Bye Bye Benz! Mercedes-EQ zieht den Stecker

Erst Titel, dann Abschied. Trotz "Electric first" verlässt Mercedes die Formel E

Bye Bye Benz! Mercedes-EQ zieht den Stecker: Erst Titel, dann Abschied. Trotz "Electric first" verlässt Mercedes die Formel E
Erstellt am 18. August 2021

Vor zwei Tagen haben wir noch über das Gerücht berichtet, jetzt ist es amtlich: Mercedes zieht den Stecker aus dem Formel-E-Engagement am Ende von Saison 8 im August 2022, obwohl man sich erst am Sonntag zum ersten Weltmeister in dieser Rennserie gekürt hat, und das gleich doppelt als Fahrer- und Team-Champion. Die Gründe für diesen Schritt bleiben auch nach dem gründlichen Lesen der Pressemitteilung unverständlich. Schließlich hat der Daimler Konzern erst im Juli seine neue Strategie "Electric First" bekanntgegeben. Genau diese Strategie soll nun der Grund für das Aus in der vollelektrischen Weltmeisterschaft sein.

Von Null auf Doppel-Champion in nur drei Jahren

Seit HWA Racelab in der Saison 5 zum ersten Mal auf die Rennstrecke gegangen ist und damit das Fundament für den Formel-E-Einstieg von Mercedes gelegt hat, hat sich das Team zu eine Siegkandidaten entwickelt. Stoffel Vandoorne erzielte beim Finale der Saison 6 den ersten Mercedes-Sieg in der Formel E. Es folgte ein starker Start in die Saison 7, in der das Team in seinem erst zweiten Jahr der Teilnahme bereits um die Weltmeisterschaft kämpfen konnte. Dies gipfelte am vergangenen Wochenende in Berlin im Gewinn der ABB FIA Formel E Fahrer- und Team-Weltmeisterschaften, womit Nyck de Vries und das Mercedes-EQ Formel E Team die ersten vollelektrischen Weltmeister im Motorsport wurden.

Formel E wird der Elektromobilität geopfert - echt jetzt?

Zeitgleich gab Mercedes-Benz Ende Juli die strategische Entscheidung bekannt, dass sich die Marke darauf vorbereitet, noch vor Ende des Jahrzehnts vollelektrisch zu werden, wo immer die Marktbedingungen es zulassen. Als Teil der neuen strategischen Ausrichtung hat sich die Marke bewusst dazu entschieden, die Ressourcen zugunsten dieses schnelleren Hochfahrens der Elektrifizierung umzuverteilen. Dabei muss das Engagement in der Formel E dran glauben, um Ressourcen für die Entwicklung der neuen Plattformen freizumachen.

Konzentration auf Formel 1 und auf Mercedes-AMG

Gleichzeitig gab Mercedes bekannt, sich zukünftig werksseitig noch mehr auf die Formel 1 zu konzentrieren. Das ist zwar an sich eine sehr gute Nachricht. Trotzdem wird nicht klar, warum man angesichts der Konzentration auf vollelektrische Mobilität in der Zukunft ein derart erfolgreiches Engagement wie das in der eben vollelektrischen Formel E aufgibt und somit dieses Marketinginstrument verliert. Das könnte ein völlig falsches Zeichen sein, schließlich geht ein Werkseinsatz in der Formel E weit über den sportlichen Wert hinaus. Vielmehr ist es ein Statement pro Elektromobilität. Dies wird weltweit stark beachtet. Ein Rückzug könnte natürlich ebenso als Statement gewertet werden. Vorstandsmitglied Markus Schäfer, verantwortlich für Entwicklung und Forschung, ist da anderer Meinung: "Die Formel E war ein Beleg für unsere Kompetenz im Bereich der Elektroantriebe im Motorsport und ein guter Weg, um unsere Marke Mercedes-EQ zu etablieren. In Zukunft werden wir den technologischen Fortschritt - besonders im Hinblick auf Elektroantriebe - mit Fokus auf die Formel 1 vorantreiben." Marketingchefin Bettina Fetzer lässt hingegen keine Zweifel an den Prioritäten offen: "Die Formel E hat uns in den vergangenen beiden Jahren die Möglichkeit gegeben, die Marke Mercedes-EQ in einem hochgradig endemischen und wirklich innovativen Format zu präsentieren. Aus strategischer Sicht positionieren und stärken wir jedoch Mercedes-AMG als unsere Performance-Marke, gerade durch deren enge Zusammenarbeit mit dem rekordbrechenden Formel 1-Team. Die Formel 1 wird in den kommenden Jahren auch den Schwerpunkt unseres Werksengagements im Motorsport darstellen.

