufsprospekt hieß: “Der 25-PS Unimog bewältigt alle Arbeiten während des ganzen Jahres vom schweren Pflügen über Bestellung bis zur Ernte und steht im Mittelpunkt der Mechanisierung des fortschrittlichen landwirtschaftlichen Betriebes.“ Und heute, wo die Einsatzgebiete des Mog weit über die Landwirtschaft hinausgehen, heißt es in seiner Werbung: “Fortschritt und Sicherheit, Perfektion und Verantwortung, Leistung und Innovation, das sind die Werte, die Unimog- Kunden zu Recht mit Mercedes-Benz verbinden.“ Schon bei seiner Entwicklung und seinem ersten Auftreten, wenn auch damals noch ohne Stern, hätte das das Motto seines Arbeitslebens sein können. Andreas wird das, auch für seinen Veteranen, voll bestätigen.
Der Technikkasten zum Unimog 401
Fahrzeugtyp: Unimog 401
Baujahr: 1954
Motor: OM 636
Getriebe: Mechanisches Klauengetriebe, 6 Vorwärts-, 2 Rückwärtsgänge, Vorgelege
Bremsen: Hydraulisch, Druckluft für Hänger
Reifen: 6,5X20
Fahrwerk: Starre Portalachsen vorn und hinten, hydraulische Schwinghebeldämpfer
Karosserie: Offen mit Wetterverdeck und klappbarer Windschutzscheibe
Nutzlast: 1 t
Gesamtgewicht: 3,15t
Innenraum: Serie
2 Kommentare
Mercedes-Fans.de
21. Februar 2020 14:47 (vor über 4 Jahren)
Egide aus belgien
20. Februar 2020 15:51 (vor über 4 Jahren)
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