Man denkt nicht unbedingt gleich an die Marke Mercedes-Benz bei dem Spruch Win on Sunday, sell on Monday, doch genau das passierte im Falle des Mercedes-Benz Flügeltürers 300 SL gut vielleicht nicht am Montag drauf aber die Rennerfolge trugen ihre Früchte definitiv im Verkauf des Mercedes-Coupés.
Das Rennen jedenfalls war die legendäre La Carrera Panamericana, das 2.000 Meilen Straßenrennen quer durch Mexiko im Jahre 1952. bei dem 53 der 92 Teilnehmer nicht im Ziel ankamen. Innerhalb von einer Woche nach dem Sieg - die Mercedes-Benz erreichten auf den Plätzen 1 und 2 das Ziel und sie hätten auch den dritten gemacht, wenn nicht John Fitch disqualifiziert worden wäre hatten die Mercedes-Benz Leute rund 400 Bestellungen für den 300 SL vorliegen bei einem geschätzten Basispreis von 13.500 Dollar.
Motorsport-Erfolge motivierten Mercedes-Benz
Die Carrera Panamericana war das fünfte Rennen, an dem die 300 SL teilnahmen. Die Flügeltürers holten sich bereits Platz 2 bei der Mille Miglia, die ersten drei Plätze im Berner Sportwagenrennen sowie die ersten beiden in LeMans und schließlich 1-2-3-4 am Nürburgring. Eigentlich wollte Mercedes-Benz die 300 SL Fertigung vor dem Carrera Rennen einstellen, aber der Amerikaner Max Hofmann, der Importeur in den USA war, plädierte für ein Serienmodell. Den Gerüchten zufolge wurde die Forderung erfüllt, als Hoffman eine Bestellung von 1.000 Fahrzeugen abgab. Mercedes-Benz war motiviert und präsentierte den Mercedes-Benz 300SL auf der New York Auto Show am 6. Februar 1954.
Das war zugleich die erste Premiere eines Mercedes außerhalb von Deutschland, was ebenfalls ein klares Statement war: Die USA waren der Zielmarkt für den 300SL. 125 der ersten 166 gebauten 300SL wurden 1954 über Hoffmans Händler in New York und Los Angeles verkauft. Ein Cadillac Eldorado kostete damals 5.738 Dollar, der neue 300 SL lag mit 6.940 gut 20 % darüber dennoch rannten die Reichen und Berühmten den Händlern die Showrooms ein und kauften sich den Flügeltürer.
Prominente Mercedes-Fans
Zu den Besitzern des ersten Modelljahres gehörten der Duke of Edinburgh, König Hussein von Jordanien, König Baudoin von Belgien, Ali Khan, der argentinische Diktator Juan Peron, König Constantin von Griechenland und Schauspieler wie Sophia Loren und Zsa Zsa Gabor obwohl die hohen Türeinstiege die Wahl der Damen in Sachen Bekleidung sicherlich einschränkte.
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In den Jahren 1954-'57 haben in Amerika und Europa viele Großindustrielle die Mehrzahl der 1.400 gebauten Flügeltürer gekauft und einige davon fuhren damit Rallyes und Rennen, während Mercedes-Benz selbst sich 1955 nach dem LeMans Desaster offizielle aus dem Motorsport zurückzog. Privat-Leuten gingen die Stuttgarter jedoch gerne zur Hand und so holte einige für die heutige Daimler AG zahlreiche Siege, wie John Fitch and Olivier Gendebien in ihrer Klasse bei der 1955er Mille Miglia, Gendebien bei der Liege-Rome-Liege, W.I. Tak siegte bei der Tulip Rally, Werner Engel bei der European Touring Car Championship, Armando Zampiero bei der Italian Sports Car Drivers Championship, und Paul OShea bei der SCCAs D Production Class in den USA. Auch 1956 ging das so weiter: Prinz Metternich wurde Sechster bei der Mille Miglia, Shock und Moll gewannen die Akropolis-Rally, Sestriere Rallye und die European Rally Championship. Schließlich wurde Stirling Moss Zweiter bei der Tour de France und Willy Mairesse gewann das Liege-Rome-Liege Rennen.
Der 300SL und seine Technik bleibt auch rund 60 Jahre später faszinierend. Neben dem Gitterrohrrahmen, den Flügeltüren sowie die mechanischen Bosch Einspritzanlage sowie der um 30 Grad gedrehte Motor, der nur so unter die Haube passte. Der Innenraum ist kompakt und luftig, das passende Gepäck war wie die Rudge Felgen mit Zentralverschluss eine der wenigen Optionen. Einen Nachteil hatten die 300 SLs aber: Aufgrund der aerodynamischen Bodenbleche wurde es im Innenraum bei sommerlichem Wetter auch wegen der enormen Motorhitze ziemlich warm, weshalb man heute auf den Boulevards der Welt schon mal einen Flügeltürer offen fahren sieht.
Komplett restaurierter Flügeltürer
Der hier gezeigte Mercedes-Benz 300 SL wurde 2007 von RM Auto Restoration komplett restauriert. Davor war der Flügeltürer von 1957 bis 2006 in der Hand eines Besitzers. Original war der Mercedes mal rot mit grünem Stoff-Interieur eine interessante Kombination, die da der kanadische Erstbesitzer aus Toronto seinerzeit orderte. Das ist sicherlich auch der Hauptgrund, warum bei der Restauration eine sagen wir mal klassischere Kombination in Sachen Farben ausgewählt wurde.
Bei der Resto wurde der Flügeltürer komplett auseinandergenommen, der Mercedes-Benz hatte kleine Rostprobleme aber keine Anzeichen von einem Unfallschaden. So musste die Restauratore lediglich die Bodenbleche und die Scheinwerfereinfassungen erneuern, dazu wurden alle Chromteile neu verchromt und das Interieur mit roten Leder versehen.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen, optisch und technisch kommt der 300 SL wie neu rüber, dabei hat der Mercedes-Benz schon 56.145 Meilen gezählt. Kein Wunder, dass der Mercedes-Benz Oldtimer auf der RM Auction in Monterey 2011 für die stolze Summe von 836.000 US-Dollar versteigert wurde.
Text: Thomas Frankenstein
Fotos: Darin Schnabel
Mercedes-Fans Facts
1957 Mercedes-Benz 300SL Coupe
Antrieb: SOHC-Reihensechszylinder, 2992 ccm, 215 PS, mechanische Bosch Benzineinspritzung; Viergang-Schaltgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung mit Doppel-Querlenker, Schraubenfedern, Drehstab-Stabilisator, hydraulische Teleskop-Stoßdämpfer, Trommelbremsen; Hinten Pendel-Schwingachse Schraubenfedern, hydraulische Teleskop-Stoßdämpfer, Trommelbremsen
Räder: 5 K x 15 Stahlfelgen mit 6,50-15 Supersport Reifen
Sonstiges: Komplettrestauration, versteigert für 836.000 Dollar
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