2020 ist Christian Nikolais Firma „RaumLenker MotorConsult“ an den Start gegangen: Für mehr Selbstbewusstsein und Cojones in der Automotive Kommunikation, für Zukunft, die Herkunft braucht, für neue Konzepte und Wege, die bisher noch nicht gegangen wurden: Christian hat sich mit RaumLenker MotorConsult und der Erfahrung aus über 20 Jahren im Vertrieb und Marketing bei Mercedes-Benz Händlern und der Daimler-Konzernzentrale unter dem Leitbild „Zukunft braucht Herkunft“ auf die Entwicklung von maßgeschneiderten Kommunikations- und Vertriebskonzepten in der Automobilindustrie spezialisiert. Regelmäßig schreibt Christian Artikel für Mercedes-Fans, unter anderem die Geschichte vom „Zombie-Kombi“.
Teil 11
Dass am Zombie hier und da noch ein wenig Hand anzulegen war, weiß, wer die bisherigen Beiträge gelesen hat. Da er aber jeden Tag gebraucht wurde, eigentlich ganz gut durch den Alltag kam und bis auf ein blaues Auspuff-Wölkchen beim Start keine Auffälligkeiten zeigte, wurde er gefahren und betankt – mehr nicht.
Andreas Mayer von HECC und ich sehen uns derzeit im Rahmen eines anderen Projektes oft und so wurde bei einem Kaffee die Idee zu „Betreutes Schrauben am Zombie mit Bild und Ton“ geboren. „…sollte ja kein Hexenwerk sein“, dachte ich mal wieder!
Mitte September hatten wir schon beim Diagnose-Termin die Klimaanlage befüllt, sodass ich die letzten Tage des Spätsommers nicht mehr schweißgebadet und bei 150 km/h mit offenem Fenster im Auto verbrachte. Eigentlich sollte mit einem Kontrastmittel die Undichtigkeit gefunden werden. Die Klimaanlage war wider Erwarten dicht und funktioniert immer noch. So schleicht sich leicht der Verdacht ein, dass dieses Auto quasi durch Handauflegen repariert werden kann.
Als ich dann zum betreuten Schrauben nach Dorsten fuhr, war ich selbstverständlich felsenfest davon überzeugt, dass das auch dieses Mal wieder ähnlich laufen würde. Also ab auf die Hebebühne und nach kurzer Einweisung fing ich an, die Motorverkleidung, den Luftfilterkasten und alles, was bei der Reparatur im Weg war, auszubauen. Hierbei war mir schnell klar, dass ein Auto aus 1999 ganz anders konstruiert wurde, als die Klassiker, die ich gewohnt war. Alles ist enger, fummeliger und schlechter erreichbar, als bei einer Pagode oder einem W123. Ich wünschte mir unsere Kinder Max und Lilly herbei die mit ihren kleinen Patschhändchen in die Ecken kämen, wo ich mit meinen Klodeckel-Händen entweder steckenblieb oder nur mit zwei Fingerspitzen an die Schrauben kam. Caren, die Frau von Andreas hatte mich inzwischen in der Werkstatt erstmal mit Keksen und Kaffee versorgt. Schrauben, wie im 5-Sterne Hotel!
Apropos 5-Sterne Hotel: HECC repariert normalerweise keine Alltagsautos und hat sich auf High End Classic Cars mit Stern spezialisiert, sowie klassische, luftgekühlte Porsche. Diese werden hier auch nicht einfach repariert, sondern aufwändig restauriert oder gewartet – stets nach Herstellervorgabe, Datenkarte und mit Original-Materialien. Andreas ist nämlich ein totaler Originalitäts-Freak, von dem ich weiß, dass er für die Instandsetzung von 300 SL Hinterachsen so lange recherchiert hat, bis er den Original-RAL Farbton kannte, mit dem das Differential ab Werk von INNEN lackiert wurde! Ich glaube, da hat sogar das Classic Center in Fellbach eine Wissenslücke. Diese Akribie führte wohl auch zum Firmennamen, könnte man vermuten…
Zurück auf die Hebebühne. Dass der Zombie hier wirkt, wie die Kelly Family in ihren besten Zeiten bei den Wiener Philharmonikern, braucht man wohl nicht extra erklären. Ich schämte mich ein wenig für den technischen Pflegezustand, der wenigstens nicht auf meinem Mist gewachsen war. So staunten die beiden Mechaniker, die mich betreuten und die kniffeligen Aufgaben übernahmen, die ich mir nicht zutraute (…also fast alle, bis auf das Auseinanderbauen), wo überall Öl raus tropfte und dass der Zylinderkopf von innen die Farbe hatte, wie Sohle7 auf Zeche Zollverein – kohlrabenschwarz! Da der Ventiltrieb samt Nockenwellen gerade eh ausgebaut war, habe ich die Teile zwischendrin in einer Reinigungskabine hochdruck-geduscht. Siehe da – alles wieder wie neu.
Der Ausbau der Ventilfedern entpuppte sich dann doch etwas kniffliger, als gedacht, da das vorhandene Spezialwerkzeug hierfür eher für ältere Baujahre mit Platz drumherum gedacht war. Wir konnten es einfach nirgends ansetzen, um die Federn zu spannen. So blieb der Zombie dann erstmal stehen, bis am nächsten Tag ein kompakteres Werkzeug besorgt wurde. Caren war so nett, mir ihren 210er T für die Heimfahrt zu leihen. Ein wirklich gepflegtes, schwarzes Schätzchen mit V8 - E430 T mit voller Hütte, der erstaunlicherweise mit 11 l/100km bewegt werden kann. Sollte der Zombie unerwartet das Zeitliche segnen, würde ich vielleicht doch nochmal nachdenken, ob das nicht doch eher die bessere Alternative für mich wäre, statt der R Klasse, die ich eigentlich gerade auf dem Schirm habe.
3... 2... 1... meins! Der 850-Euro-Benz! Teil 8: Müll-Entsorgen und Bötchenfahren in Mülheim
Keine Kommentare
Schreibe einen Kommentar