Höhere Margen als im Drogenhandel

Daimler bekämpft den Handel mit gefälschten Ersatzteilen

Höhere Margen als im Drogenhandel: Daimler bekämpft den Handel mit gefälschten Ersatzteilen
Erstellt am 29. Juli 2021

Auf dem Foto: Felgen nach Belastungstest: Original (links) und Fälschung (rechts)

"Fake it until you make it" - so denken scheinbar kriminelle Ersatzteilanbieter im weltweiten Netz und auf Messen. Die Zahl der Produktfälscher ist nicht nur gigantisch hoch, sondern ist zu Corona-Zeiten nochmal stark angestiegen. Produktfälschungen sind aber nicht nur illegal, sie gefährden auch die Sicherheit und Gesundheit von Autofahrern und anderen Verkehrsteilnehmern.

Was tun? Ganz klar: Daimler hat auch im Jahr 2020 Produktfälschern den Kampf angesagt. Im Fokus standen dabei vor allem sicherheitsrelevante Produkte wie gefälschte Bremsscheiben oder Räder. Produktfälschungen sind für Laien optisch oft kaum von Originalteilen zu unterscheiden, qualitativ aber meist minderwertig und verfehlen gesetzliche Mindestvorgaben. Sie stellen deshalb ein erhebliches Risiko für die Gesundheit und Sicherheit der Kunden dar.

2020 über 550 Razzien durchgeführt

Florian Adt, Leiter Legal Product Intellectual Property: „2020 wurden über 1,7 Mio. gefälschte Daimler-Produkte beschlagnahmt. Wir haben über 550 Razzien initiiert und begleitet. Das ist eine leichte Steigerung im Vergleich zum Vorjahr – trotz der Herausforderungen durch die Pandemie.“ Aufgrund der weltweiten Lockdowns mussten zahlreiche Razzien aufgeschoben werden, viele zuständige Gerichte stellten kurzzeitig ihre Arbeit ein.

Häufig gehen die Produktpiraten mit hoher krimineller Energie vor und erzielen laut einer Studie des Wirtschaftsverbands Unifab oft höhere Margen als im Drogenhandel. In vielen Fällen lassen organisierte Fälscher ihre Ware unter menschenunwürdigen Bedingungen ohne Rücksicht auf Umweltstandards, Arbeitsschutz oder Menschenrechte produzieren.

138.000 gefälschte Produkte von Online-Plattformen

Auf dem Foto: Das Auto mit den gefälschten Bremsbelägen (oben im Bild) hat einen deutlich längeren Bremsweg.

Wegen Corona nahm 2020 der Online-Handel deutlich zu. Das machte diesen Vertriebsweg auch für Fälscher noch interessanter. Florian Adt: „Wir haben unsere Markenschutz-Strategie angepasst und die Maßnahmen gegen Fälschungen im Online-Handel ausgebaut. Insgesamt konnten wir 138.000 gefälschte Produkte von Online-Plattformen entfernen lassen. Das ist etwa dreimal so viel wie im Vergleichszeitraum vor der Pandemie.“

Der Bereich Intellectual Property Enforcement ist global aufgestellt und eng vernetzt mit den Zoll- und Strafverfolgungsbehörden. Die Markenschutz-Strategie umfasst die drei Säulen „Aufspüren, Angreifen und Vorbeugen“. Die Markenschützer prüfen weltweit verdächtige Angebote auf Online-Plattformen oder Messen und können so Fälscher identifizieren.

Was können typische Alarmsignale sein?

Auf dem Foto: Bremsbeläge nach Belastungstest: Fälschung (links) und Original (rechts)

Typische Alarmsignale sind ein auffällig niedriger Preis, Auffälligkeiten in der Produktqualität oder der Verkauf über dubiose Online-Quellen. Ziel der weltweiten Razzien mit lokalen Behörden sind die großen Fälscher-Netzwerke und die Zerschlagung ihrer Produktions- und Vertriebsstrukturen. Weitere Maßnahmen sind strafrechtliche Verfahren oder Klagen auf Unterlassung, Auskunft und Schadensersatz. Auch bei der Prävention arbeiten die Markenschützer eng mit Zoll und Polizei zusammen. In Trainings und mit Informationsmaterial sensibilisieren sie für die Sicherheitsrisiken und unterstützen bei der Unterscheidung von Originalen und Fälschungen. Das Team leistet so auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit – nicht nur in puncto Sicherheit, sondern auch mit Blick auf Menschenrechte und Umweltschutz.

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