Bis jetzt hat der Zombie (hier geht es zur Geschichte) uns bei seinem neuen Job noch nicht im Stich gelassen und schleppt brav Überseecontainer mit Schuhen, Kleidern und Accessoires meiner Lebensgefährtin sowie meine drei Unterhosen zwei Paar Socken, vier T-Shirts und den Werkzeugkoffer in das neue Zuhause. Da ich meine Tage im Moment tagsüber in Latzhose mit dem Inbusschlüssel in der Hand – abends mit Voltaren aus der Tube verbringe, bleibt kaum Zeit zum Schreiben. Viel erlebt hat der Zombie ja eh nicht wirklich in den letzten Tagen...
Sollte jetzt jemand denken :" Coole Farbe – und sogar Leder: Ich kaufe auch mir auch einen!", sollte er lieber nochmal die folgende Kaufberatung zur Baureihe 210 lesen, die übrigens im Mai 2020 ihr 25-jähriges Jubiläum feiert. Ich möchte nämlich niemanden in sein Unglück treiben! Beim Zombie war es die Kombination aus etwas Glück, gutem Netzwerk, Abenteuerlust und der Idee, darüber eine Story zu schreiben, die mich zum wohlüberlegten (lol!) Kauf verleitet haben.
„Sehen Sie die E-Klasse mit neuen Augen" ...lud uns die Mercedes-Benz Werbung kurz vor der Markteinführung der neuen E-Klasse 1995 vollmundig ein!
Das haben wir dann auch gemacht! Dieses Auto war wirklich anders, als alles, was wir bisher von Mercedes gewohnt waren! Keine Ecken und Kanten mehr an der Karosserie, keine optische Verwandtschaft mit irgendeiner anderen Baureihe – und vor allem: Was glotzte uns da vieräugig an, worauf die Werbung schon subtil im neckischen Wortspiel aufmerksam gemacht hatte? Ein Mercedes mit runden Scheinwerfern hatte es schließlich seit der Heckflosse nicht mehr gegeben.
Dank rot-weißer „Spiegeleier" zum red-dot Design Award
Wir kannten seit unserer Kindheit nur Breitbandscheinwerfer; die Älteren können sich vielleicht noch die hochkant stehenden Scheinwerfer des /8 erinnern!
Das dem Geschmack der 90er angepasste, „frischere" Design sprach zwar eine jüngere Zielgruppe an und wurde sogar mit dem red-dot Design Award belohnt – an einigen Ecken haben die Designer in ihren aubergine-farbenen Zweireihern aber wirklich übertrieben: Mit der Abkehr vom zeitlosen, wenig verspielten Bruno Sacco Design durfte nun sogar an den Rückleuchten „das Runde in das Eckige". Das Ergebnis waren rot-weiße „Spiegeleier" in den Rücklichtern, die Nebelschlussleuchten und Rückfahrscheinwerfer beherbergten. Dieser 90er-Jahre Design- Fauxpas wurde gottseidank mit der großen Modellpflege (int.: „MoPf2") 1999 behoben.
Classic, Elegance oder Avantgarde
Auch technisch hatte sich einiges gegenüber dem Vorgänger getan. Erstmals wurden Features wie 3. Bremsleuchte, elektrische Fensterheber vorne und hinten sowie das Traktionssystem ETS zum Serienumfang angeboten. Anders als bei der Vorgänger-Generation W124 konnte man zudem Ausstattungspakete ordern. Die Basisversion hieß analog zur C-Klasse nun „Classic"; die gehobene Ausstattung „Elegance" und die (irgendwie) „sportliche" Line wurde unter dem Namen „Avantgarde" angeboten.
Mit über 1,6 Millionen Exemplaren zum Erfolgsmodell
Spätestens seit Einführung des „Raumwunders" T-Modells im Jahr 1996 hatte sich der W210 bereits fest im Markt etabliert und wurde mit 1.653.437 gebauten Fahrzeugen zwischen 1995 und 2002 zu einer Erfolgsgeschichte für die schwäbische Marke mit dem Stern.
