Auf dem Bild zu sehen: Die Anlage in Cork, Irland, war die erste von Apple außerhalb der USA.
Lange war gezweifelt worden, doch mittlerweile dürfte kein Zweifel mehr daran bestehen, dass Apple ein eigenes Auto auf den Markt bringen wird. Alles nur noch eine Frage der Zeit.
Apple begann 2014 mit der Arbeit an einem Projekt für ein elektrisches, autonomes Auto. Doch es ist nur überaus wenig über das nicht nur in der Autoindustrie viel diskutierte Projekt bekannt; nicht nur wegen der enormen Geheimhaltung, die alles umgibt, sondern auch, weil es große Richtungsänderungen im Verlauf des Projekts gegeben hat. Die ursprüngliche Idee von „Project Titan“ war es, ein elektrisches und autonomes Auto allein und ohne Kooperationspartner zu bauen, doch dann erkannte Apple 2016, dass dies zu kompliziert werden würde und begann Verhandlungen mit einigen etablierten Marken in der Automobilindustrie. Die Früchte der Gespräche waren jedoch überschaubar und so konzentrierte man sich ab 2017 zunächst auf die Entwicklung der autonomen Fahrtechnologie und weniger Kernmodule, die Apple bei dem Fahrzeug wichtig waren. Erst im vergangenen Jahr wurden die Gespräche mit Unternehmen aus der Autoindustrie wieder aufgenommen, die die Produktion des Fahrzeugs übernehmen könnten.
Apple fehlt das Know-How in der Fahrzeugproduktion
Der strategische Zick-Zack-Kurs offenbart den kolossalen Zwiespalt: „Ist es besser, dem iPhone-Modell zu folgen - das Design zu entwerfen, Betriebssystem / Software zu entwickeln und die Produktion an ein externes Unternehmen abzugeben - oder das Produkt von A bis Z herzustellen und es zu vermarkten? Dem vorherrschenden Geschäftsmodell zu folgen, ist die natürlichste Lösung, weil - optimistisch gesagt - die durchschnittlichen Gewinnspannen in der Automobilindustrie nicht einmal zehn Prozent des Umsatzes erreichen, während der kalifornische Tech-Riese Gewinne von mehr als 50 Prozent für jeden Artikel hat, der in die Hände des Verbrauchers gelangt. Außerdem fehlt dem Unternehmen das Know-How in der Fahrzeugproduktion und ein weltweites Vertriebsnetz, dessen Aufbau viel Zeit in Anspruch nehmen und millionenschwere Investitionen erfordern würde. Es genügt ein Blick auf Tesla, um zu sehen, dass es 17 Jahre gedauert hat, um 2020 die ersten Jahresgewinne zu präsentieren, wobei die Besonderheit ist, dass diese 720 Millionen nur durch den Verkauf von CO2-Emissionsgutschriften an andere Autohersteller möglich waren, die die anspruchsvollen Ziele zur Bekämpfung der Verschmutzung nicht erfüllt hatten.
Hilft Magna - der Zulieferer der G-Klasse?
Aber auch die Anwendung des eigenen, bekannten Geschäftsmodells ist keine leichte Aufgabe. Der richtige Partner könnte Foxconn sein, das taiwanesische Unternehmen, das bereits das iPhone herstellt. Aber wenn Apple Ihnen schon das Leben schwer macht, indem es Ihre Geschäftsmargen bei den begehrtesten Smartphones der Welt auf zwei Prozent drückt – wie sähe es dann erst bei einem Auto aus, das wohl deutlich weniger Gewinn abwirft? Darüber hinaus hat Foxconn eine Vereinbarung mit dem chinesischen Start-up Byton unterzeichnet, um 2022 seinen ersten SUV zu produzieren, und hält eine Plattform für Elektrofahrzeuge anderer Start-Ups bereit, die sich in diesen Sektor wagen wollen. Diese offene Art der Beziehung gefällt dem Apfel nicht.
Die zweite potenzielle Braut für die lang ersehnte Hochzeit ist Magna International, einer der größten Automobilzulieferer der Welt, der bereits in Österreich Autos Fahrzeuge wie Mercedes G-Klasse, Jaguar i-Pace, BMW Z4 / Toyota Supra produziert und mit dem chinesischen Riesen BAIC das Volumen verdoppeln will. Aber auch in diesem Fall hat das Zögern von Apple keinen Abschluss gebracht und die Tatsache, dass Magna mit Waymo (führend bei Software für autonome Google-Autos) und Sony (für ein elektrisches und autonomes Auto) verhandelt, beseitigt ein monogames Beziehungsszenario.
Der Hyundai Konzern mit seinen verschiedenen Marken profiliert sich auch für diese Kooperation, denn die Kompetenz ist vorhanden, und die Fabrik in Georgia / USA könnte 100.000 Einheiten pro Jahr garantieren, die für den Break Even benötigt werden. Als bekannt wurde, dass sich die Koreaner in Gesprächen mit Apple befand, drehte sich Apple um und zwang die Koreaner in die Verlegenheit, ihre offizielle Position in dieser Angelegenheit leugnen. Im Januar, als die Verhandlungen öffentlich gemacht wurden, erreichten die Aktien von Hyundai und Kia Dekaden-Höchststände, was den Konzern vielleicht dazu ermutigte, die führende Rolle in dieser Kooperation zu akzeptieren.
Die Multimillionen-Dollar-Frage
Apple arbeitet an leistungsfähigeren und billigeren Akkus, hat mehr und mehr Wissen über die Lidar-Sensoren, die bereits vom iPhone 12 Pro verwandt werden und eine detaillierte dreidimensionale Ansicht der Umgebung ermöglichen, stellte Experten für künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen an die Spitze der Task Force für das Projekt Titan. All das bedeutet nicht, dass man nunmehr bereit für einen Alleingang ist. Wie der CEO von Nvidia, Jen-Hsun Huang, eine Weltreferenz im Bereich der künstlichen Intelligenz, voraussagte, werden die Autohersteller sehr bald in der Lage sein, den Verkauf ihrer Fahrzeuge zum Selbstkostenpreis zu akzeptieren. Gewinne würden dann mehr oder weniger allein durch ihre Software und die Fähigkeit der Fahrzeuge, diese Inhalte zu aktualisieren, erzielt. Und dann läuft das Geschäft eher wie bei Apple als bei den traditionellen Autoherstellern wie Volkswagen, Stellantis, General Motors und Co. - zumindest so, wie wir sie heute kennen.
Bleibt die Frage, wie das Apple Car aussieht, das im Jahre 2025 auf der Straße unterwegs sein soll? Ein iCar, hergestellt von einem Zulieferer ohne nennenswerte Sichtbarkeit oder nur das autonome Apfelgehirn eines elektrischen Roboterautos mit dem Logo eines traditionellen Autoherstellers? Das ist die Multimillionen-Dollar-Frage.
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