Aston Martin? Wolff Venturi? Und was machen die Fahrer?

Das so gut funktionierende Team versucht nun, seinen Fortbestand ohne Werksunterstützung zu sichern. Teamchef Ian James will jedenfalls nicht einfach aufgeben: "Obwohl Mercedes-Benz sich dazu entschlossen hat, die Serie zu verlassen, wissen wir um den Wert und die Stärke der Formel E. Aus diesem Grund werden wir die besten Optionen für das Team prüfen, um auch über die Saison 8 hinaus an der Formel E teilzunehmen." Dabei geistern mehrere Szenarien herum. Man munkelt, Toto Wolff will mit dem von seiner Frau geleiteten Venturi-Team zusammenspannen und das Team als Privatier übernehmen. Susi Wolff wäre dann Teamchefin. Der bisherige Mercedes-Teamchef Ian James käme in diesem Fall als Ersatz für Toto Wolff im Formel 1 Team in Betracht. Ein anderes Gerücht besagt, dass Aston Martin - gerade in die Formel 1 eingestiegen - das Formel E Team übernehmen und auch dort als Werksmannschaft auftreten könnte. Auch auf die Fahrer wartete eine ungewisse Zukunft. Champion Nyck de Vries träumt immer noch seinen Formel 1 Traum, aber dafür muss er nun schleunigst aufsteigen. Für das Werksteam dürfte es noch zu früh sein, aber denkbar wäre das Williams-Team, wo er den ins Werksteam abwandernden George Russell ersetzen könnte. Dort könnte er ein paar Jahre F1-Erfahrungen sammeln, um dann Lewis Hamilton zu beerben, wenn dieser seine Karriere in absehbarer Zeit beendet.  Stoffel Vandoorne hingegen muss hoffen, in der Formel E weiterhin ein Cockpit zu bekommen und ist daher sicher sehr an einem Fortbestehen des Teams in irgendeiner Form interessiert.

Nochmal Vollgas ... äh Vollstrom in der kommenden Saison

Für die letzte Saison in der Formel E ist laut Toto Wolff aber nochmal volle Attacke angesagt. "Wir können auf unsere Erfolge in der Formel E stolz sein, ganz besonders das WM-Double, das wir am vergangenen Wochenende in Berlin gewonnen haben. Dieser Erfolg wird als ein historischer Meilenstein in die lange Rennsportgeschichte von Mercedes-Benz eingehen. Jetzt werden wir alles dafür geben, um sicherzustellen, dass wir unser Formel-E-Abenteuer in der Saison 8 standesgemäß beenden." 

Das Formel E Weltmeisterschaftsfinale in Berlin Mercedes-EQ und Nyck de Vries sind Doppel-Weltmeister auf den letzten Drücker Das hätte man nicht besser scripten können: Im allerletzten Rennen der Saison holten Nyck de Vries und das Mercedes-EQ Formel E Team sowohl den Fahrer- als au Knaller! Das Mercedes-EQ Formel E Team trotz WM-Titel vor dem Ausstieg? Die Entscheidung ist bereits gefallen! Zieht Mercedes den Stecker? Bei Mercedes ist die Freude über den Doppel-Titel in der Formel E Weltmeisterschaft natürlich groß. Schon im zweiten Jahr als Werksteam konnte man alle ander

 

1 Kommentar

  • Pano

    Pano

    Also werden die unfassbar großen Mittel die bislang in der Formel E versenkt wurden ab 2022 eingespart um damit die Entwicklung der künftigen .EA-Plattformen zu finanzieren? Müssen ja horrende Summen gewesen sein. Ein Glück, daß die Formel 1 in den nächsten Jahren immer günstiger wird und dann nicht mehr so ins Gewicht fällt... Absurde Statements zu verfassen um nicht nachvollziehbare Entscheidungen schönzureden ist bestimmt die hohe Kunst des Marketings. Verstehen tu ich es trotzdem nicht. Grüße Pano

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