Daimler-Streichprogramm: 30.000 Jobs sollen wegfallen. Der Unmut wächst

Belegschaft verunsichert. Mercedes-Betriebsrat gibt sich kämpferisch

Daimler-Streichprogramm: 30.000 Jobs sollen wegfallen. Der Unmut wächst: Belegschaft verunsichert. Mercedes-Betriebsrat gibt sich kämpferisch
Erstellt am 27. Juli 2020

Der Ton im Hause Daimler wird angesichts des neuen Stellstreichtplans rauer.
Um die Fixkosten mittel- und langfristig zu senken, will der Konzern nun bis zu 30.000 Stellen abbauen. Der bewährte gedeihliche Miteinander beim Stern wankt. Es wird allseits Front gemacht. Auf einmal gibt es die da oben und die da unten. Dass sich die Positionen von Belegschaft und Management zu verfestigen scheinen, hat offenbar viel damit zu tun, dass zum Instrumentarium des Sparprogramms der Konzernleitung wohl auch das Mittel der betriebsbedingten Kündigung gehört. Aus Sicht des Gesamtbetriebsrates ein No-Go, welches sich durch die mit dem Konzern geschlossene Vereinbarung „Zukunftssicherung (ZuSi)“ bis 2030 generell verbietet. Doch der Vorstand rüttelt nun an dem Konstrukt. Wenn die Ziele des Konzerns nicht anders zu erreichen seien, dann sehe auch ZuSi vor, dass betriebsbedingten Kündigungen nicht ausgeschlossenen seien. Aus Sicht des Gesamtbetriebsrates ist ZuSi aber keine Schönwettervereinbarung, sondern ist für Krisenzeiten gemacht. Inwieweit das Getöse aus der obersten Etage und die verbale Wehrhaftigkeit des Betriebsrates auch Theaterdonner ist, bleibt abzuwarten. Wir halten fest, dass das Vokabular des Umgangstones „borstiger" wird und die Mitarbeiter vom Gesamtbetriebsrat auf eine kämpferische Haltung gegen Werkschließungen und das Instrumentarium der betriebsbedingten Kündigung als Mittel der Kostensenkung eingestimmt wird. Nachfolgend zitieren wir aus einer aktuellen Info des Daimler-Gesamtberiebsrates an die Mitarbeiter.

„Liebe Kolleginnen und Kollegen,

im Moment herrscht eine große Unruhe im Unternehmen. Diese Unruhe wird angeheizt durch immer neue Spekulationen und Sensationsmeldungen der Presse. Diese laufen scheinbar unter dem Motto "Wer bietet mehr?" und jeden Tag hört man neue Zahlen, wie viele Arbeitsplätze in unserem Unternehmen abgebaut werden sollen. (...) Unser Personalvorstand schließt öffentlich nicht einmal mehr betriebsbedingte Kündigungen aus. Wir möchten Euch auf diesem Wege nochmals in aller Klarheit sagen: Wir haben eine Beschäftigungssicherung bis 2030 - und wir haben eine Transformationszusage. Diese haben wir in der Gesamtbetriebsvereinbarung zu Projekt Zukunft fest vereinbart. Beschäftigungssicherung und Transformationszusage stehen für uns nicht zur Debatte! Auch über Werksschließungen sprechen wir nicht!“

Autor: Mathias Ebeling

Weitere Artikel zu diesem Thema

Größter Personalabbau der Daimler-Geschichte Stellenabbau bei Daimler: 30.000 Jobs in Gefahr Die Ergebnisse für das zweite Quartal 2020 beim Daimler waren schlecht. Am Ende steht ein Milliardenverlust auf dem Zettel. Grund dafür soll die Corona-Pandem

Radikales Daimler Sparprogramm: Das hat Zetsche-Nachfolger Källenius vor Medienbericht: Daimler plant massiven Stellenabbau - 10.000 Jobs sollen wegfallen Daimler muss sparen. Aber wie? Laut eines Medienberichts soll zu den Maßnahmen auch ein massiver Stellenabbau von 10.000 Jobs gehören

Medienberichte zu Stellenabbau beim Daimler: "Führungskräfte sollen Mitarbeiter unter Druck setzen." Daimler-Betriebsrat: „Lassen nicht zu, dass Mitarbeiter „rausgedrückt" werden.“ Weil der Daimler sparen muss, will er weltweit 10.000 Arbeitsplätze streichen. Der Stellenabbau soll vor allem in indirekten Bereichen - also in der Verwaltung

Daimler-Krise: Ola Källenius nimmt seine Führungskräfte in die Verantwortung Post von Ola: Daimler-Chef gibt Führungskräften im Konzern Mitschuld an der Krise Dass Daimler nach 1,2 Milliarden € Verlust in Q2 nicht zur Tagesordnung übergehen kann, war klar. Die Führungskräfte haben das jetzt schriftlich bekommen

1 Kommentar

  • Pano

    Pano

    Wenn es um die Deutungshoheit der Verhandlungen geht schenken sich beide Seiten in der Öffentlichkeit seit Wochen nichts. Im Betriebsverfassungsgesetz werden Arbeitgeber und Betriebsrat zur vertrauensvollen Zusammenarbeit verpflichtet. Die stelle ich mir aktuell eher schwierig vor. Aber der BR hat Recht wenn er sich auf die bestehende Gesamtbetriebsvereinbarung beruft, weil die rechtlich bindend ist. Ich hoffe sehr, daß ein tragfähiger Kompromiss gefunden wird der wirklich im Interesse der Mitarbeitenden ist. Grüße Pano

Schreibe einen Kommentar

Login via Facebook

Community