Erinnert ihr euch noch an die Mercedes Stupsnase? So der damalige „Kosename" des Mercedes Kleintransporters, der ab 1955 dem deutschen Gewerbe als Kastenwagen oder Pritschenwagen beim Wirtschaftswunder behilflich war. Es gab ihn aber nicht nur als Kastenwagen, Pritsche oder mit zahllosen Sonderaufbauten, sondern natürlich unter der Bezeichnung O319 auch als Bus. Dann fasste die Stupsnase 19 Mitreisende (manche Quellen sagen 17 bzw. 17+1) und war für Busunternehmen die ideale Wahl wenn ein VW-Bus zu klein und ein Setra zu groß war. Und so chauffierte der O319 in den sechziger Jahren Schüler zum Schwimmunterricht, Fußballmannschaften zu Auswärtsspielen, Pfadfinder ins Feriencamp und manchmal auch die ersten Urlauber-Reisegruppen nach Italien, Österreich, in die Schweiz oder auch ins schöne Oberbayern.
Hier präsentiert ihn heute Cargold-Chef Stefan Luftschitz auf seinem YouTube Kanal. Das machen der pfiffige Klassikhändler und sein Team in gewohnt bewährter und augenzwinkernder Manier. Wer als Mercedes-Fan dessen Cargold- Kanal bislang noch nicht kannte, der O319 -hier als O319 D in der Dieselversion, ist eine gute Gelegenheit, sich damit einmal zu befassen und sich das Video einmal anzuschauen.
Den Betrachter erwarten 25 Minuten gute Unterhaltung, zumindest wenn man sich ein bisschen für die Marke Mercedes-Benz und das Thema Nutzfahrzeuge interessiert. Luftschitz dreht am Lenkrad, drückt auf die Knöpfe, reißt an der Handschaltung und muss manchmal selber lachen, wenn die Beschleunigung von 25 auf 30 km/h bergan etwas schwerer fällt als es der moderne Automobillist vielleicht erwarten würde.
Neue harte Fakten und Erkenntnisse sammelt man als Betrachter leider nicht, aber das ist auch nicht der Anspruch. Dafür präsentieren Luftschitz und sein Team den rund 13.000 Mal produzierten Kleinbus aus dem Jahr 1965 auf wirklich sympathische Art und Weise, und man überlegt, wie das denn damals gewesen ist, als sich der 50 PS Diesel, möglicherweise voll besetzt, über die schmalen Straßen Oberbayerns oder vielleicht über die Alpenpässe gen Italien quälen musste. 1955 waren die Straßen relativ dünn befahren, aber zehn Jahre später sah das schon ganz anders aus. Und so mancher Käfer- oder Kadett-Fahrer, benebelt von den tiefschwarzen Dieselschwaden, musste bestimmt drei oder vier Anläufe nehmen, bevor er sich am asthmatisch vor sich hin keuchenden O319 vorbei quetschen konnte.
Fakt ist, die Kleinbusse sind selten geworden und heute vielleicht für das ein oder andere Unternehmen als Werbe- oder Sympathieträger sicher eine gute Investition. Denn ein Hingucker ist die anscheinend frisch restaurierte, Stupsnase in jedem Falle. Und sympatisch? Auf alle Fälle. Hätten die hartgesottenen Trucker ihm den fast schon zärtlich klingenden Namen Stupsnase gegeben?
Wer sich das Video einmal anschauen will, hier kommt der Link
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