Der W210 wurde dabei zweimal „ge-MoPft", angetrieben von 4-, 5- und 6-Zylinder Dieselmotoren sowie 4-, 6-, und 8-Zylinder Benzinern und konnte als Limousine (W210), Limousine mit verlängertem Radstand (V210), T-Modell (S210) oder sogar Fahrgestell (VF210; besonders beliebt bei Aufbauherstellern von Fahrzeugen für die „wirklich letzte Fahrt") bestellt werden. Das Coupé entfiel zugunsten des W208; bekannt als CLK. ...aber dies ist eine andere Geschichte, die bei Gelegenheit noch erzählt werden muss!
Endstufe E55 AMG
Die Krönung der 90er-Jahre E-Klasse Generation waren die inzwischen direkt über das Mercedes-Benz Vertriebsnetz angebotenen AMG Modelle mit ihren gewaltigen V8 Motoren. Die letzte Ausbaustufe war der sensationelle E55, der so manchem Porschefahrer den Angstschweiß auf die Stirn trieb. Er muss sich dabei gefühlt haben, wie Willy Bogner in Schußfahrt 10 Meter vor der herandonnernden Lawine, wenn ein E55 freie Durchfahrt auf der linken Spur begehrte!
Rost ist DAS Problem der Baureihe W210
Der W210, der übrigens im Mai 2020 seinen 25-jährigen Geburtstag feiert, konnte vieles besser als sein inzwischen bereits zum Youngtimer gereifter Vorgänger - eines konnte er jedoch besonders gut: Rosten! ...und zwar so wie man es seit den 70er Jahren nicht mehr gewohnt war. Insbesondere die Türen und die Federteller der Vorderachse wurden von der regelrechte Orgien-feiernden, braunen Pest befallen. Mercedes-Benz hat zwar großzügige Lösungen für befallene Fahrzeuge angeboten, das Image der Baureihe litt dadurch jedoch gewaltig. Insbesondere die Türen und die Federteller
Auf dem Weg zum gesuchten Youngtimer?
Sicherlich ist dies auch der Hauptgrund, warum wir heute so selten auf einen gepflegten, rostfreien W210 treffen. Dennoch ist der W210 ein Fahrzeug auf dem Weg vom Kiesplatz-Flatterfähnchen-Schnäppchen zum gesuchten Youngtimer. Der Blickwinkel ändert sich langsam – und eines haben wir längst gelernt: Irgendwann wird jeder gut gepflegte Mercedes ein Sammlerstück.
Unsere Kaufempfehlung
Grundsätzlich immer das besser gepflegte und ausgestatte, teurere Auto der zweiten Modelpflege kaufen. Die Laufleistung ist dabei weniger wichtig, als der Pflegezustand und der Zustand der Karosserie.
Optimalerweise schnappt man sich einen der seltenen 4 MATIC (die es übrigens auch als AMG E55 gab) aus Grazer Produktion. ...die rosten nämlich deutlich weniger!
Die Kaufberatung hatte ich mal für meinen Kumpel Dirk Krühler anlässlich der Youngtimer Show 2015 (youngtimer-show.de) auf Zeche Ewald in Herten anlässlich des 20. Geburtstages des Vieraugengesichts geschrieben. Neben den Schönen Sternen in Hattingen ist die Youngtimer Show übrigens eine der coolsten und angenehmsten Klassiker-Veranstaltungen im Ruhrgebiet, bei denen man am Eingang nicht auf die Tweet-Sakko Pflicht hingewiesen, oder nach dem Clubausweis gefragt wird.
Freuen wir uns also alle auf die Zeit, in der von Corona nur noch „mit Limette aus der Flasche" die Rede ist und man sich endlich wieder mit seinen Benzin-Brüdern zwanglos treffen darf.
1 Kommentar
Geronimo
2. Mai 2020 17:21 (vor über 4 Jahren)
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